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Aus: Ausgabe vom 15.07.2024, Seite 2 / Ausland
Attentat auf Trump

Trump bei Attentat angeschossen

Attentat bei Wahlkampfveranstaltung. Schütze war registrierter Republikaner
Von Jörg Kronauer
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Nach Schüssen auf ihn wird Donald Trump von Secret-Service-Beamten in Sicherheit gebracht

Ein Anschlag auf Donald Trump überschattet den am Montag in Milwaukee (Wisconsin) beginnenden Nominierungsparteitag der US-Republikaner für die Präsidentenwahl. Trump, der dort offiziell zum Kandidaten gekürt werden soll, hatte am Samstag nachmittag (Ortszeit) einen Mordanschlag auf einer Wahlkampfkundgebung in der Kleinstadt Butler (Pennsylvania) mit einer leichten Schussverletzung am rechten Ohr glimpflich überstanden. Ein Besucher der Veranstaltung wurde tödlich getroffen, weitere wurden durch Schüsse verletzt, zwei von ihnen schwer.

Am Tatort wie auch bei den Behörden liefen am Sonntag die Bemühungen um Aufklärung der Tat auf Hochtouren. Als Täter wurde der 20jährige Thomas Matthew Crooks aus einem Vorort der nahe gelegenen Großstadt Pittsburgh identifiziert. Er soll Anfang 2021 insgesamt 15 US-Dollar auf ein Unterstützungskonto der Demokraten eingezahlt haben, inzwischen aber als Republikaner eingetragen sein. Zu seiner Motivation oder möglichen Tatbeteiligten war zunächst nichts bekannt. Kritik wurde am US-Polizeiapparat laut. Unklar blieb etwa, wieso der Täter mit einem nicht ganz unauffälligen Gewehr des Typs AR-15 auf das Dach eines kaum mehr als 100 Meter entfernten Gebäudes in bester Schussposition klettern konnte – und wieso Beamte, die von Zeugen darauf hingewiesen wurden, nichts taten. Crooks wurde, soweit bislang ersichtlich, nach seinen ersten acht Schüssen von gut positionierten Scharfschützen erschossen.

In den USA wurde der Mordanschlag parteiübergreifend auf das Schärfste zurückgewiesen. Präsident Joseph Biden nannte die Tat »krank«, erklärte, jeder müsse sie verurteilen, und telefonierte schon kurz nach dem Attentat mit Trump. Sein Wahlkampfteam setzte umgehend die TV-Wahlwerbung aus. Die rasche Reaktion ist wohl auch dem Versuch geschuldet, eine weitere Zunahme der ohnehin starken politischen Polarisierung in den Vereinigten Staaten zu verhindern. Erste Republikaner begannen sofort, den Demokraten die Schuld an dem Anschlag zuzuschieben. Deren überaus heftige Kampagne gegen Trump habe »direkt zu dem Mordversuch geführt«, behauptete etwa Senator James David Vance aus Ohio auf X. Vance gilt als möglicher Kandidat für das Vizepräsidentenamt unter Trump.

