Petro kommt nur schleppend voran
Von Sara Meyer, BogotáDer Umweltschutz und der Umstieg auf erneuerbare Energieträger sollten neben den Sozialreformen die Vorzeigeprojekte von Gustavo Petro werden. »Einen Wandel für das Leben« hatte der linke Präsident den Kolumbianern bei seinem Amtsantritt versprochen. Dennoch werden Umweltschützer weiterhin ermordet. Petro hat mit der Unterzeichnung des Escazú-Abkommens den Versuch unternommen, dem Töten von Aktivisten Einhalt zu gebieten.
Zwar befindet sich das Land weiterhin im Kampf zwischen Wirtschaftsbossen und Umweltschützern und ist auf Staatseinnahmen aus schädlichem Rohstoffabbau angewiesen, doch sind einige Initiativen der Regierung spürbar: Seit dem 7. Juli sind etwa Plastiktüten und Einweggeschirr aus den Geschäften verbannt. Petro stammt selbst aus der Umweltschutzbewegung und hat die Umwelt zu einer seiner obersten Prioritäten erklärt. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört die Verabschiedung der »Ley de páramos«, die den Schutz der einzigartigen Hochlandmoore (Páramos) sicherstellt. Diese Ökosysteme sind entscheidend für die Wasserspeicherung und beherbergen zahlreiche endemische Arten.
Auf internationaler Ebene setzt Kolumbien auf Zusammenarbeit, unter anderem durch Programme wie REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation), die die Bemühungen zur Reduzierung der Entwaldung und Förderung nachhaltiger Entwicklungsprojekte unterstützen. Besonders eng arbeitet Petro mit seinem brasilianischen Amtskollegen Lula da Silva beim Schutz des Amazonasregenwaldes zusammen, der beide Länder miteinander verbindet.
Trotz dieser Fortschritte gibt es erhebliche Herausforderungen. Gerichtsurteile zum Umweltschutz werden oft ignoriert oder umgangen, und die Bedrohungen und Angriffe auf Umweltaktivisten reißen nicht ab. Viele Aktivisten leben in ständiger Angst um ihr Leben. Zudem mangelt es an Transparenz in Genehmigungsverfahren für umweltschädliche Projekte und ausreichenden Ressourcen für die Umweltbehörden, um die neuen Gesetze effektiv durchzusetzen.
Erfolge, wie neue Gesetze zur Reduzierung des Plastikverbrauchs, der Schutz des Amazonas und strengere Strafen für Umweltvergehen, zeigen, dass es die Regierung durchaus ernst meint. Das Umweltministerium wurde nach Petros Regierungsantritt gestärkt, und der Grundstein für eine verbesserte Kommunikation sowie die Gewährleistung der Rechte und Mitsprache indigener Gemeinschaften und der Landbevölkerung bei Umweltentscheidungen wurde gelegt. Dennoch bleibt der Konflikt zwischen Wirtschaftsentwicklung und Umweltschutz ein zentrales Problem.
Während einige Fortschritte sichtbar sind, bleibt die Erfüllung dieser Versprechen bis zum Ende seiner Amtszeit im August 2026 eine anspruchsvolle Aufgabe, bisher wurde wenig umgesetzt. Die Regierung hat internationale Mittel zur Unterstützung von Projekten für saubere Energien erhalten, und das Departement La Guajira wurde zum »Epizentrum« der Energiewende erklärt. Allerdings haben einige der Großprojekte soziale Konflikte ausgelöst, insbesondere in indigenen Gebieten, in denen riesige Windparks entstehen sollen, wie der geplante »Parque Eólico Windpeshi« des italienischen Konzerns Enel Green Power, der 6.200 Hektar umfassen soll.
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