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Aus: Ausgabe vom 30.07.2024, Seite 8 / Ansichten

Schlammbader des Tages: James David Vance

Von Arnold Schölzel
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Viel Rummelwunder im Wahlkampfrummel: Sen. JD Vance mittendrin (Waite Park, 28.7.2024)

Im US-Wahlrummel geht es zu wie auf jedem anderen Jahrmarkt: Die Muskeln der Preisboxer sind nicht echt, die Würfel beim Zockerkönig gezinkt, die Schießbudenluftgewehre verbogen, was in der Bratwurst ist, will keiner wissen, aber es macht Vergnügen, weil jeder weiß, dass nichts ist wie es von den Ausrufern gebrüllt wird. Alles wie im wirklichen Leben, aber Show.

Anzunehmen ist daher, dass der designierte Vizepräsident des Kandidaten Donald Trump, James David Vance, die von der New York Times (NYT) am Sonnabend veröffentlichten fünf Auszüge aus seinen E-Mails »an einen transsexuellen Kommilitonen« aus den Jahren 2014 bis 2017 als Animation verbuchen wird. Hierzulande fragte zwar bild.de am Montag »Feuert Trump jetzt seinen Vize?« und die biedere Frankfurter Rundschau sah gar eine »Schlammschlacht«. Politpampe verursacht jenseits des großen Teichs aber wenig Aufregung, sie wird dort seit fast 250 Jahren gerührt, dass es spritzt.

Was hat der frühere Vance-Freund der NYT gepetzt? Zum Beispiel, dass ihm Vance nach der Ermordung des 18jährigen Schwarzen Michael Brown 2014 durch einen Polizisten schrieb: »Ich hasse die Polizei. Angesichts der negativen Erfahrungen, die ich mit ihr in den letzten Jahren hatte, kann ich mir nicht vorstellen, was ein schwarzer Kerl durchmachen muss.« Im Dezember 2015 bezeichnete Vance Trump als »Demagogen«: Er glaube aber, »dass die Menschen schon immer verrückten Mist geglaubt haben.« Kurz vor der US-Wahl 2016 berief sich Vance wegen Trump sogar auf die oberste Instanz: »Gott erwartet besseres von uns.« Klar, der Alte setzt auf Vance. Dessen Stab reagierte auf die NYT-Neuigkeiten entsprechend gelassen und meinte, Vance habe eben seine Ansichten geändert, »nachdem er Vater geworden war und eine Familie gegründet hatte.« Klingt fast wie wiedergeboren. Ein Rummelwunder.

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