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Aus: Ausgabe vom 31.07.2024, Seite 7 / Ausland
Sahel

Ukraine eröffnet im Sahel neue Front

Mali: Mit Unterstützung Kiews sollen Separatisten der Regierungsarmee schweren Schlag zugefügt haben
Von Gerrit Hoekman
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Mali vertraut im Kampf gegen Separatisten und Dschihadisten auf russische Unterstützung (Nordmali, 21.4.2022)

Die Ukraine eröffnet offenbar im Krieg gegen Russland ein neues Schlachtfeld in Afrika. Laut der englischsprachigen Wochenzeitung Kyiv Post vom Montag will der ukrainische Geheimdienst GUR in Mali die Tuareg mit wichtigen Informationen versorgt haben, so dass es ihnen vergangene Woche gelungen sei, Soldaten der Regierung und Mitglieder der »Gruppe Wagner« in einen Hinterhalt zu locken. Angeblich sind Dutzende Soldaten und Söldner getötet oder verletzt worden, behaupten die Aufständischen. Die malische Armee bestätigte die Kämpfe, sprach aber laut Reuters von zwei getöteten Soldaten und rund 20 gefallenen Separatisten.

Die Gefechte fanden am Donnerstag und Freitag bei dem Wüstenort Tinzaouatine statt, dicht an der Grenze zum Nachbarland Algerien. »Dieser Sieg ist eine klare Antwort an diejenigen, die unsere Entschlossenheit unterschätzen, unser Territorium und unser Volk zu verteidigen«, wurde Mohammed Elmaouloud Ramadane, der Sprecher der von den Tuareg dominierten Allianz »Ständige Strategische Plattform« ­(CSP-DPA), am Montag von der Nachrichtenseite Afrik.com zitiert. Die eigenen Verluste würden sich auf sieben Kämpfer belaufen. »Dieser Sieg ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Verwirklichung unseres Traums von einem freien und unabhängigen Azawad«, so ein weiterer Sprecher gegenüber Afrik.com.

Die Tuareg-Separatisten kämpfen seit Jahrzehnten im Norden Malis für einen eigenen Staat namens Azawad. Nachdem lange Zeit laizistische Gruppen wie die »Nationalbewegung zur Befreiung des Azawad« (MNLA) führend waren, haben zuletzt auch Dschihadisten enormen Zulauf erhalten. Die Truppen der Militärregierung von Staatspräsident Assimi Goïta, die sich 2020 in Mali an die Macht putschte, wollen einen souveränen Tuareg-Staat verhindern und bekämpfen Separatisten und Dschihadisten erbittert. Im vergangenen Jahr gelang es der Armee, Teile der von den Tuareg kontrollierten Gebiete zurückzuerobern, unter anderem die Stadt Kidal. Die Regierung wird auf eigenen Wunsch von der russischen »Gruppe Wagner« unterstützt, die neuerdings als »Afrikakorps« firmiert.

Die Tuareg hätten »nicht nur Informationen erhalten«, zitierte der britische Guardian Andrij Jussow, einen Vertreter des Geheimdienstes GUR. Ob sie auch Waffen erhalten haben oder ukrainische Militärs bei den Kämpfen anwesend waren, ließ er offen. In einem mit der »Gruppe Wagner« eng verbundenen Telegram-Kanal wurde dem Guardian zufolge am Montag von großen Verlusten berichtet. Tuareg und auch Dschihadisten hätten schwere Waffen, Drohnen und Suizidbomber eingesetzt. Kyiv Post veröffentlichte am Montag ein Foto, auf dem vermeintliche Tuareg mit einer ukrainischen Fahne vor der Kamera posieren. Die Gesichter einer Handvoll Männer sind unkenntlich gemacht. Weil sie Ukrainer sind? Die »Militäroperation gegen russische Kriegsverbrecher« sei erfolgreich gewesen, so Jussow laut Kyiv Post. »Wir werden die Einzelheiten im Moment nicht besprechen, aber es wird noch mehr dazukommen.«

»Man geht davon aus, dass ukrainische Streitkräfte im Sudan aktiv sind, einem weiteren Ort, an dem ›Wagner-Truppen‹ in Kämpfe verwickelt waren, was noch ein Zeichen dafür ist, dass ­Kiews Kampf mit Moskau eine globale Dimension angenommen hat«, vermutete der Guardian am Montag. Rache dürfte eine nicht geringe Rolle für die Ukraine spielen. Einige der in Mali eingesetzten »Wagner«-Leute sollen bereits im russisch-ukrainischen Krieg gekämpft haben und waren, so behauptet jedenfalls die Ukraine, an Kriegsverbrechen beteiligt.

»Die Übergriffe der Regierungstruppen und Söldner werden nicht ungestraft bleiben«, sagte ein führender Vertreter der Separatisten laut Afrik.com. »Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, (…) unseren legitimen Kampf zu unterstützen.« Die Tuareg seien bereit, »über eine gerechte und dauerhafte politische Lösung zu verhandeln, aber wir werden niemals bei unseren Grundrechten nachgeben«. Und die Regierungstruppen? »Wir werden niemals zurückweichen«, zitierte die Nachrichtenseite Malijet am Dienstag Armeesprecher Souleymane Dembélé. Die Truppen »werden sich niemals ihrer hoheitlichen Aufgabe verweigern, die darin besteht, das gesamte Staatsgebiet wiederzuerlangen«.

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