Außenseiterin vorn
Von Thomas BergerSie ist mit 37 die mit Abstand jüngste und nach ihrer Tante Yingluck Shinawatra (2011 bis 2014) erst die zweite Frau im mächtigsten politischen Amt des Königreiches: Eine Mehrheit der Nationalversammlung hat am Freitag Paetongtarn Shinawatra zur neuen Premierministerin Thailands gewählt. Nötig war das deshalb, weil am Mittwoch das Verfassungsgericht wegen »grob unethischen Verhaltens« ihren Vorgänger Srettha Thavisin nach nur rund einem Jahr des Amtes enthoben hatte.
Dass die Spitzen der Koalition sie am Ende doch nominierten, kam am Ende als kleine Überraschung. Zunächst hatte es geheißen, die tonangebende Mitte-rechts-Partei Pheu Thai (PT) und ihre Partner hätten sich auf Paetongtarns Parteikollegen Chaikasem Nitisiri (75), unter anderem früherer Justizminister und Exgeneralstaatsanwalt, verständigt. Hinter den Kulissen hatte es jedoch Bedenken gegeben. In Thailand müssen mögliche Premierskandidaten schon vor der Wahl eingereicht werden. Die PT hatte 2023 eine Liste mit den Namen von Srettha, Chaikasem und Paetongtarn hinterlegt. Das beschränkte jetzt die Auswahl, wollte man den Posten nicht etwa Anutin Charnvirakul – Chef des zweitgrößten Partners, der konservativen Bhumjaithai Party – überlassen.
Noch Ende Juli hatte die politisch unerfahrene Paetongtarn verkündet, für das Amt nicht zur Verfügung zu stehen. Das scheint nun vergessen. Mit ihr sitzt also der ohnehin einflussreiche Shinawatra-Familienclan wieder direkt an den Schalthebeln der Macht. Vater Thaksin war 2001 bis 2006 Premier und führte das Land wie ein Unternehmen, bis das Militär den Multimilliardär stürzte. Das gleiche Schicksal ereilte knapp acht Jahre später Schwester Yingluck. Thaksin ist erst im Oktober aus längerem Exil heimgekehrt, eine restliche Haftstrafe wurde erlassen. Direkt politisch betätigen darf er sich nicht. Wie stark er weiter in der PT die Fäden zieht, weiß nur ein kleiner Kreis. Paetongtorn hält ein eigenes, auf 8,4 Milliarden Baht (218 Millionen Euro) geschätztes Netz an Firmenbeteiligungen, aus dem sie sich nun als Premierin zurückziehen muss.
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