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Aus: Ausgabe vom 09.09.2024, Seite 10 / Feuilleton
Theater

House for Sale

Bekommt Görlitz ein Rheinmetall-Theater?
Von Gert Hecht
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Hier könnte bald Ihr Name stehen: Das Theater in Görlitz

Ja, geht’s denn im Theater nun zu wie im Fußball? Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz- Zittau verkauft die Namensrechte am eigenen Haus. Weg mit Hauptmann, dem »internationalen Opportunismus in deutschen Reimen«, wie der Dichter und Dramatiker Peter Hacks über den Literaturnobelpreisträger befand, der sich erst den Sozis und dann den Nazis an den Hals warf. Kommt etwa die Peter-Hacks-Gesellschaft bei der Umbenennung zum Zuge? Wohl kaum. Es dürfte schlicht an nötigen Geldmitteln fehlen.

»Wir haben mit den beiden großen Häusern in Görlitz und Zittau prachtvolle Immobilien in allerbester Stadtlage, die sich für Werbung hervorragend eigenen«, teilte vorige Woche das Theater mit. Und weiter: Interessierte Unternehmen und Privatpersonen könnten ein Gebot für die Namensrechte für beide Spielstätten abgeben. Verkauft werden die Namensrechte an den Häusern sowie die Nennung auf der Homepage, in Printprodukten, auf Plakaten und Social-Media-Plattformen. Sommerschlussverkauf im Theater?

Daniel Morgenroth, der verantwortliche Intendant in Görlitz und Zittau, macht schon länger darauf aufmerksam, dass den Theatern abseits der großen Metropolen das Geld ausgeht. Allgemeine Teuerung, steigende Energiekosten und höhere Tariflöhne ohne mehr Förderung bringen kleine Häuser in finanzielle Schwierigkeiten. Ist ein Sponsoring, wie man es aus dem Kommerzfußball kennt, die Lösung? Allianz- oder Coca-Cola-Theater Görlitz-Zittau könne er sich gut vorstellen, erklärte Morgenroth dem MDR. Oder, nach dem Vorbild des BVB, auch Rheinmetall-Theater.

»House for Sale« hieß vor ein paar Jahren ein Stück des inzwischen verstorbenen René Pollesch, also Haus zum Verkauf. Will man in Görlitz und Zittau nun die Kunst zur Wirklichkeit treiben? Die Idee privater Kunstförderung vor allem in »strukturschwachen Regionen« wird schon länger in entsprechenden Thinktanks diskutiert. Dass Kultur ein öffentliches Gut ist, das zu einer allgemeinen Daseinsvorsorge gehört, wird immer öfter in Frage gestellt. Von »Kanonen statt Butter« – und statt Kunst – reden heute wieder Wirtschaftsbosse und Politiker.

Am Theater Görlitz-Zittau, welchen Namen es auch immer tragen wird, steht die aktuelle Spielzeit unter dem Motto »Kapital«. Dabei wird unter anderem eine Oper über den italienischen Marxisten Antonio Gramsci von Cord Meijering uraufgeführt, ein Schüler des kommunistischen Komponisten und KPI-Mitglieds Hans Werner Henze. Gramsci-Oper im Blackrock-Theater Görlitz-Zittau? Und Friedrich Merz, als ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender und Lobbyist des US-Investors, unter den Ehrengästen? Dann bitte doch lieber Peter-Hacks-Theater Görlitz-Zittau. Spenden Sie jetzt!

