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Aus: Ausgabe vom 26.08.2024, Seite 1 / Sport
Protest gegen Rheinmetall

Antimilitarismus im Westfalenstadion: Schwarz-gelb statt tarnfarben

Von Oliver Rast
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Das gab es noch nie, jedenfalls nicht so: Massenprotest gegen Militarismus und Krieg in einer Arena. In Dortmund, am Samstag abend im Westfalenstadion beim Bundesligaauftakt der heimischen Borussia gegen die Frankfurter Eintracht. Anlass: der Werbedeal der Klubbosse mit der Düsseldorfer Waffenschmiede Rheinmetall. Eine lukrative »Premiumwerbepartnerschaft«, die die aktive Fanszene mobilisiert. Knapp 90 Gruppen aus der vitalen Anhängerschar hatten sich vor dem Kick mittels Statement positioniert: kontra Sponsoring des größten deutschen Kriegskonzerns beim BVB.

Die Kulisse unter Flutlicht beeindruckt: Die »gelbe Wand« steht – optisch geschlossen, massiv. Rund 25.000 Borussen-Fans sammeln sich hinter Dutzenden Bannern. Darauf steht in großen klubfarbenen Lettern etwa: »Wir lassen uns nicht vor euren Panzer spannen.« Oder: »Waffen und Glücksspiel – BVB übernimmt Verantwortung.« Oder: »20 Millionen Euro voll mit Blut.« Oder: »Borussia verbindet, Rheinmetall tötet.« Und nicht zuletzt pointiert: »Scheiß Rheinmetall-Deal!«

Der Aufruhr an der Emscher zeigt: Die Rebellen in der Kurve sind ein Machtfaktor im Milliardenbusiness Bundesligafußball. Greifen fanpolitisch ein, sind kein Rekrutierungsfeld für Kanonenfutter. Dazu passt die Performance der »Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen« vor den Stadiontoren: Ein Pappanzer samt Träger einer Maske von Rheinmetall-Kriegsherr Armin Papperger. Übrigens: Gekickt wurde auch noch, müdes Match, 2:0 für den BVB.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (26. August 2024 um 17:51 Uhr)
    Permanenter Stadion-Boykott ist die wirksamste Waffe der Fans. Die reißt gewaltige Löcher ins Kontor des geldgeilen Managements. Sollen sie diese doch mit dem Blutgeld von Rheinmetall stopfen!
    • Leserbrief von Harald Möller aus Velbert (28. August 2024 um 23:32 Uhr)
      Mit der Folge, dass dann Spieler entlassen werden ohne Sponsorengelder. Welcher Fan will das?
  • Leserbrief von Holger K. aus Frankfurt (25. August 2024 um 23:13 Uhr)
    Was da im Stadion sich vollzog, das ist in der Tat ein Novum in der Fußballgeschichte. Ich frag mich, ob dies auch was mit der Region zu tun, die so was generierte. Der Ruhrpott ist bekanntlich eine proletarische Region. Ich habe Zweifel, ob derlei fortschrittliche Aktionen dieser Art überall in deutschen Großstädten möglich wären. Andererseits hat Rheinmetall ja wohl seinen Stammsitz am Rhein. Ob das indes ausschlaggebend ist, sei mal dahingestellt. Wie auch immer, wir brauchen mehr von solch großartigen Aktionen, die ausgesprochen massenwirksam sind.

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