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Aus: Ausgabe vom 30.07.2024, Seite 8 / Ansichten

China einkreisen

Militärkooperation USA–Japan
Von Jörg Kronauer
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Einig gegen Beijing: Die Außenminister der Quad-Gruppe unter sich (Tokio, 29.7.2024)

Die Schlinge um China zieht sich weiter zu: Das ist die Quintessenz der Beschlüsse, die die Außen- und Verteidigungsminister Japans und der Vereinigten Staaten am Sonntag in Tokio gefällt haben. Die Beschlüsse reichen weit. Einer lautet: Die USA werden für ihre rund 55.000 Soldaten, die sie auf Stützpunkten in Japan stationiert haben, ein eigenes operatives Hauptquartier schaffen. Bislang wurden die Truppen von Hawaii aus kommandiert; im Kriegsfall gilt dies, weil die Kommunikation gestört werden kann, als ungünstig. Es kommt hinzu, dass Japan im Begriff ist, gleichfalls ein zentrales Hauptquartier für seine Streitkräfte zu errichten, strukturell wohl nach US-Modell. Es wird im März oder im April des nächsten Jahres einsatzfähig sein. Aus Washington heißt es, im Prinzip sähe man es gerne, wenn das neue US-Hauptquartier möglichst nah bei dem neuen japanischen Hauptquartier errichtet werden könnte; einer gemeinsamen, eng aufeinander abgestimmten Kriegführung wäre das äußerst förderlich.

Ein weiterer Beschluss der Außen- und Verteidigungsminister lautet: Die Streitkräfte beider Länder sollen in Zukunft stärkere Aktivitäten auf Japans südwestlichen Inseln entfalten. Ein Blick auf die Landkarte zeigt: Inseln wie Ishigaki, Yonaguni – im Südwesten von Okinawa gelegen – reichen fast bis Taiwan. China wird systematisch eingekreist. Zumal schon einige Kilometer südlich von Taiwan die ersten Inseln folgen, die zu den Philippinen gehören, wo die US-Streitkräfte zur Zeit im Rahmen von Manövern mit Mittelstreckenwaffen hantieren. Ob sie die wie versprochen wieder abziehen – wer weiß. Apropos Mittelstreckenwaffen: Japan hat im Januar einen Vertrag über den Erwerb von 400 »Tomahawk«-Marschflugkörpern unterzeichnet; gegen das, was sich da rings um China zusammenbraut, sind die in Kürze in Deutschland erwarteten US-Mittelstreckenwaffen, so fatal ihre Stationierung ist, ein Klacks. Dass US-Verteidigungsminister Lloyd Austin jetzt in Tokio angekündigt hat, in die gemeinsame Kriegsplanung explizit auch Nuklearwaffen einzubeziehen, setzt dem Ganzen die Krone auf.

Und auch das ist noch nicht alles. Am Montag kamen in Tokio die Außenminister der Quad-Staaten zusammen, also Japans, Australiens, Indiens und der USA. Das Bündnis richtet sich ebenfalls gegen China. Die Minister beschlossen, ihre maritime Kooperation zu stärken. Sie kündigten zudem an, Satellitendaten auszutauschen und auf dem Feld der Cybersecurity intensiver zusammenzuarbeiten. An koordinierte Hauptquartiere ist im Fall Indiens zwar auf absehbare Zeit nicht zu denken; über ein etwaiges US-Hauptquartier in Australien aber wird bereits spekuliert. Nebenbei: Japan, Australien, Indien – das sind die Länder, in denen die Einheiten der deutschen Luftwaffe und der deutschen Marine, die gerade die Asien-Pazifik-Region durchqueren, Manöver abhalten. Da mag die »rot-grün-gelbe« Koalition in Berlin sich sonst von Krise zu Desaster hangeln – eins schafft sie: Die Bundeswehr ist an noch jedem potentiellen Kriegsschauplatz präsent.

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