Tarifstreit im Einzelhandel eskaliert
Berlin. Im Tarifkonflikt für die rund fünf Millionen Beschäftigten im deutschen Einzelhandel will die Kapitalseite Fakten schaffen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) warf der Gewerkschaft Verdi Blockadehaltung vor und erklärte am Montag, man empfehle den tarifgebundenen Unternehmen nun eine Entgelterhöhung ohne Tarifabschluss. »Leider verschließt sich die Gewerkschaft Verdi auch nach mehr als fünf Monaten mit über 50 Verhandlungsrunden bundesweit der mittlerweile längst überfälligen Befriedung dieses Tarifkonfliktes zum Wohle der Beschäftigten im Einzelhandel«, sagte HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke. Stat tdessen halte die Gewerkschaft an ihren »utopischen Eingangsforderungen« fest. Ein rascher Tarifabschluss sei leider nicht absehbar.
Nach einem Beschluss des tarifpolitischen Ausschusses des HDE können nun tarifgebundene Unternehmen frühestens ab 1. Oktober 2023 freiwillige anrechenbare Vorweganhebungen von 5,3 Prozent zahlen - für tarifliche Löhne, Gehälter und Auszubildendenvergütungen. Dies kann demnach in allen Tarifgebieten des Einzelhandels umgesetzt werden. Für die Firmen gebe es keine Verpflichtung, diese Empfehlung exakt und in voller Höhe umzusetzen, betonte Haarke.
Die Tarifverhandlungen werden nicht zentral, sondern regional geführt. Die jeweiligen Forderungen liegen allerdings dicht beieinander. In Baden-Württemberg fordert Verdi 15 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. In vielen Bundesländern - wie Bayern, Berlin oder Nordrhein-Westfalen - sollen die Beschäftigten im Einzelhandel pro Stunde 2,50 Euro mehr Lohn und Gehalt bekommen. (Reuters/jW)
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