Streit im Kloster
Von Bernhard SpringAcht Nonnen haben sich in den vergangenen Jahren derart zerstritten, dass alle Vermittlungsversuche – selbst vom Vatikan – scheiterten. Nun wurde ihr Kloster in Bautzen aufgelöst. Die Nonnen haben in bayrischen, rheinländischen und französischen Klöstern eine neue Bleibe gefunden. Eine der Schwestern soll dem Klosterleben ganz den Rücken gekehrt und eine Ausbildung begonnen haben.
Nun ist das natürlich ein gefundenes Fressen für sämtliche Atheisten, die im Klosterleben ein unmenschliches Relikt düsteren Mittelalters sehen. Auch Sozialisten dürfen den Finger in die Wunde legen, denn der Streit der Nonnen entzündete sich am sehr strengen Gelübde der Armut: Die Schwestern mussten um jeden Cent ihre Oberin angehen. Armut schafft Machtverhältnisse, die ausgenutzt werden können. Doch Armut stachelt offenbar auch zum Widerstand an. Über den ging das Klostergefüge zugrunde, zumindest hier und diesmal, in Bautzen. Hätte Marx das gefreut?
Selbstverständlich dürfen auch die Chauvinisten ein Wort mitreden: Frauen, nicht wahr? Da fehlte eben doch ein Mann, der mal auf den Tisch haut und in diesem Hühnerhaufen für Ruhe sorgt. Der Regional-Sexist kann ergänzen, dass ja besonders die Sachsen ein zänkisches Volk seien, und deren Frauen – oh Gott!
Wir sollten lieber noch mal zum Sozialismus gehen, konkret zu Jean Jaurès. Er sagte so schön, dass Tradition nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers sei. Das sollten sich wohl auch einmal die Kirchen, genauer: die Ordensgemeinschaften zu Herzen nehmen. Denn was hilft die schönste Kapelle und der malerischste Klostergarten, wenn das Leben darin unerträglich wird? Welchen sozialen Nutzen haben Nonnen, die abgeschottet hinter Klostermauern den lieben Tag lang beten? Und was bringt diese feudale Abhängigkeit von der einen Person, die den Geldbeutel unterm Kissen hat?
Acht Nonnen verlieren ihre Heimat, Bautzen einen Ort der Besinnung und die Kirche ein Stück mehr ihr Gesicht.
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