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Aus: Ausgabe vom 21.08.2024, Seite 8 / Ansichten

Schattenminister des Tages: Elon Musk

Von Daniel Bratanovic
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In einer unübersichtlicher werdenden Welt ist das Bedürfnis nach Komplexitätsreduktion, nach einer klaren Einteilung in gut und böse groß. Man verlangt nach Helden und Bösewichten. Solche simple Zuordnung führt regelmäßig zu Fehlurteilen. Aber nicht immer.

Ich habe nachgezählt. Seit er die planetarische Öffentlichkeit mit seinem enervierenden Geltungsdrang gängelt, wurde Elon Musk an dieser Stelle hier ganze elfmal aufgespießt und angerempelt. Musk erscheint als der Bösewicht schlechthin. Doch auch nach gründlichem Nachdenken wird man feststellen, dass in seinem Fall die Vereinfachung nicht nötig ist. Musk ist die Vereinfachung und vermutlich wirklich derjenige, der Sektkorken knallen lässt, wenn wieder irgendeine arbeiterfeindliche-kapitalfreundliche Sauerei von Kabinetten und Parlamenten verabschiedet wird. Musk ist die wahr gewordene Karikatur jener schlechten linken Kommentare, die der Bourgeoisie noch stets und per se so ein Betragen unterstellen. Musk, das ist Mac Moneysac, Hugo Drax und Il Cattivo.

Demnächst könnte der Multimilliardär und Leuteschinder solche Sauereien selbst beschließen, denn er bringt sich als künftiger Minister einer möglichen Regierung von Donald Trump ins Spiel. Den »brillanten Kerl« würde der Präsidentschaftskandidat »auf jeden Fall« in sein Kabinett holen, und seine Rolle gab Musk auf X gleich selbst an: zuständig für die »Abteilung für Regierungseffizienz«, die sicherstellt »dass das Geld der Steuerzahler sinnvoll ausgegeben wird«. Ein Kapitalist wie er wird da ziemlich präzise Vorstellungen haben. Dass in einer Oligarchie, wie die USA sie sind, Milliardäre Regierungsposten bekleiden, ist mitnichten ungewöhnlich. Lenin schrieb einst lapidar: »Heute Minister – morgen Bankier; heute Bankier – morgen Minister.« Musk geriert sich bloß ein wenig schriller. Ein sinistrer Schattenminister, der niemals im Schatten steht, aber sehr wahrscheinlich einen hat.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (22. August 2024 um 13:41 Uhr)
    EM ist sicher eine der schrilleren Figuren unter diesen: Bernard Arnault, Gautam Adani, Bill Gates, Warren Buffett, Jeff Bezos, Larry Ellison, Mukesh Ambani, Steve Ballmer, Larry Page. Unerwähnt sollte man die aber auch nicht lassen. Man könnte z. B. die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung im Besonderen und das Stiftungsunwesen der Milliardäre (Innen gibt es ja nicht so viele) im Allgemeinen unter die Lupe nehmen. Die Namen sind von hier https://www.tagesschau.de/wirtschaft/milliardaere-reichen-menschen-welt-2022-musk-arnault-101.html abgeschrieben.

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