Vollversammlung der US-Zikaden
Springfield. »Zikade zuwenig? Zikade zuviel? / Wer zählt die Stimmen / unterm Basalt.« Was Enzensberger da besingt, ist der Lebenszyklus der Singzikaden, die deutlich länger als Larve unter der Erde leben denn als geschlüpftes Exemplar, mit dem es nach wenigen Wochen auch schon wieder vorbei ist. Lange Probe, kurzer Auftritt. In Japan erscheinen Zikaden etwa jährlich. In Nordamerika dominiert die Zikadengattung Magicicada, die in noch viel längeren Zeitabständen schlüpft. Die Great-Southern-Brut mit ihrem Zyklus von 13 Jahren und die Northern-Illinois-Brut mit ihrem Zyklus von 17 Jahren begegnen einander folglich selten. Das kleinste gemeinsame Vielfache zweier Primzahlen ist ihr Produkt, so schlüpfen beide Bruten nur alle 221 Jahre gemeinsam. Dieses Jahr ist es wieder so weit. Im Südosten und mittleren Westen der USA werden mehrere hundert Milliarden Zikaden erwartet. Jahrelang graben die Tiere in ihren (insgesamt fünf) Larvenstadien durch den Boden an die Oberfläche. Zur Ernährung stechen sie Baumwurzeln an, die sie aussaugen. Die letzte Häutung findet an der Oberfläche statt. Da die Tiere sich in der kurzen Zeit nach dem Schlüpfen paaren, könnte das Zusammentreffen zweier Populationen neue Populationen hervorbringen. (jW)
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