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Aus: Ausgabe vom 26.08.2024, Seite 2 / Inland
Erdgassuche in Bayern

»Wir wollen das Trinkwasser schützen«

Bayern: Bürgerinitiative wehrt sich gegen geplante Bohrung nach Erdgas im Trinkwassergebiet. Ein Gespräch mit Franz Osterrieder
Interview: Fabian Linder
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Lechschleife bei Apfeldorfhausen in Oberbayern

Sie protestieren im oberbayerischen Reichling, unweit des Ammersees, gegen eine geplante Gasförderung. Wie ist der aktuelle Stand der Erkundung?

Die Gasförderung ist seit dem 26. Juli durch das südbayerische Bergamt genehmigt. Diese Gasprobebohrung soll in einem Rohr stattfinden, das in den 1980er Jahren in die Erde eingebracht wurde. Die Firma Genexco möchte im Bestandsrohr eine weitere Bohrung bis zu einer Tiefe von 3.000 Metern einbringen. Es wird argumentiert, dass die Bohrung 150 Meter vom Wasserschutzgebiet entfernt ist. Das Rohr liegt allerdings im Einzugsgebiet unseres Trinkwassers. Aufgrund der geologischen Formation haben wir kein Grundwasser, sondern nutzen Quellwasser, welches elf Meter unterhalb des Bodens liegt. In gleicher Entfernung liegt darüber hinaus das Flora- und Faunahabitat für geschützte Arten.

Welche Befürchtungen hegt Ihre Bürgerinitiative?

Es ist damit zu rechnen, dass dieses Rohr, welches seit über vierzig Jahren im Boden ist, nicht mehr komplett dicht ist. Dann besteht die Gefahr, dass der giftige Sondermüll, der beim Bohren hochkommt, in unserem Trinkwasser landet. Es kann auch sein, dass die Firma beim Bohren auf Methangas stößt, das durch Abfackeln getrennt wird – eine unkontrollierte Verbrennung, die unsere Luft verschmutzt. In den 80er Jahren wurden 1,5 Millionen Kubikmeter Erdgas abgefackelt, da damals nach Öl und nicht Gas gesucht wurde. Das ergab eine riesige Flamme und hat geraucht. Wir sind Luftlinie nur 800 Meter von diesem Rohr entfernt. Wenn da also wieder Problemstoffe rauskommen, werden wir oder die umliegenden Gemeinden das einatmen – je nachdem, wo der Wind gerade herkommt.

Wir wollen unser Trinkwasser und unsere Atemluft schützen. Nur wenn nicht gebohrt wird, ist eine absolute Sicherheit gegeben, dass nichts passieren kann.

Wer ist an dem Projekt maßgeblich beteiligt?

Eine kanadische Aktiengesellschaft, die die Genexco GmbH und Genexco Gas GmbH hält. Wenn etwas passiert, ist das Gesellschaftsvermögen weg. Den Schaden haben die Bürger durch Beeinträchtigungen, Emissionen und keine Einkünfte der Bohrung hier in der Region.

Wurden Umweltbedenken etwa nicht im Rahmen der Genehmigung überprüft?

Zur Genehmigung musste ein Hauptbetriebsplan eingereicht werden. Dieser wurde auch überprüft. Aber womöglich wurde einiges zu locker gesehen. Es kann immer etwas passieren, auch wenn die Betreiberfirma in ihrem Hauptbetriebsplan darlegt, dass alles sicher sei.

Wie wird das Vorhaben in der Region beurteilt?

Erst mit unseren Aktionen und Infokampagnen hat sich was bewegt. Die Firma Genexco war zweimal zu einer Bürgerversammlung eingeladen. Es wurde gefordert, eine eigene Bürgerversammlung zu diesem Thema abzuhalten. Das hat nicht stattgefunden. Wir haben als Bürgerinitiative selbst einen Referenten organisiert. Die Gemeinden dachten, es findet nur bei Reichling statt. Die Firma hat aber noch ein weiteres riesiges Gebiet zwischen Lech und Ammersee abgesteckt. In diesem sollen neben unserer noch weitere Bohrstellen entstehen. Etwa zehn Stück, wobei wir Genaueres nicht wissen.

Welche Rolle spielt die Landesregierung bei dem Projekt?

Von der bayerischen Staatsregierung ist eher eine befürwortende Haltung eingenommen worden. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sagt, die Bundesregierung habe mit einem Gesetz klargemacht, dass Bodenschätze in Deutschland gehoben werden sollen, und er fühlt sich daran gebunden. Unser Gemeinderat hat sich mittlerweile vollständig gegen die Bohrung ausgesprochen. Das hat aber keine rechtlichen Folgen, da die Genehmigung vom Bergbauamt kam.

Wie wird die Bürgerinitiative weiter vorgehen?

Wir versuchen, die Bevölkerung weiter aufzuklären. Spätestens, wenn die Leute informiert sind, ist keiner mehr für die Gasbohrung. Wenn die Bürger und Gemeinden sagen, wir wollen das nicht, dann ist es für die Politik auch nicht mehr so einfach. Wir waren bei unserem Landrat im Landkreis Landsberg am Lech. Dieser hat sich bei den Gemeinden ein Stimmungsbild eingeholt und sich dann an die Staatsregierung gewandt. Ein bisschen Umdenken können wir in der Politik also sehen, dennoch müssen wir noch abwarten und die Zeit nutzen. Im ganzen Gebiet organisieren wir noch weitere Veranstaltungen, um die Leute darüber aufzuklären, dass für die Gemeinden nur der Schaden bleibt.

Franz Osterrieder ist Sprecher der Bürgerinitiative Reichling Ludenhausen

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