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Aus: Ausgabe vom 19.08.2024, Seite 1 / Kapital & Arbeit
Demo gegen rechts

Klare Kante in Eisenach

Bergfrauen und Opelaner demonstrierten gegen Sozialraub, Faschismus und Umweltzerstörung
Von Alexander Reich
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»Gegen Rassismus und Spaltung« (am Sonnabend in Eisenach)

Es hätten ein paar tausend Leute mehr sein können, aber die Stoßrichtung war klar und die Stimmung erfreulich kämpferisch. Um die 800 Arbeiter und Erwerbslose zogen am Sonnabend gegen Faschismus und Sozialkahlschlag durch Eisenach, darunter Beschäftigte des dortigen Opel-Werks, aber auch Bergfrauen und Stahlarbeiter, die zum Teil aus dem Westen angereist waren.

In der thüringischen Stadt, in der einst der Wartburg vom Band lief, ist die Wirtschaftskrise allgegenwärtig. Von einem »Tsunami an Werkschließungen« sprach Rainer Weinmann, Betriebsrat im Opel-Werk Eisenach, gegenüber jW. Mehr als 2.000 Jobs bei Autozulieferern seien im ersten Halbjahr in der Region vernichtet worden. Gerade habe der nächste Zulieferer, die AE Group, Insolvenz angemeldet. Die Krise lasse vor der Landtagswahl am 1. September »Faschisten erstarken, die den Mindestlohn abschaffen, das Rollback in der Umweltpolitik vollenden und den deutschen Imperialismus mit Aufrüstung nach vorne bringen wollen«, so Weinmann.

Gegen diese Arbeiterfeinde zeigte der Demozug klare Kante. Bei einem Zwischenstopp vor der Zentrale der früheren NPD (heute »Die Heimat«) wurden »Sturmhelmfrisuren« verhöhnt und Solidarität mit Flüchtlingen eingefordert. »Stamm- und Leihkollegen gegen Rassismus und Spaltung« war eines von vielen größeren Transparenten. Auf anderen wurde ein »umfassendes Streikrecht« gefordert oder vor einem »dritten Weltkrieg« gewarnt.

In der Zurückweisung von Sozialraub und Aufrüstung wusste die Menge sich einig. »Irgend jemand muss ja die Kriege bezahlen in der Ukraine und Palästina«, stellte Weinmann beides in Zusammenhang: »Das muss natürlich alles aus den Leuten rausgepresst werden.« Und weil die Ausbeutung des Menschen zu der der Umwelt gehört, ging es auf Plakaten von Bergleuten der Initiative »Kumpel für AUF« auch um den aktuellen Giftmüllskandal des Konzerns K und S.

Manch einem Eisenacher dürfte der lautstarke Demozug sozialistische Perspektiven in Erinnerung gerufen haben, und mitunter können ja kleine Steine des Anstoßes eine Lawine ins Rollen bringen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Thomas M. aus Rudolstadt (18. August 2024 um 20:05 Uhr)
    Toll, wie Eisenach gegen die Ampel demonstriert. So muss es viel mehr kommen.

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