75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 19. September 2024, Nr. 219
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 09.09.2024, Seite 2 / Ausland
Gazakrieg

Massendemos in Israel

Hunderttausende protestieren am Wochenende wieder für Geisel-Deal
Von Mawuena Martens
2024-09-05T175925Z_1684313337_RC2HU9AT76RM_RTS-HOSTAGES-PROTEST.
Demonstranten am Sonnabend in Tel Aviv

Es sollen die bisher größten Kundgebungen gewesen sein: Am Sonnabend sind in Tel Aviv und weiteren israelischen Städten Hunderttausende Menschen auf die Straßen gegangen. Wie die Times of Israel am Sonntag unter Berufung auf die Organisatoren des Hostages Families Forum berichtete, waren es 500.000 Teilnehmer im Hauptprotestzug in Tel Aviv sowie weitere 250.000 Menschen im ganzen Land. Proteste gab es unter anderem auch in Jerusalem, Haifa, Beerscheba, Naharija und Caesarea.

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, riefen Demonstranten Parolen wie »Blut klebt an euren Händen«, auf Transparenten war demnach unter anderem zu lesen »Wer ist der nächste?«. Für einen verstärkten Zustrom zu den Protestzügen dürfte das Auffinden von sechs Leichen israelischer Geiseln am 31. August gewesen sein. Autopsien hatten ergeben, dass diese erst kurz zuvor getötet worden waren. Ein weiterer Grund für die hohe Zahl Protestierender laut der israelischen Zeitung: Das Hostages Families Forum hatte seine wöchentliche Samstagsdemo für einen Deal zur Freilassung der Geiseln mit einem ebenfalls stattfindenden Antiregierungsprotest vor dem Verteidigungsministerium zusammengelegt. Wie bei früheren Protesten kam es bei der Demonstration in Tel Aviv zu Zusammenstößen mit der Polizei und zu Versuchen von Aktivisten, wichtige Straßen zu blockieren, darunter die Ajalon-Autobahn.

Trotz der seit Monaten andauernden Proteste und des großen Zuspruchs weigert sich Ministerpräsident Benjamin Netanjahu weiter, ein Abkommen mit der Hamas einzugehen. Im Gegenteil: Auf Geheiß der Regierung mordet die Armee weiter. So hat es auch am Wochenende wieder Dutzende Tote im Gazastreifen gegeben. Die Kämpfe konzentrierten sich am Sonntag laut dpa auf das Zentrum und Rafah im Süden. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde vom selben Tag starben innerhalb von 24 Stunden 33 Menschen im gesamten Küstengebiet, weitere 145 seien verletzt worden. Den Angaben der Besatzerarmee nach seien dies gezielte »Ausschaltungen« von »Terroristen« gewesen.

Seit Kriegsbeginn sind im Gazastreifen laut offiziellen palästinensischen Angaben bislang mindestens 40.972 Personen ums Leben gekommen. Diese Zahlen dürften noch weit unter der tatsächlichen Anzahl der Getöteten liegen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • Gegen internationale Abmachungen: Besatzungsmacht hindert Gläubi...
    07.09.2024

    Gegen Recht und Gesetz

    Brief aus Jerusalem. Israelische Extremisten versuchen, den Haram Al-Scharif unter ihre Kontrolle zu bringen. Ein Besuch bei E’krima Sabri
  • Es dürfte für Israel »schwer werden, da wieder herauszukommen«, ...
    07.09.2024

    Wirtschaft im Kriegssumpf

    Israelische Wirtschaft durch andauernden Krieg gegen Gazas Bevölkerung beschädigt. Investitionen werden eingestellt, Fachkräfte wandern ab
  • Ähneln sich nicht nur in ihrem Kleidungsstil: Erdoğan und Al-Sis...
    06.09.2024

    Handschlag der Despoten

    Al-Sisi-Besuch in der Türkei: Kooperation besonders im Energie- und Rüstungsbereich vereinbart