Auf Distanz
Wenige Wochen vor dem diesjährigen Brecht-Festival in Augsburg muss sich Festivalleiter Julian Warner gegen Antisemitismusvorwürfe verteidigen. Am Montag distanzierte sich Warner von einer Unterschrift, die er im Jahr 2020 unter einem offenen Brief geleistet hatte. In dem Brief, den mehr als 1.500 Personen unterzeichnet haben, wurde ein Beschluss des Deutschen Bundestages kritisiert, mit dem dieser 2019 die antiisraelische Boykottkampagne BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) als antisemitisch verurteilt hatte. In dem von Warner unterzeichneten offenen Brief heißt es u. a., die Einschränkung des Rechts auf Boykott sei eine »Verletzung demokratischer Prinzipien«.
»Ich lehnte damals und lehne heute den Israel-Boykott ab und bin zu keiner Zeit ein Unterstützer des BDS gewesen«, erklärte der Festivalchef. »Vor dem Hintergrund des Antisemitismusskandals bei der Documenta 15 (2022) sowie des verbrecherischen Angriffs der Hamas vom 7. Oktober 2023 distanziere ich mich ausdrücklich von meiner 2020 getätigten Unterschrift unter genannten offenen Brief.«
Der Münchner Kulturanthropologe Warner leitet das Festival in Bertolt Brechts Geburtsstadt seit dem vergangenen Jahr. Alle drei Jahre wird ein neuer Festivalchef berufen. In Augsburg wurde im vorigen Jahr ein Vortrag des jW-Autoren Jakob Reimann beim örtlichen Friedensfest verschoben, weil er BDS unterstütze und »gegen Israel hetze«. (dpa/jW)
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