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Das große Aussieben

Von Andreas Gläser
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Ungebrochen gut gelaunt: Die Ultras des Friedrichshagener SV

Der Berliner Landespokalwettbewerb startete Mitte August. Ein Teil der 180 Mannschaften absolvierte 52 Qualifikationsspiele; für die erste Runde, welche in der vergangenen Woche mit immerhin 64 Spielen stattfand. Noch trafen keine Vereine mit großen Namen vor einer vierstelligen Zuschaueranzahl aufeinander. Irgendwelche Fans mit Megaphonen oder Trommeln wurden nicht gesichtet. Fußball pur. Am Mittwoch gewann der Vorjahresgewinner Viktoria 89 beim Fried­richshagener SV mit 6:0, denn schon am Sonntag musste man wieder ran. In der ersten Runde gab es viele Kantersiege, darunter sieben zweistellige.

Den höchsten Sieg verzeichnete der siebenmalige Landespokalgewinner und Regionalligist BFC Dynamo mit 22:0 gegen den Kreisligisten FC Karame 78. Den Moabitern war diese Begegnung als Heimspiel zugelost worden, doch aus organisatorischen Gründen gaben sie das Heimrecht ab. Im Hohenschönhausener Sportforum hielten einige der 300 Zuschauer den jeweils aktuellen Spielstand per Foto fest, doch kurz vor dem Endresultat soll der Mann mit den Zifferntafeln die Arbeit eingestellt haben. Gelobt wurde von den BFC-Fans mehrfach das Auftreten der Spieler vom FC Karame, welche das Desaster sportlich und fair nahmen.

Eine Begegnung auf Augenhöhe gab es zwischen Lichtenberg 47 und Hertha 03 Zehlendorf. Diese Vereine waren vor wenigen Wochen noch Rivalen im Kampf um den Aufstieg von der fünften in die vierte Liga. Zehlendorf hatte letzten Endes die Nase vorn und stieg in die Regionalliga Nordost auf. Nun gewann Lichtenberg das Duell vor 700 Zuschauern mit 1:0 und kegelte somit den ersten Berliner Regionalligisten raus. Ein weiterer Viertklässler, die VSG Altglienicke, gewann bei Wacker Lankwitz mit 12:0. In diesem Wundertütenwettbewerb scheint bei vielen Vereinen aus den Kreis- oder Bezirksligen für das Weiterkommen oder Scheitern wichtig zu sein, wie viele Spieler noch an der Ostsee oder dem Mittelmeer fünf gerade sein lassen.

Der Landespokalgewinner der vergangenen Saison, der FC Viktoria 89, hatte sich jedenfalls für die erste Runde um den DFB-Pokal qualifiziert, in der er am Sonntag auf den Erstligisten FC Augsburg traf. Vor 5.500 Zuschauern ging Viktoria in der vierten Spielminute überraschend in Führung, unterlag aber deutlich mit 1:4. Dieses Spiel sollte das letzte im altehrwürdigen großen Stadion im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark sein. Das Stadion in Prenzlauer Berg müsse abgerissen werden, ein Neues sei fällig. Das wurde schon x-mal beschlossen und wieder verworfen. Plötzlich heißt es, nun aber wirklich! Dabei haben die Entscheidungsträger das Geld für den Abriss und den Neubau schon längst versoffen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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