75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Mittwoch, 18. September 2024, Nr. 218
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 21.08.2024, Seite 1 / Inland
Arbeitsbedingungen in Kitas

Kitabeschäftigte werden krank gemacht

Studie ermittelt drastisch erhöhte Zahl an Krankentagen bei Beschäftigten in der Kinderbetreuung
Von David Maiwald
Beschaeftigte_des_so_81403721.jpg
Die Kinderbetreuung bringt die Bechäftigten in einen Teufelskreis aus Unterbesetzung und Überlastung – das rächt sich

Der Notstand in den Kitas ist erneut bestätigt. Eine aktuelle Analyse der Bertelsmann-Stiftung und des sogenannten Fachkräfteforums bescheinigt Kitas mal wieder, sich in einem »Teufelskreis« zu befinden: Beschäftigte in der Kinderbetreuung sind demnach deutlich öfter krank als Personal in anderen Bereichen. Erzieherinnen und Erzieher kamen im vergangenen Jahr auf knapp 30 Fehltage wegen Krankheit. Das sind zehn Tage mehr als in allen anderen Berufsgruppen, teilten Stiftung und Forum am Dienstag mit. Zwischen 2021 und 2023 hätten die krankheitsbedingten Fehlzeiten um 26 Prozent zugenommen, und das vor allem wegen psychischer Belastungen.

Die Gewerkschaften Verdi und GEW reagierten empört. Die Krankheitsausfälle würden das Personal zunehmend »unter außerordentlichen Druck« bringen, erklärte etwa GEW-Vorstandsmitglied Doreen Sibernik in einer Mitteilung am Dienstag. Die Qualität der frühkindlichen Bildung sei stark gefährdet. Um Personalengpässe in den Kitas zu bekämpfen seien »schnelle und gezielte Maßnahmen von Bund und Ländern notwendig«. Das kürzlich vom Bundeskabinett beschlossene »Kita-Qualitätsgesetz« kann damit nicht gemeint gewesen sein.

Die Bundesregierung lasse darin »klare Standards zur Verbesserung der personellen Situation« in Kitas vermissen, erklärte die Verdi-Kovorsitzende Christine Behle am Dienstag. Angesichts der verheerenden Zustände in den Kitas ein Gesetz vorzulegen, »welches nicht zur Entlastung der Fachkräfte und des Kitasystems beiträgt, ist ein absolutes Armutszeugnis«, so die Gewerkschafterin. Schon jetzt könnten die Öffnungszeiten von Kindertagesstätten mit vorgesehenen Personalschlüsseln nicht eingehalten werden, ergänzte Behle.

Und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wer ständig überlastet ist, wird eher krank. Die übrigen trifft es dann noch härter. 97.000 zusätzliche Vollzeitkräfte wären laut Bertelsmann-Stiftung aktuell nötig, um Ausfallzeiten auszugleichen. Das würde jährlich 5,8 Milliarden Euro kosten: Der Ampelhaushalt gibt das nicht her.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!