Nun auch noch Waldbrände
Von Reinhard LauterbachDie Ukraine kämpft aktuell über den Krieg hinaus auch mit einer Welle von Waldbränden. Flächendeckende Feuer werden aus dem Norden von Kiew ebenso wie aus den frontnahen Teilen der Bezirke Charkiw und Donezk gemeldet. In Kiew herrscht nicht nur Bomben-, sondern auch Smogalarm, weil es 100 Kilometer nördlich in der Sperrzone rund um das ehemalige AKW Tschernobyl brennt. Das kommt in heißen und trockenen Sommern häufiger vor, zumal es dort wegen der Radioaktivität praktisch keine Überwachung der Waldbrandgefahr gibt. Brände werden aber auch aus dem Grenzgebiet der Bezirke Charkiw und Donezk zwischen Isjum und Slowjansk gemeldet, und das ist nicht sehr weit von der Front entfernt. Die Feuerwehren sind mehr oder minder machtlos, die Bevölkerung der gefährdeten Dörfer wird im Rahmen der Möglichkeiten evakuiert.
Nicht auszuschließen ist, dass die Waldbrandwelle auch mit den laufenden Kampfhandlungen zu tun hat. Offiziell heißt es zwar, dass Grasbrände auf die Wälder übergegriffen hätten, aber zumindest aus der Region Charkiw berichteten Anwohner, dass die Feuer nach der Explosion von Munitionsvorräten infolge russischer Angriffe entstanden seien. Von größeren Bränden in der seit einigen Wochen umkämpften Stadt Torezk westlich von Gorlowka im Donbass berichten örtliche Internetseiten. Auf einen möglichen Zusammenhang mit dem Krieg deuten noch direkter Berichte ukrainischer Militärkorrespondenten hin. Sie schrieben in den vergangenen Tagen, dass die ukrainische Armee über russisch besetzten Waldgebieten Drohnen mit Brandbeschleunigern einsetze, um die dort verschanzten russischen Soldaten zur Flucht ins offene Gelände zu zwingen, wo sie angreifbarer für Drohnen seien. In russischen Korrespondenzen war zu lesen, die russische Armee gehe ähnlich vor. Als einer der Brandherde wird auf ukrainischer Seite der Wald von Serebrjanskij im Osten des Gebiets Charkiw genannt. Er ist seit Kriegsbeginn zwischen russischen und ukrainischen Truppen umkämpft.
Verwendet und von den Drohnen abgeworfen wird offenbar ein Materialgemisch namens Thermit. Es besteht aus Eisenoxid und Aluminium mit Magnesium als Zünder. Im zivilen Bereich wird es als Hilfsmittel beim Schweißen von Eisenbahnschienen verwendet, kam aber schon in den beiden Weltkriegen in Brandbomben zum Einsatz. Ein Chemieportal für Schüler nennt die anschließende sogenannte Redoxreaktion »eine der krassesten, die es überhaupt gibt« und erläutert, das entstehende Feuer sei wegen seiner Temperatur von 2.400 Grad nicht zu löschen, bis die Reaktion von sich aus auslaufe.
Es gibt bisher keine expliziten Vorwürfe, dass eine der beiden Kriegsparteien die Brände gezielt ausgelöst haben könnte. Doch auch so illustrieren die Brände im buchstäblichen Sinn die mit dem Krieg einhergehende Verwüstung des einst so fruchtbaren Landes. Von kleineren und nirgendwo registrierten Umweltschäden wie ausgelaufenem Treibstoff und unkontrollierten Bränden ganz zu schweigen. Auch Berechnungen zum CO2-Ausstoß des Krieges seitens der Grünen sind bisher nicht bekanntgeworden.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (5. September 2024 um 11:26 Uhr)»Auch Berechnungen zum CO2-Ausstoß des Krieges seitens der Grünen sind bisher nicht bekanntgeworden.« Das ist ja eine »lustige« Feststellung. Seit wann interessieren sich die Grünen für den CO²-Ausstoß, wenn es darum geht, Russland zu ruinieren? Wenn es den Klima-Apologeten der ehemals grünen Partei darum ginge, müssten die sich für ein sofortiges Kriegsende starkmachen, den Import von Fracking-Giftgas stoppen, alle Kohlekraftwerke schließen und das verhältnismäßig umweltschonendere Erdgas aus Russland wieder nutzen. Da dies alles nicht erfolgt, entlarvt sich diese zutiefst ideologisierte Partei als das, was sie seit langem ist: eine wirtschafts- und umweltfeindliche Organisation.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Marc P. aus Cottbus (5. September 2024 um 12:06 Uhr)Genau so ist es. Auch die Hunderten (oder sind es schon Tausende?) Quadratkilometer mit Kampfstoffen, Öl, Benzin und Chemikalien verseuchten Ackerlandes, auf denen die Ukrainer zukünftig wieder Ackerbau betreiben müssen und werden, bereiten diesen Grünen offenbar keine Sorgen. Der Wahn, Russland besiegen zu müssen, tötet offenbar gerade den letzten Rest »grüner« Vernunft.
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