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Aus: Ausgabe vom 05.09.2024, Seite 5 / Inland
Gesundheitsversorgung

Tod einer Thüringer Traditionsklinik

Nach der Wahl: Manniske-Krankenhaus in Bad Frankenhausen wird nach 226 Jahren geschlossen
Von Gudrun Giese
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Nächste Ausfahrt: Sondershausen (Schild vor dem dortigen KMG-Klinikum)

Das Krankenhaussterben geht weiter, die neueste Nachricht kam zwei Tage nach der Landtagswahl aus Thüringen. Dort soll in der im Kyffhäuserkreis gelegenen Kurstadt Bad Frankenhausen eine 225 Jahre alte Klinik zum 30. Juni 2025 geschlossen und anschließend ein ambulantes Medizinisches Versorgungszentrum in den Räumen eingerichtet werden. Die Thüringer Allgemeine hatte am Dienstag über die Pläne des Betreibers, der privaten »Klinik Management GmbH« (KMG), berichtet. Die KMG hatte 2019 einen Klinikverbund von der DRK-Krankenhausgesellschaft Thüringen-Brandenburg übernommen, mit Standorten in Sondershausen, Sömmerda, Bad Frankenhausen und Luckenwalde. Gerüchte über die Schließung des Traditionsstandortes Manniske-Krankenhaus in Bad Frankenhausen gab es schon länger. Am Dienstag ließ der KMG-Vorstandsvorsitzende Stefan Eschmann daraus Gewissheit werden, indem er Ärzte und Pflegepersonal sowie Mitglieder des Kreisausschusses über die vorgesehene Schließung der Klinik informierte. Alle derzeitigen vier Fachabteilungen sollen Mitte des kommenden Jahres dichtmachen.

Patienten, die in der Region eine stationäre Krankenhausversorgung benötigen, müssen dann hoffen, in Sömmerda oder Sondershausen einen freien Platz zu bekommen. Das betrifft die stationäre Versorgung in den Bereichen Innere Medizin, Allgemein- und Gefäßchirurgie. Geprüft werde, entweder in Sömmerda oder Sondershausen eine Palliativabteilung einzurichten. Bisher gibt es eine entsprechende Station in Bad Frankenhausen, die einen sehr guten Ruf hat. Auch die dort etablierte Schulterchirurgie könnte in einen der beiden anderen Standorte verlegt werden. Zudem werde Sömmerda ein neues Labor erhalten, hieß es in einer KMG-Mitteilung. Durch die Umschichtungen könne dem »ganz überwiegenden Teil der Angestellten der Klinik die Weiterbeschäftigung an den Standorten Sömmerda und Sondershausen angeboten werden«. Man werde nun Gespräche mit den Beschäftigten und dem Betriebsrat aufnehmen.

In Bad Frankenhausen betreibt KMG schon heute ein Medizinisches Versorgungszentrum mit sieben ambulanten Arztpraxen, zu denen auch eine für Anästhesie gehört. Dank dieser Einrichtungen sei es den ansässigen Chirurgen und Orthopäden möglich, ambulant zu operieren. Aktuell werden in dem Versorgungszentrum laut Thüringer Allgemeine mehr als 23.000 Patienten pro Jahr behandelt, das Unternehmen wolle das Zentrum weiter ausbauen, auch, um Arbeitsplätze zu sichern. Weitere Pläne der KMG sehen die mögliche Nutzung von Krankenhausräumen für betreutes Wohnen und eine Kurzzeitpflege vor. Es gebe zudem Platz für eine Apotheke, weitere niedergelassene Ärzte, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Physio- und Ergotherapiepraxen sowie für ein Sanitätshaus. Gemeinsam mit regionalen Anbietern könne der Standort zu einem Gesundheitszentrum entwickelt werden, so KMG.

Die noch amtierende Landesgesundheitsministerin Heike Werner (Die Linke) zeigte sich erfreut über das »frühzeitige und verantwortungsbewusste Handeln« des Unternehmens. Schließlich bleibe der Gesundheitsstandort erhalten und werde der Nachfrage nach mehr ambulanten Operationen gerecht. Ganz anders äußerte sich die Landrätin des Kyffhäuserkreises, Antje Hochwind-Schneider (SPD): Sie bedauerte die angekündigte Schließung zum 30. Juni. Das Land müsse deren Auswirkungen auf die stationäre medizinische Versorgung der Region bewerten. Zentral sei die Sicherung der Notfallversorgung mit Rettungsdienst und Notärzten in Bad Frankenhausen. KMG soll zugesichert haben, dass die Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes nach Schließung der Klinik Räume für die Behandlung von Notfällen erhält.

2018 hatte die Klinik in Bad Frankenhausen schon einmal vor der Schließung gestanden, nachdem die DRK-Krankenhausgesellschaft Thüringen-Brandenburg wegen finanzieller Probleme Insolvenz angemeldet hatte. Der Einstieg der KMG schien die Rettung für das 1799 gegründete Krankenhaus. Nach 226 Jahren wird der Standort nun im kommenden Sommer ein Fall für die Geschichtsbücher.

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