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Aus: Ausgabe vom 06.08.2024, Seite 1 / Kapital & Arbeit
Angst vor der Rezession

Historischer Kurssturz in Tokio

Japanischer Leitindex gibt rasant nach. Ursachen sind schwache US-Wirtschaft und KI-Branche
Von Susanne Knütter
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Zahlenkolonnen des Grauens: Jedenfalls für die, die am Montag auf dem Parkett der japanischen Hauptstadt verlieren

So schnell kann es gehen. Vor wenigen Wochen notierten Dax, Nasdaq und Nikkei noch auf Rekordniveaus. Zu Beginn der neuen Börsenwoche nun der Rekordsturz – zunächst in Japan. Der Nikkei gab mit einem Verlust von mehr als zwölf Prozent so stark nach wie seit 2011 nicht mehr. Mit einem Minus von 4451,28 Zählern erlebte er den größten Punktabsturz binnen eines Handelstages seiner Geschichte. Gegenüber der Höchstmarke von 42.400 Punkten im Juli stürzte der Nikkei sogar um 20 Prozent ab.

Auch an den anderen wichtigen Handelsplätzen Asiens wurden starke Kursverluste verzeichnet. In Seoul sackte der Leitindex Kospi um 8,8 Prozent ab, in Taipeh verlor der Taiex 8,4 Prozent. Es war auf Schlusskursbasis der größte je gesehene Tagesverlust. Auch die US-Indizes Dow Jones und Nasdaq stürzten ab. An den Börsen in Frankfurt am Main, Paris und London ging es am Montag abwärts – aber nicht so stark. Wegen deutlicher Kursverluste wurde der Handel an der Istanbuler Börse am Montag jedoch zweimal unterbrochen.

Beschleunigt wurde der Ausverkauf an den asiatischen Aktienmärkten von schwachen Wirtschaftsdaten aus den USA. Die Devisenexperten der Commerzbank sprachen von einer »Panik am Markt im Hinblick auf die US-Konjunktur«. Die internationalen Aktienmärkte müssten nun die Gefahr einer Rezession einpreisen, erläuterte Daniel Saurenz vom Investmentportal Feingold Research den Ausverkauf.

Laut dem US-Arbeitsmarktbericht von Freitag wurden im vergangenen Monat lediglich 114.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Deutlich weniger als im Juni und weit weniger als erwartet. Die Erwerbslosenquote stieg gleichzeitig auf den höchsten Stand seit Oktober 2021. Hinzu kommen die Auswirkungen des Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank und die Frage, ob die Fed den Leitzins und damit auch die Kreditkosten zu lange auf dem höchsten Stand seit 23 Jahren gehalten habe.

Und dann ist da noch Verunsicherung wegen Nvidia. Ein Designfehler bei neuen KI-Chips und eine Kartelluntersuchung lassen die Aktie zweistellig einbrechen, berichtete Börse online am Montag. Das könnte weitreichende Folgen für die gesamte Techbranche haben.

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  • Leserbrief von Montag, Heike (6. August 2024 um 08:15 Uhr)
    Dieser Kursturz ist auch Thema im Deutschlandfunk, in der Sendung: Wirtschaft am Mittag, vom 04.08. In den 1,25minütigen atemlos vorgetragenen Bericht, wird darauf hingewiesen, dass Großfirmen in Japan diese Verluste verkraften können, im Gegensatz zu den vielen Kleinanlegern, die von der Regierung ermuntert wurden, in ausländische Assits und Vermögenswerte zu investiert. Das ist seit Anfang des Jahres, zinsfrei möglich. Ich vermisse einen Seitenhieb auf die hier beschlossene Aktienrente.

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