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Aus: Ausgabe vom 06.08.2024, Seite 4 / Inland
Bildungspolitik

Düstere Aussichten für Kinder

Sommerferien enden in einigen Bundesländern. Die Linke stellt Plan für »bessere Schulen« vor
Von Annuschka Eckhardt
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Wohlfühlort: Toilette einer Jungenumkleide in einem Bremer Schulturnhallengebäude

Endlich wieder Schule: Nach dem Ende der Sommerferien in Thüringen am vergangenen Donnerstag hat am Montag auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie Niedersachsen und Bremen wieder der Unterricht begonnen. Das bedeutet, dass die Kinder und Jugendlichen zurückkehren dürfen in marode Gebäude mit versifften Toiletten und bröckelndem Putz, teurem ungesundem Mittagessen und häufigem Unterrichtsausfall – denn Lehrkräfte sind rar. Ganz zu schweigen davon, dass das Bildungssystem hierzulande alles andere als gerecht ist: Kinder aus armen Familien haben deutlich seltener die Chance, auf ein Gymnasium zu gehen (26,2 zu 60,8 Prozent). Wer kann sich Nachhilfe leisten?

Laut Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FIBS) werden bis 2035 an den allgemeinbildenden Schulen bis zu 177.500 Lehrkräfte fehlen, schon jetzt geht ohne Quer- und Seiteneinsteiger nichts mehr. Im vergangenen Jahr hatten zwölf Prozent der neu eingestellten Lehrkräfte keine klassische Lehramtsausbildung. Den größten Anteil hat das von CDU, SPD und FDP regierte Sachsen-Anhalt. Hier wurden 46,7 Prozent der Stellen durch Bewerber ohne Lehramtsstudium besetzt.

Um diesen und weiteren Problemen der düsteren Orte namens Schule Einhalt zu gebieten, hat die Partei Die Linke am Montag in einer Pressekonferenz einen Fünfpunkteplan für bessere Schulen vorgestellt. Neben der Einstellung von 100.000 neuen Lehrkräften und 200.000 neuen Erziehern und einem Sanierungsprogramm stehen auch ein kostenfreies und gesundes Mittagessen und eine Gemeinschaftsschule für alle Schüler auf dem Wunschzettel. Desweiteren plädierte Ates Gürpinar, Bundesgeschäftsführer der Partei Die Linke, dafür, Bildungspolitik zur Bundessache zu machen, anstatt die Länder mit den Problemen »alleine zu lassen«.

Die Gemeinschaftsschule, die »kein Kind zurücklässt und sozialer Ungleichheit entgegenwirkt«, soll die Kinder »individuell und umfassend« fördern, ganztägig organisiert sein und alle Schulabschlüsse anbieten. Diese Schulen bräuchten »multiprofessionelle Teams für die Betreuung der Kinder, um ihrem Recht auf gute Bildung und individuelle Förderung gerecht zu werden«. Dazu zählten etwa auch Schulsozialarbeiter und Psychologen.

Auf junge Welt-Nachfrage, wie solch eine Schule finanziert werden könne, antwortete Gürpinar: »In der Sekunde, wo die Mittel nicht mehr verstärkt in einzelne elitäre Schulen gesteckt werden, sondern in ein integrierendes System, wo in alle Schüler – vor allem auch die Kinder, die sonst weniger abbekommen – investiert wird, wäre eine ›Schule für alle‹ möglich.«

Fraglich nur, ob das im Interesse der regierenden Parteien wäre: Während die Bundeswehr ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro bekommt, stehen für die Bildung nur 20 Milliarden Euro zur Verfügung – über einen Zeitraum von zehn Jahren.

»Der Fünfpunkteplan für bessere Schulen der Partei Die Linke enthält viele Forderungen der GEW. Die Forderungen machen sehr deutlich, dass der Lehrberuf attraktiver werden muss, damit mehr junge Menschen diesen Beruf wieder ergreifen wollen. Alle Lehrämter müssen die gleiche Eingangsbezahlung haben«, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Montag gegenüber junge Welt. Die Bundesregierung habe die UN-Behindertenrechtskonvention für ein inklusives Schulwesen unterzeichnet, und dies sei am besten in einer »Schule für alle« umsetzbar. »Als GEW fordern wir insgesamt mehr Investitionen in die Bildung, nämlich ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für Bildung«, so Bensinger-Stolze.

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