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Aus: Ausgabe vom 06.08.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Ukraine-Krieg

US-Kampfjets in der Ukraine

Dänemark und die Niederlande haben die ersten zehn F-16 geliefert. 80 Maschinen sind zugesagt
Von Reinhard Lauterbach
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Die ersten ukrainischen F-16-Kampfjets ziehen über unbestimmtem Ort ihre Kreise (4.8.2024)

Was schon seit Tagen gerüchteweise durch die Medien schwappte, ist jetzt offiziell: Die Ukraine hat aus Dänemark und den Niederlanden die ersten zehn F-16-Kampfflugzeuge US-amerikanischer Produktion erhalten. Präsident Wolodimir Selenskij gab es am Sonntag bekannt und ließ sich vor einer der Maschinen ablichten – nicht ohne von den westlichen Verbündeten mehr der Maschinen zu verlangen. Bisher sind 80 für dieses und das kommende Jahr zugesagt, aber Selenskij verlangt mindestens 150. In größerer Anzahl geliefert wurden einstweilen offenbar aufblasbare F-16-Attrappen, auf die Russland möglichst seine Raketen verschwenden soll.

Auch am Himmel über der Ukraine wurden die Flugzeuge schon gesehen. Allerdings an eher frontfernen Orten wie dem Bezirk Lwiw oder dem Gebiet Odessa. Denn wie der ukrainische Oberkommandierende General Olexander Sirskij eingeräumt hat, werden die Flugzeuge aus Sicherheitsgründen nicht näher als auf 40 Kilometer an die Frontlinie heranfliegen dürfen. Wahrscheinlich werden die ukrainischen Streitkräfte sie vor allem als fliegende Raketenabwehr einsetzen und in zweiter Linie möglicherweise auch spiegelbildlich zu der Taktik, die Russland seit einigen Monaten anwendet: Aus dem Hinterland Gleitbomben mit größerer Reichweite abzuwerfen, die dann Frontstellungen des Gegners zerstören.

Der Einsatz der zehn Maschinen ist einstweilen auch begrenzt durch das Fehlen von Piloten. Man rechnet damit, dass pro Maschine drei Piloten erforderlich sind, um das Flugzeug rund um die Uhr einsetzen zu können. Bisher haben aber erst zehn ukrainische Piloten die erforderliche Ausbildung in den USA, in Dänemark und den Niederlanden erfolgreich absolviert. Nicht zuletzt die Sprachbarriere zwischen Trainern und Auszubildenden stellte bisher ein Hindernis dar. Eine weitere Schwierigkeit stellt die Frage dar, von wo die F-16 in ukrainischen Diensten starten sollen. Die Maschine benötigt relativ lange Rollbahnen in gutem Zustand. Russland hat deshalb vorsorglich auf den meisten ihm bekannten ukrainischen Militärflughäfen die Rollbahnen und die Wartungsinfrastruktur angegriffen und beschädigt. Anders als die sowjetischen Flugzeugtypen können die F-16 nämlich nicht von Behelfspisten auf gesperrten Autobahnen aus starten. Spekuliert wird deshalb, dass die zehn Maschinen auf Stützpunkten im benachbarten Rumänien stationiert werden und vor ihrem Einsatz nur kurz irgendwo in der Ukraine landen, damit es so dargestellt werden kann, als seien sie von ukrainischem Boden aus gestartet.

In russischen Stellungnahmen werden die F-16 durchaus als ernsthafte Bedrohung der eigenen Fähigkeiten in der Luft wahrgenommen. Erklärt wird aber auch, die modernen russischen Flugzeugmodelle seien den F-16 im Luftkampf überlegen. Denn die US-Kampfjets gehören noch zur sogenannten vierten Generation, während im Moment schon die fünfte gebaut wird. Vor allem aber wird herausgestellt, dass sich die NATO mit der Lieferung dieser Flugzeuge einen Schritt weiter in die Eskalationsspirale begeben habe.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (6. August 2024 um 19:43 Uhr)
    Das Schwadronieren im Westen und bei seinem Vasallen in Kiew über ein angebliches Bemühen, den Konflikt zu beenden, wird durch die Lieferung von Kampfjets als das entlarvt, was es ist - ein Joke. Über die Amoralität dieses Schauspiels soll hier nicht weiter diskutiert werden, man ist mittlerweile schlimmere Demagogie gewöhnt. Ein paar veraltete Jets aus den 1980er Jahren werden die Situation für das Kiewer Regime nicht wesentlich verbessern. Das einzige, was sie bewirken werden, ist eine Verlängerung des Konfliktes, aber das ist ja gewollt.
  • Leserbrief von René Osselmann aus Magdeburg (6. August 2024 um 10:25 Uhr)
    Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist nicht in Sicht und Rufe nach Verhandlungen und Diplomatie verhallen im Sommerwind, denn es sind die 1. F16 Kampfjets in der Ukraine angekommen und jetzt kann dieser abscheuliche Krieg in die nächste Runde gehen! Dieser Krieg wird so weiterhin zu einem Dauerbrenner in Europa, der sich somit immer weiter noch zu einem Feuerball entwickeln kann und das wird gerne in Kauf genommen, schließlich werden die westlichen Werte in der Ukraine verteidigt (was auch immer diese sind?).

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