Berlinale. Kleine Dinge wie diese
Politischer als sonst sei sie gewesen, die diesjährige Berlinale, heißt es gerade gelegentlich. Was weniger vom Programm getragen sein dürfte, als von der politischen Weltlage beeinflusst. Hatten sich im Rahmen der Eröffnungsgala noch diverse Künstler gegen das Erstarken der extremen Rechten gewandt, kam es am Sonnabend bei der Preisverleihung zu einigen Solidaritätsbekundungen mit den Menschen in Gaza. So beklagte der palästinensische Filmregisseur Basel Adra, der für »No Other Land« über die Besatzung der Westbank den Dokumentarfilmpreis erhielt, dass Israel »Zehntausende Menschen in Gaza geschlachtet« habe. Er forderte Deutschland dazu auf, seine Waffenlieferungen an Israel einzustellen.
Derweil traten Teile des Filmteams von »Direct Action« mit Kufijas (»Palästinensertücher«) auf die Bühne, um den Preis für den besten Film der Reihe »Encounters« entgegenzunehmen. Der Dokfilm porträtiert eine Gruppe militanter französischer Umweltschutzaktivisten, die ein Großflughafenprojekt bekämpfen. In seiner Dankesrede an der Seite seines französischen Koregisseurs Guillaume Cailleau (Foto, r.) sprach sich der US-Filmemacher Ben Russell (l.) »gegen den Genozid und für einen Waffenstillstand in Solidarität« aus. Die beiden vergleichsweise wenig radikalen Auftritte wurden noch am Wochenende in diversen deutschsprachigen Medien als »Israelhass-Skandal« (Bild) dargestellt. Der »Teddy-Award«, der genuin politische queere Filmpreis der Berlinale, ging an den Dokfilm »Teaches of Peaches« von Judy Landkammer und Philipp Fussenegger über die kanadische Electroclash-Sängerin Peaches. Den »Special Teddy« erhielt Lothar Lambert.
Die Preise der Internationalen Jury:
Bester Film: »Dahomey« von Mati Diop
Großer Preis der Jury: »Yeohaengjaui pilyo« (»A Traveler’s Needs«) von Hong Sang-soo
Preis der Jury: »L’Empire« von Bruno Dumont
Beste Regie: Nelson Carlos De Los Santos Arias für »Pepe«
Beste Hauptrolle: Sebastian Stan in »A Different Man«
Beste Nebenrolle: Emily Watson in »Small Things Like These«
Bestes Drehbuch: Matthias Glasner für »Sterben«
Herausragende künstlerische Leistung: Kameramann Martin Gschlacht für »Des Teufels Bad«
(dpa/jW)
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