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Aus: Ausgabe vom 20.08.2024, Seite 16 / Sport
Radsport

Eine Sache von Sekunden

Das Wochenende im Radsport: Die Entscheidung bei der Tour de France Femmes und der Auftakt der 79. Vuelta a España
Von Holger Römers
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Auf dem Gipfel (oder fast): Demi Vollering feiert ihren Etappensieg in Alpe d’Huez

Während im Straßenradsport der Männer am Wochenende die 79. Vuelta a ­España begann, gipfelte die Tour de France Femmes, die 2022 an die Stelle wechselnder Vorgängerformate getreten ist, in einem Herzschlagfinale. Demi Volle­ring (Team SD Worx – Protime) gewann am Sonntag die achte und schwerste Etappe – und verpasste dennoch um vier Sekunden die Wiederholung ihres Gesamtsieges von 2023.

Die favorisierte Niederländerin hatte am Dienstag mit einem Zeitfahrsieg das gelbe Trikot erobert, sich aber tags darauf im Dreiersprint von ihrer 22jährigen Landsfrau Puck Pieterse (Fenix-Deceuninck) düpieren lassen. Katarzyna Niewiadoma (Canyon/SRAM Racing) erwies sich indes mit Platz drei auf dem hügeligen Tagesabschnitt wie erwartet im Gesamtklassement als gefährlichste Konkurrentin. Am Donnerstag streifte die 29jährige Polin dann nach einem zweiten Etappenplatz selbst das gelbe Trikot über, wobei sie davon profitierte, dass die zwei Jahre jüngere Niederländerin sechs Kilometer vorm Ziel in einen Massensturz verwickelt war. Derweil mochte der Tagessieg von Vollerings Kollegin Blanka Vas die Entscheidung der Mannschaftsleitung rechtfertigen, die 22jährige Ungarin nicht zur Unterstützung der Kapitänin zurückbeordert zu haben. Dass Team SD Worx – Protime hinter der Spitzengruppe Lorena Wiebes ins Ziel trudeln ließ, anstatt sie zur Tempoarbeit für die hinterhereilende Vollering zu verpflichten, hat diese aber womöglich den Gesamtsieg gekostet.

Am Sonntag nutzte Vollering den vorletzten Alpenpass zum Angriff, überholte die übriggebliebenen Ausreißerinnen und egalisierte bald den gut einminütigen Rückstand, den sie in der Gesamtwertung auf Niewiadoma hatte. Dass Pauliena Rooijakkers (Fenix-­Deceuninck) am Col du Glandon folgen konnte, bot Vollering indes Hoffnung, auf dem gut zehn Kilometer langen Flachstück vorm Schlussanstieg in der Führungsarbeit abgewechselt zu werden. Deshalb schien es taktisch unklug, dass sie die Kooperationsbereitschaft ihrer 31jährigen Landsfrau dämpfte, indem sie sie auf der Abfahrt vom Glandon wiederholt zum Lückenschließen zwang. Jedenfalls blieb Rooijakkers auf dem Weg nach L’Alpe d’­Huez fast durchgängig am Hinterrad der Konkurrentin, auch wenn das ihre eigene ­Chance auf den Gesamtsieg schmälerte. Allerdings bedeutete der abschließende Gesamtplatz drei für Rooijakkers ebenso eine Karrierebestleistung wie der Gesamtsieg für die beeindruckend zähe Niewiadoma, die 2022 und 2023 Dritte war.

Unterdessen schlüpfte in Portugal, wo inklusive der nach Redaktionsschluss beendeten Montagsetappe der Vuelta-Auftakt stattfand, Wout van Aert (Team Visma – Lease a Bike) ins rote Trikot des Gesamtführenden. Allerdings hatte der 29jährige Belgier sich im Sprint dem vier Jahre jüngeren Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) geschlagen geben müssen, der zugleich die Führung in der 2023 gewonnenen Punktewertung übernahm.

Die sogar für Vuelta-Verhältnisse geringe Zahl an Flachetappen dürfte dem australischen Sprintspezialisten wenige Chancen auf weitere Tagessiege bieten. Und van Aert wird womöglich häufiger als erwartet in jene Aufpasserrolle gedrängt werden, in der er seinem (bei der Rundfahrt abwesenden) Landsmann Remco Evenepoel den Solo­sieg im olympischen Straßenrennen ermöglicht hat. Jedenfalls wurde Team Visma – Lease a Bike am Sonntag durch den sturzbedingten Ausstieg von Dylan van Baarle geschwächt, so dass van Aert in den kommenden drei Wochen um so mehr als Edelhelfer für Titelverteidiger Sepp Kuss benötigt werden dürfte.

Kuss war beim Auftaktzeitfahren am Sonnabend nur 62. geworden, obwohl er zu Monatsanfang gute Form bewiesen hatte, als er die Gesamtwertung sowie eine Etappe der Vuelta a Burgos gewann. Für Primož Roglič (Red Bull – BORA – hansgrohe), den dreifachen Sieger der Spanienrundfahrt, markierte der zwölf Kilometer kurze Parcours indes den erneuten Wettkampfeinstieg nach seinem Wirbelbruch bei der Tour de France. Entsprechend zufrieden durfte der Slowene mit seinem achten Rang als bester Klassementfahrer sein, schließlich fuhr er 36 Sekunden Vorsprung auf den Vorjahressieger Kuss heraus und zwölf weitere Sekunden auf den 34jährigen spanischen Tour-Fünften Mikel Landa (Soudal Quick-Step).

Derweil etablierte sich UAE Team Emirates als beste Mannschaft, die nicht nur mit dem 26jährigen US-Amerikaner Brandon McNulty den überraschenden Zeitfahrsieger stellte, sondern mit dem gleichaltrigen Klassementfahrer João Almeida auch die Top-ten komplettierte. Der portugiesische Tour-Vierte dürfte sich, zwei Sekunden hinter Roglič liegend, ebenso Hoffnungen auf die Kapitänsrolle bei UAE machen wie der mit weiteren 15 Sekunden Rückstand folgende 32jährige Brite Adam Yates.

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