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Aus: Ausgabe vom 22.08.2024, Seite 5 / Inland
Gesundheitsversorgung

Bremer Klinikschließung

In der Hansestadt soll ein Krankenhaus auf der linken Weserseite abgerissen werden. Die Planung wirft eine Vielzahl von Problemen auf
Von Ariane Müller
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Das Krankenhaus muss weichen, ein Parkhaus soll her: Die Pläne um das KBM werfen Fragen auf

Das kommunale Unternehmen Gesundheit Nord (Geno) betreibt in Bremen vier Krankenhäuser, von denen eins, das Klinikum Links der Weser (LDW), im Jahr 2028 abgewickelt, also geschlossen werden soll. Nach Plänen der Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) soll das LDW ins Klinikum Bremen Mitte (KBM) integriert werden, die etwa 1.000 Beschäftigten sollen alle mit »umziehen«.

Es ist davon auszugehen, dass etwa die Hälfte dieser Beschäftigten von ihren Wohnorten im niedersächsischen Umland mit dem Auto zur Arbeit ins KBM fahren wird. Auch viele Besucherinnen und Besucher, Patientinnen und Patienten kommen mit dem Pkw zum Krankenhaus. Allerdings ist das Gelände schon jetzt oft völlig mit Autos zugeparkt. Darum muss ein neues Parkhochhaus her. Die Frage ist: Wo soll es gebaut werden?

Die Geno-Geschäftsführung will das ehemalige chirurgische Bettenhochhaus (Haus 6) abreißen lassen und dort ein Parkhochhaus für 1.050 Autos von einer Fremdfirma errichten und dann auch betreiben lassen. In dem Haus 6 ist allerdings ein Teil der Bildungsakademie untergebracht. Die Bremer Gesundheitsbehörde möchte das Haus 6 für die Akademie erhalten und sanieren lassen. Der Konflikt ist jetzt auf der Sitzung des Beirats Östliche Vorstadt eskaliert und öffentlich geworden.

Keine Seite weicht zurück. Die Geno-Geschäftsführung beharrt auf dem Neubau des Parkhochhauses (Kostenpunkt: 30 Millionen Euro), die Gesundheitsbehörde hält an der Bildungsakademie fest (Sanierungskosten für das Haus 6: 57 Millionen Euro). Eine zentrale Ausbildungsstätte für 1.200 angehende Fachkräfte ist für Bremen sehr wichtig, der Personalmangel im Krankenhaus jetzt schon enorm.

Dazu kommt: Die Gesundheitssenatorin hatte im Januar 2021 bereits zwei Millionen Euro in die Planungen gesteckt. Das Geld kann kein zweites Mal für eine alternative Planung ausgegeben werden. Das größte Problem aber ist der Mangel an geeigneten Grundstücken. Viele Flächen des Krankenhausgeländes wurden vor Jahren vorschnell verkauft; die Geno brauchte Mittel für den Neubau des KBM. Dort soll ein neues Wohnviertel entstehen. Bis jetzt sind allerdings erst ein neues Wohnhaus sowie ein Ärztehaus an der St.-Jürgen-Straße gebaut worden.

Das KBM, nach den Plänen des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) ein »Maximalversorger«, liegt rechts der Weser, also auf der anderen Seite des Flusses als das LDW. Bekanntlich sind alle fünf Weserbrücken, die die beiden Teile der Stadt verbinden, einschließlich der Autobahnbrücke, in einem desolaten Zustand. Sie müssen in den kommenden Jahren dringend saniert werden. Das wird mit großen Staus verbunden sein, die schon jetzt jedes Mal entstehen, wenn Straßen über die Weser zum Beispiel durch Unfälle blockiert sind. Wie werden die Rettungswagen in dem Verkehrschaos von der linken auf die rechte Weserseite gelangen? Etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten des LDW wohnt in Niedersachsen.

Sowohl Gesundheitsbehörde als auch Geno betonen Termindruck, da alles bis spätestens 2030 fertig sein muss, der Umzug des LDW ins KBM aber schon 2028 erfolgen soll. Wird der Umzug verschoben? Nicht nur im KBM gehen Gerüchte herum, dass das Haus 6 bereits Ende 2025 abgerissen werden soll. Abbruch und Neubau würden die Infrastruktur im KBM sicherlich mehr als zwei Jahre lang zum Teil lahmlegen. Und wo soll die Bildungsakademie hin? Fragen über Fragen!

Wäre es nicht vielleicht doch günstiger, das LDW zu erhalten? Für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung auf der linken Weserseite und im Umland wäre das sicherlich die bessere Alternative.

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