IG BCE präsentiert Tarifforderungen
Von Gudrun GieseAcht Prozent mehr Lohn fordert die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) für die rund 46.000 Beschäftigten in der Papierindustrie. Die Bundestarifkommission der Gewerkschaft beschloss am Dienstag einstimmig ihren Forderungskatalog. Alle Beschäftigten sollen demnach monatlich 280 Euro mehr erhalten, lautet die Festbetragskomponente für die Ende September beginnende Tarifrunde. Außerdem soll ein Bonus für IG-BCE-Mitglieder erreicht werden, der aus einem Zeit- oder Geldvorteil bestehen kann. Die 20köpfige Tarifkommission fordert mehr Attraktivität bei der Schichtarbeit sowie bei weiteren Arbeitszeitmodellen.
Damit soll die Arbeit in der Papierindustrie wieder ansprechender werden. Laut einer aktuellen Umfrage der Gewerkschaft identifizieren sich die Beschäftigten der Branche unterdurchschnittlich stark mit »ihren« Unternehmen. Das schlechte Umfrageergebnis belege die fehlende Bindungskraft und Beschäftigtenzufriedenheit in der Branche, stellte IG-BCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn fest. »Das zeigt uns, dass die Papierindustrie mehr machen muss, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.« Identifikation mit der Branche sei kein Selbstläufer. »Ohne höhere Entgelte passiert da nichts.«
Bei der Vorstellung verwies Weißenborn am Dienstag auf drastische Reallohnverluste, die die Beschäftigten der Papierindustrie in den zurückliegenden Jahren erlitten hätten. »Die Belegschaften fordern eine Aufholjagd der Branche bei den Entgelten. Andernfalls droht sie am Arbeitsmarkt weiter an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.« Leisten könne sich die Branche die geforderten Lohnerhöhungen allemal, denn die deutsche Papierindustrie ist Marktführer in Europa und weltweit zweitgrößter Exporteur. Im ersten Halbjahr 2024 sei die Produktion um gut sieben Prozent gewachsen, so Weißenborn.
Vor allem der Sektor für Papier und Pappe als Verpackungsmaterial sowie für technische Zwecke habe zugelegt, während die Bereiche Hygienepapier und graphische Papiere stagnierten. Diese Unterschiede seien bei den Forderungen bereits berücksichtigt worden, betonte der Gewerkschaftssekretär. »Ich verbitte mir daher weiteres Wehklagen der Arbeitgeber.« In Anbetracht der sehr guten Entwicklungen bei der Kapazitätsauslastung und der Produktivität in der Branche sei Jammern komplett fehl am Platz. Ebenfalls sei zu berücksichtigen, dass die Entgeltquote in der Papierindustrie nur ein Achtel des Umsatzes betrage. Das sei erheblich weniger als in vielen anderen Industriebranchen, unterstrich der IG-BCE-Verhandlungsführer. »Das Plus, das wir fordern, können die Betriebe also verkraften.«
Gänzlich andere Signale sendete der Verband »Die Papierindustrie« mit Blick auf die Tarifrunde. Von sinkenden Umsätzen war die Rede bei gleichzeitig steigenden Preisen für Rohstoffe und Energie. Produktionskapazitäten gingen verloren, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert würde. Die Papier- und Zellstoffindustrie in Deutschland benötige neue Perspektiven durch eine Transformation hin zu nachhaltigen Produkten, klimaneutralen Prozessen, neuen Wertschöpfungsketten und modernen Standorten. Damit würden sich »langfristig die Bedingungen für alle Beschäftigten in unserer Branche« verbessern.
Mit Verweis auf den »familiären Charakter« in der ziemlich kleinen Branche plädiert der Verband erwartungsgemäß für Zurückhaltung in der Tarifrunde. »Wir brauchen einen papierspezifischen Abschluss, der Investitionen in eine nachhaltige Zukunft von Papierprodukten aus Deutschland in den Mittelpunkt stellt.« Wichtig seien Planungssicherheit und Flexibilität. Konkrete Prozent- oder Festgeldangebote hat der Verband bisher nicht vorgelegt.
IG-BCE-Verhandlungsführer Weißenborn verwies am Dienstag dagegen nochmals auf die geringe Verbundenheit der Beschäftigten mit den Unternehmen der Papierindustrie. »Das sollten die Arbeitgeber als Alarmzeichen verstehen. Es braucht dringend mehr Wertschätzung.« Ein schneller Tarifabschluss scheint angesichts dieser Ausgangslage unwahrscheinlich.
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