Einhellig verurteilt wurde das Attentat auch im Ausland. Unterstützer von Trump wie Argentiniens Präsident Javier Milei oder Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán drückten ihr Mitgefühl mit dem Expräsidenten aus. Bundeskanzler Olaf Scholz nannte die Tat »verabscheuungswürdig«. Chinas Außenministerium teilte mit, Präsident Xi Jinping habe Trump »seine Anteilnahme ausgesprochen«; in Beijing sei man »besorgt über die Schüsse«. Nur die russische Regierung äußerte sich anders. Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow urteilte, angesichts der fortwährenden Versuche, Trump politisch auszuschalten – so etwa mittels Gerichtsverfahren oder auch auf dem Wege seiner Diskreditierung –, sei es »für alle außenstehenden Beobachter offensichtlich gewesen, dass sein Leben in Gefahr war«.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich Kral aus Potsdam (16. Juli 2024 um 09:25 Uhr)
    In »Gods own Country« muss man sich hüten, gegen die derzeit amtierende Regierung zu polemisieren. Insbesondere, wenn man, zumindest im Wahlkampf, den Krieg des US-Regimes unter Nutzung seiner nützlichen Idioten in der Ukraine, beenden will. Ob das nun leeres Wahlkampfgeschwafel eines mit einem massiven Ego ausgerüsteten »Trumpeltier« ist, weiß heute natürlich niemand. Denn an sein Versprechen, den Krieg binnen 24 Stunden zu beenden, ist ja zumindest eine Bedingung geknüpft, und zwar muss Russland dazu auch bereit sein. Dies hängt entscheidend davon ab, ob seine Interessen gewahrt werden. Dass man Trump jetzt offenbar beseitigen wollte und der angeblich beste Sicherheitsdienst der Welt dabei zugesehen hat, zeigt, welcher Wind in diesem Land weht.
  • Leserbrief von Volker Wirth aus Berlin (15. Juli 2024 um 12:42 Uhr)
    Jetzt ist dem vorbestraften Kriminellen der Wahlsieg wohl kaum noch zu nehmen. Selbst wenn nun noch für den Clinton-Obama-Biden-Clan Michelle Obama ins Rennen ginge, das wohl einzige menschliche Antlitz in diesem Kreise – es dürfte zu spät sein. Die von Obama verkündete, aber zugunsten des NATO-Vormarsches in den Osten Europas nie konsequent umgesetzte »Hinwendung nach Asien« (pivot to Asia) könnte nun Fahrt aufnehmen, das Verhältnis der Militärhilfe einerseits für die Ukraine, andererseits für Taiwan, die Philippinen, Südkorea sowie Australien und Neuseeland sich umkehren.
    Als cleverer Geschaeftsmann wird Trump vielleicht versuchen, Russland freie Hand für die Ukraine, Georgien und Moldawien zu geben, um mit diesem »Handel« die Allianz mit China und die Unterstützung für Kuba, Venezuela und Nikaragua zu »knacken«. Denn eins dürfte feststehen: viel friedlicher wird es nicht zugehen – jedenfalls wenn der Kandidat seine Amtseinführung überhaupt erlebt.
    Auf die EU kommen da harte Zeiten zu, wenn sie ihre Ostexpansion nicht an den Nagel hängen will. Schon sammeln sich im Donau-Balkan-Raum die Gegenkräfte. Vielleicht werden ja auch die Deutschen endlich wach, denen ohne Not und ohne selbst nur parlamentarische Debatte nuklearwaffenfahige. Mittelstreckenraketen der USA namens »Dark Eagle« untergeschoben werden sollen.
  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (15. Juli 2024 um 11:10 Uhr)
    Politische Gewalt hat keinen Platz in einer »beispieldemokratischen Gesellschaft wie den USA«. Trotzdem leben die US-Präsidenten gefährlich. Im kollektiven Gedächtnis der USA spielt der Attentatsversuch keine große Rolle. Er hat dort keinen Platz, weil es eine Reihe schwerwiegenderer Attentate auf US-Politiker gegeben hat. Allein vier US-Präsidenten wurden im Amt erschossen: Abraham Lincoln 1865, James A. Garfield 1881, William McKinley 1901 und John F. Kennedy 1963. Natürlich sind politische Attentate keine US-amerikanische Erfindung, sondern so alt wie die Menschheit. Cäsaren und österreichische Kronprinzen fielen ihnen zum Opfer. Doch keine andere moderne westliche Demokratie wurde von so vielen aufsehenerregenden Attentaten erschüttert wie die USA. Dies liegt nicht nur, aber auch an der Waffenliebe der Amerikaner: Wie man sagt, macht Gelegenheit Diebe.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Manfred G. aus Manni Guerth (15. Juli 2024 um 15:42 Uhr)
      Ich bin zutiefst »erschüttert«, da wird politische Gewalt gegen einen US-Präsidenten Kandidaten ausgeübt, in dem man auf ihn rumballert. Mein Gott, wie »schrecklich«. Was ist dagegen die Gewalt militärischer Hegemonie der USA die humanitäre Tragödien verursacht – völlig »nebensächlich«. »Seit 2001 haben die Kriege und Militäroperationen, die die Vereinigten Staaten im Namen der Terrorismusbekämpfung begonnen haben, über 900.000 Menschenleben gefordert, darunter etwa 335.000 Zivilisten, Millionen verletzt und Dutzende Millionen vertrieben. Der Irak-Krieg von 2003 führte zu etwa 200.000 bis 250.000 zivilen Toten, darunter über 16.000, die unmittelbar vom US-Militär umgebracht wurden. Zugleich wurden mehr als eine Million Menschen obdachlos. Die Vereinigten Staaten haben 37 Millionen Flüchtlinge auf der ganzen Welt geschaffen. Seit 2012 hat sich allein die Zahl der syrischen Flüchtlinge verzehnfacht. Zwischen 2016 und 2019 wurden 33.584 zivile Todesfälle bei den syrischen Kämpfen dokumentiert, darunter 3.833 durch Bombenangriffe der US-geführten Koalition, die Hälfte davon Frauen und Kinder. Der öffentlich-rechtliche US-Rundfunk (PBS) berichtete am 9. November 2018, dass allein bei den Luftangriffen der US-Streitkräfte auf Rakka 1.600 syrische Zivilisten getötet wurden.« Aus: Chinas Generalabrechnung: Die Hegemonie der USA und ihre Gefahren. Manni Guerth
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (15. Juli 2024 um 14:13 Uhr)
      Was für eine inhaltsleere Worthülse, Gewalt habe keinen Platz in der ach so demokratisch verfassten Welt. Haben die Ausbeutung, die Unterdrückung, der Neokolonialismus und die geistige Manipulierung, die wir in dieser Welt täglich erdulden müssen, wirklich nichts mit Gewalt zu tun? Und weshalb eigentlich sollen wir uns von denen, die diese Gewalt täglich ausüben, belehren lassen, dass ihre Gewalt gewaltfrei sei? Vielleicht sollte der Gewaltfreiprediger Biden seine Sonntagsreden besser einmal der israelischen Regierung oder im Gazastreifen vortragen. Oder in jenem Stab der NATO, in dem die neuesten gewaltfreien Raketen zur gewaltfreien Kriegführung und zur gewaltfreien Knechtung der gesamten Welt konzipiert werden?
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (14. Juli 2024 um 22:28 Uhr)
    Darf man Trump jetzt offiziell als Schlitzohr bezeichnen? Ich dachte immer, dass in den USA nur amtierende Präsidenten ermordet werden, jetzt müssen schon Kandidaten Muffensausen haben. Gibts da gar keine Werte mehr, die geachtet werden? Über das Akronym USSS möchte ich nicht weiter persiflieren.

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