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Aus: Ausgabe vom 06.08.2024, Seite 5 / Inland
»Schwächelnde« Zuliefererbranche

Continental vor nächster Abspaltung

Automobilzulieferer will auf Kunststoff- und Reifengeschäft setzen und prüft Spin-off
Von Susanne Knütter
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Es rollt einfach nicht mehr beim Hannoveraner Reifenproduzenten

Kurz nach der Meldung, Continental prüfe die Aufspaltung des Konzerns, erklärten die Beschäftigtenvertreter im Aufsichtsrat des Automobilzulieferers bereits ihre prinzipielle Zustimmung. Und ein paar Forderungen. Die Entscheidung, »ein Spin-off des Sektors ›Automotive‹ zu prüfen, ist nach vielen Umwegen die letzte Ausfahrt vor der Sackgasse«. Oberste Priorität müsse jetzt haben, den Beschäftigten »so schnell wie möglich klare Perspektiven und belastbare Ziele aufzuzeigen«, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der IG-Metall-Vorsitzenden Christiane Benner, IG-BCE-Vorstand Francesco Grioli und dem Konzernbetriebsratsvorsitzenden Hasan Allak.

Continental überlegt, den Kunststoff- und Reifenteil von der seit langem »schwächelnden« Autozulieferung abzuspalten. Damit einher ginge eine separate Börsennotierung des Autozulieferergeschäfts im Rahmen eines sogenannten Spin-offs, wie der Dax-Konzern am Montag mitteilte. Die Aktionäre würden damit Eigentümer von zwei getrennten Konzernen.

Beim bisherigen Conti-Konzern würde das profitable Reifengeschäft und die Kunststofftechnik bleiben. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben so das »Wert- und Wachstumspotential« der beiden dann getrennten Konzerne »ausschöpfen«. Im Fall der Zustimmung der Aktionäre ist ein Abschluss der Transaktion bis Ende 2025 geplant.

Über eine Trennung von Kunststoffen und Autozulieferung wird schon lange spekuliert. So seien die Margen von Continental im Autozulieferergeschäft, wozu Bremsen, Sensoren und Assistenzsysteme bis hin zu Displays gehören, ungenügend. Die Sparte lieferte im vergangenen Jahr eine operative Umsatzrendite (EBITDA-Marge) von weniger als fünf Prozent ab, dagegen kamen das Reifengeschäft auf gut 18 Prozent und Contitech auf mehr als zehn Prozent. Unter dem Strich sei es dem Sektor »Automotive« seit dem Autoboomjahr 2018 nicht mehr gelungen, schwarze Zahlen zu erwirtschaften.

Die Gewerkschafter und der Betriebsrat forderten eine solide Kapitalausstattung aller Unternehmensteile. Entscheidend sei, »kräftig investieren zu können – in Innovationen wie sichere Arbeitsplätze«, hieß es in der Erklärung. Dies seien wichtige Signale nicht nur an Investoren, sondern vor allem für die (international rund 200.000) Beschäftigten. »Seit Beginn der Transformation bei Continental waren es vor allem sie, die die Lasten des Umbaus zu tragen hatten. Damit muss endlich Schluss sein.« Für den weiteren Prozess nannten Benner, Grioli und Allak daher Tarifbindung und umfassende Mitbestimmung als »entscheidende Voraussetzungen«. Es dürfe »kein Zurückfallen hinter den Status quo geben«.

Die erste Abspaltung ist es nicht. Bereits vor knapp drei Jahren hatte der Konzern seine »schwächelnde« Antriebssparte Continental Powertrain als »Vitesco Technologies« an die Börse gebracht. Dieses Jahr wurde das Unternehmen an die Schaeffler AG verkauft – und zwar zu einer deutlich höheren Bewertung.

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