Ohne Abonnenten läuft nichts
Liebe Leserinnen und Leser!
Ohne Abonnements keine junge Welt. Diese Feststellung ist deswegen nicht selbstverständlich, weil Abonnements für die meisten deutschen Tageszeitungen und Zeitschriften nicht der wichtigste Einnahmefaktor sind. Vor allem Lokalzeitungen mit einer Monopolstellung in ihrer Region finanzieren sich zu zwei Dritteln durch Anzeigen. Insofern stehen die Verhältnisse bei jW auf dem Kopf: Abonnements sichern die Finanzierung zu etwa 95 Prozent.
Das bedeutet: Wirtschaftliche Interessen sind hier nicht maßgebend, aber die Existenz der Zeitung ist sofort gefährdet, wenn nicht ständig neue Abonnenten gewonnen werden. Sie sind nötig, um Abbestellungen auszugleichen, aber auch um die Qualität der Zeitung zu verbessern.
Die Gründe für Kündigungen sind vielfältig: Jemand zieht ins Ausland (steigt aber vielleicht auf ein freiwilliges Internet-Abonnement um), oder es gibt einen Wechsel an der Spitze eines Allgemeinen Studierendenausschusses, der sich bis dahin die junge Welt hielt, ein Lesecafé muß schließen, oder eine Organisation löst sich auf. Eher selten sind Abbestellungen, die mit Kritik an der Zeitung verbunden sind.
Zunehmend werden jW-Abbestellungen mit finanzieller Not begründet. Kürzungen bei Studierenden, Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern und Rentnern, die kleiner werdenden Etats vieler Familien – der Sozialabbau auf breiter Front trifft auch die jW-Leserschaft. Die Gründe für Abbestellungen sind so ähnlich wie in den folgenden Beispielen aus jüngster Zeit: »Es tut mir leid, ich bin gezwungen aufgrund von Arbeitslosigkeit mein Abo zum schnellstmöglichen Zeitpunkt zu kündigen« (Edgar K.) – »Leider muß ich mein Abo zum nächstmöglichen Termin kündigen. Wir haben einfach Kohleprobleme und können uns die jW zur Zeit nicht leisten. Sobald es uns finanziell besser geht, werden wir wieder abonnieren.« (Andrea S.) – »... muß ich – nach 25 Jahren (mit kleinen Unterbrechungen) – leider aus finanziellen Gründen mein Abonnement der jungen Welt kündigen, ich hoffe, nur vorübergehend.« (Gabriele S.) – »Leider hat sich meine finanzielle Situation in der letzten Zeit dramatisch verschlechtert, da ich studiere und mit den letzten vier Monaten dreimal mein Bafög gekürzt wurde und ich auch zusätzlich neben meinem Praktikum nichts mehr verdienen darf, daß ich jetzt mit weinendem Herzen mein Abo kündigen muß (worüber ich wirklich sehr traurig bin). Sobald ich wieder genug Geld zur Verfügung habe, werde ich mir als erstes wieder mein Abo bei Euch holen!« (Maria B.)
Die Leserinnen und Leser der jungen Welt gehören häufig nicht zu denen, die in ihrem Monatsbudget Spielraum haben. Nicht wenige sparen sich das Geld für diese Zeitung von kleinen Einkünften ab. Da geschieht es immer wieder, daß die finanzielle Decke zu kurz wird. In letzter Zeit haben wir von einigen Abonnenten allerdings auch die Mitteilung bekommen, daß sie die Abonnementkosten für jemand anderen mitübernehmen – Solidaritätsabonnements in anderer Form. Dafür bedanken wir uns sehr.
Entscheidend bleibt aber, daß die junge Welt neue Abonnenten gewinnt, daß möglichst viele vom Sozial- auf ein Normal- oder ein Solidaritätsabonnement umsteigen oder daß ein Internetabonnement abgeschlossen wird. Das wird, gerade im Hinblick auf das Inkrafttreten des »Hartz IV« betitelten Raubzuges, wahrscheinlich noch schwieriger als bisher. Wir versuchen dennoch, den Kopf oben zu behalten und die junge Welt weiterzuentwickeln, weil wir meinen, daß diese Zeitung noch nötiger wird als bisher. Viele Abonnenten sehen das ähnlich. Einige wollen wir Ihnen in der nächsten Woche vorstellen.
Verlag und Redaktion
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!