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Aus: Ausgabe vom 06.08.2024, Seite 6 / Ausland
USA

Schwarzer August

USA: Mehr als andere ist dieser Monat mit der afroamerikanischen Bewegung verknüpft
Von Jürgen Heiser
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Trauerkundgebung für den verstorbenen Black Panther George Jackson vor der St. Augustine’s Episcopal Church (Oakland, 1971)

Der gerade angebrochene Monat August hat für die Kampftradition der afroamerikanischen Freiheitsbewegung seit Jahrzehnten eine außerordentliche Bedeutung. 1979 fand in den USA das erste Gedenken des »Black August« in Erinnerung an den im August 1971 im kalifornischen Staatsgefängnis San Quentin ermordeten Black Panther George Jackson statt. Auch sein erst 17 Jahre junger Bruder Jonathan war im August 1970 von Staatspolizisten erschossen worden, als er versuchte, seinen Bruder und zwei mitangeklagte Militante aus dem Gerichtsgebäude von Marin County zu befreien.

Das kalifornische Projekt Prison Radio erklärt in seinem aktuellen Newsletter, der »Black August« ehre »die Revolutionäre, die ihr Leben innerhalb und außerhalb der Gefängnisse für das Ziel der Befreiung der Schwarzen geopfert haben«. Das Erbe des Widerstands gegen den rassistischen Staat verbinde sich in diesem Monat mit den aktuellen Befreiungskämpfen, »indem er die Freilassung aller politischen Gefangenen fordert und auf die Bedingungen in den US-Gefängnissen aufmerksam« mache. Der »Black August« steht indes auch für die internationalistische Tradition der afroamerikanischen Freiheitsbewegung mit den Befreiungskämpfen unterdrückter und kolonisierter Völker, wie sich das seit Jahrzehnten auch in der Solidarität mit Palästina zeigt.

In Zeiten von Krieg, Unterdrückung und Völkermord, wie wir sie gerade in der Region des Nahen Ostens erleben, fällt es schwer, angesichts der 33. Olympischen Spiele in Paris nicht an das Herrschaftsinstrument »Brot und Spiele« zu denken, das vom Elend der »Verdammten dieser Erde« (Frantz Fanon 1961) ablenken soll.

Im Zentrum der aktuellen Olympischen Spiele steht das Stade de France. Ein paar Speerwürfe entfernt von diesem Austragungsort sportlicher Wettkämpfe und nicht weit entfernt vom Olympischen und Paraolympischen Dorf im Pariser Vorort Saint-Denis befindet sich eine Straße, die nach einem in Frankreich geehrten US-Bürgerrechtler benannt wurde: die Rue Mumia Abu-Jamal. Im Sommer 2006 erregte die Benennung nach dem mittlerweile seit fast 43 Jahren eingesperrten politischen Gefangenen, Journalisten und Ex-Black-Panther weltweites Aufsehen, als im Parlament des US-Bundesstaates reaktionäre Politiker die Umbenennung der Rue Mumia Abu-Jamal forderten. Die rechte Polizeibruderschaft »Fraternal Order of Police« (FOP) hatte mit ihrem großen politischen Einfluss dafür gesorgt, dass der Kongress von Pennsylvania die »Resolution 407« verabschiedete. Diese forderte von Saint-Denis, die Namensgebung für die Straße rückgängig zu machen. Andernfalls müsse die französische Regierung die Gemeinde dazu zwingen. Sonst würden französische Waren in den USA boykottiert. Doch der Bürgermeister erklärte gegenüber der im Pariser Exil lebenden US-Schriftstellerin Julia Wright: »Ich bin Bretone. Mich kriegen die nicht klein.« Die Bürger von Saint-Denis widersetzten sich also dem immensen Druck aus den USA und sind bis heute stolz darauf, eine Straße nach Abu-Jamal benannt zu haben, der seit 2003 auch Ehrenbürger der Stadt Paris ist.

In einer seiner frühen Kolumnen beschrieb Abu-Jamal den August als historischen Monat »von Unterdrückung und gerechter Rebellion, von individuellen und kollektiven Bemühungen, die Sklaven zu befreien und die Ketten zu sprengen, die uns fesseln«.

Um das »Vermächtnis des ›Black August‹ zu ehren«, zitierte Prison Radio seinen Knastkorrespondenten Peter »Pitt« Mukuria, der kürzlich in einem seiner Berichte an George Jacksons Lieblingszitat des Panafrikanisten Frantz Fanon erinnert habe: »Die Zeit des Redens ist vorbei. Die Zeit des Handelns ist gekommen.« Prison Radio starte deshalb »mit einer tiefen Wertschätzung und Dankbarkeit für diejenigen in den August, die ihr Leben für die Befreiung anderer gegeben haben«. Die Weltlage erinnere mehr denn je daran, »wie wichtig es ist, zu handeln und seine Vorstellungen von einer befreiten Zukunft in die Tat umzusetzen«.

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