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  • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (9. September 2024 um 01:54 Uhr)
    »Weg mit Hauptmann, dem ›internationalen Opportunismus in deutschen Reimen‹, wie der Dichter und Dramatiker Peter Hacks über den Literaturnobelpreisträger befand.« Wenn wir alle Werke von Opportunisten streichen, dann bleibt nicht mehr viel. So einfach ist es nun doch nicht wie in diesem Artikel, der hier »standhafte Kommunisten« dem »bürgerlichen Opportunismus« gegenüberstellt. Dann hätte Hacks ja gleich mit erklären können, warum dann Wilhelm Pieck 1946 am Sarg von Hauptmann die Rede hielt. Johannes R. Becher stand daneben, der Verfasser peinlich Lob hudelnder Verse über Stalin. Zu Zeiten der mörderischsten Schauprozesse 1937 in der UdSSR nahmen kommunistische Kulturschaffende als zustimmende Beobachter im Saal Platz. Und wie viele Mitglieder verlor die SED/PDS dann 1989, quasi auf einen Schlag? Bestand sie nicht zum überwiegenden Teil aus Opportunisten, die in der Stunde der Wende absprangen?
    Hauptmann kommt das Verdienst zu, erstmalig die sozialen Probleme des Kapitalismus auf die Bühne gebracht zu haben. Damit warf er sich niemandem »an den Hals«. »Die Weber« wurden zunächst verboten. Auch das Werk genialer Opportunisten hat künstlerischen Wert und muss erhalten und geehrt werden. Widmeten nicht Bach und sein Sohn den preußischen Kriegsherren Werke? War Goethe nicht Bewunderer eines Massenmörders (Napoleon)? War Brahms nicht glühender Anhänger von Bismarck und wäre nach eigenen Worten »am liebsten selbst mit marschiert«? Zu welchen Massenmorden unter Stalin schwiegen Brecht und Seghers? Richard Strauss schrieb ein Geburtstagsständchen für den NS-Mörder Koch. Hauptmann hielt sich – wie auch jetzt die meisten Kulturschaffenden – abgesehen von den Jugendwerken tatsächlich immer in der Nähe des Mainstreams. Er unterschrieb 1914 das Manifest von 93 Wissenschaftlern und Künstlern für die volle Unterstützung aller Kriegsziele Deutschlands und erhielt zwei Jahre später einen hohen Orden vom Kaiser (nach Nobelpreis 1912). Nach 1918 folgten Angebote Reichspräsident bzw. Reichskanzler zu werden. Das lehnte er ab. 1933 Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP (wurde abgelehnt). Dann brachte er eine Ausgabe von »Mein Kampf« mit seinen Kommentaren heraus! Andere Werke wurden von der Nazizensur verboten. Hauptmann wurde dennoch in der UdSSR wegen seinen für ihre Zeit revolutionären Erstwerken hoch geschätzt. Die gesamte Stalin-Ära war neben unzweifelhaften Erfolgen auch eine Zeit von Opportunismus und Wegschauen bei den Morden an aufrechten Kommunisten. Ein Theater muss nicht Hauptmanns Namen tragen. Aber seinen Werken sollte man die gleiche Achtung entgegenbringen wie den Werken der anderen genannten Opportunisten auch.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (9. September 2024 um 15:03 Uhr)
      »Giftmischer Fred. B.« (Offen-siv, 1/2024) hat wieder zugeschlagen: »Johannes R. Becher stand daneben, der Verfasser peinlich Lob hudelnder Verse über Stalin. Zu Zeiten der mörderischsten Schauprozesse 1937 in der UdSSR nahmen kommunistische Kulturschaffende als zustimmende Beobachter im Saal Platz (…) Zu welchen Massenmorden unter Stalin schwiegen Brecht und Seghers? (…) Die gesamte (!) Stalin-Ära war neben unzweifelhaften Erfolgen auch eine Zeit von Opportunismus und Wegschauen bei den Morden an aufrechten Kommunisten«. Zitat aus »Die Überwindung des Anti-Stalinismus – Eine wichtige Voraussetzung für die Wiederherstellung der kommunistischen Bewegung als einer einheitlichen marxistisch-leninistischen Bewegung« von Kurt Gossweiler: »Das bei weitem wirkungsvollste Element des Anti-Stalinismus ist die Darstellung Stalins als eines machtgierigen Despoten, als eines blutdürstigen Mörders von Millionen Unschuldiger (…) Ohne die Gewissheit des früher oder später erfolgenden faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion – keine Moskauer Prozesse und keine drakonischen ›Säuberungen‹ zur Verhinderung einer Fünften Kolonne im Lande«.
      • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (9. September 2024 um 17:04 Uhr)
        Von einer »Darstellung« Stalins als machtgierigen Despoten (Kurt Gossweiler) kann keine Rede sein. Stalin war es. Wer dies anzweifelt, betreibt eine krasse Geschichtsfälschung. Davon haben wir schon genug in Deutschland, bitte nicht auch noch in den Leserbriefen von junge Welt. Hingerichtet wurden: 13 frühere Mitglieder des Politbüros der KPdSU, 98 ehemalige Vollmitglieder oder Kandidaten des Zentralkomitees der KPdSU, mehr als 15 ehemalige Mitglieder der Regierung, 3 von 5 Marschällen der Sowjetunion, 13 von 15 Armeebefehlshabern, alle 16 Politkommissare der Armeen, 25 von 28 Korpskommissaren, alle 11 Stellvertreter des Volkskommissars für Verteidigung, 98 von 108 Mitgliedern des Obersten Militärrats. Etwa 4000 Offiziere niederer Dienstgrade. »Ohne die Gewissheit des früher oder später erfolgenden faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion – keine Moskauer Prozesse und keine drakonischen ›Säuberungen‹ zur Verhinderung einer Fünften Kolonne im Lande«. Sollen wir für dumm verkauft werden? Dieser Personenkreis, das war also »fünfte Kolonne«? Außerdem war das ursprüngliche Thema der Opportunismus. Und Kommunisten in aller Welt, vor allem in der UdSSR sahen dem kritiklos zu oder beteiligten sich an diesen Morden. Historische Tatsachen zu erwähnen ist keine »Giftmischerei«, sondern ihre Leugnung. Besonders verurteilenswert war die Hinrichtung vieler aufrechter Kommunisten, welche aus faschistischen westeuropäischen Staaten geflohen waren und in Moskau Zuflucht gesucht hatten. Es reichte bereits, Ausländerin zu sein, wie die Frau des Komponisten S. Prokofjew. Er sah sie nie wieder, nachdem sie an der Wohnungstür in Gestapo-Manier abgeholt worden war.
        • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (10. September 2024 um 12:26 Uhr)
          »Wer dies anzweifelt, betreibt eine krasse Geschichtsfälschung. Davon haben wir schon genug in Deutschland, bitte nicht auch noch in den Leserbriefen von junge Welt.« Wer also antikommunistische Tiraden anzweifelt, betreibt Geschichtsfälschung. Wer dagegen die Sichtweise der bürgerlichen Welt übernimmt, erzählt »historische Tatsachen«. Ausdruck von Selbstüberschätzung? Was wir in Deutschland (West) seit über hundert Jahren wirklich genug haben, ist Antikommunismus. Das (!) braucht es nicht ausgerechnet in der jungen Welt. Zu den Moskauer Prozessen zwei Berichte von Beobachtern (mehr in Kurt-Gossweiler.de/die-ueberwindung-des-anti-stalinismus …): Der britische Kronanwalt D. N. Pritt, Prozess gegen Sinowjew und andere 1936: »Mein Eindruck war …, dass der Prozess im allgemeinen fair geführt wurde und die Angeklagten schuldig waren. … Der Eindruck aller Journalisten, mit denen ich sprechen konnte, war ebenfalls, dass der Prozess fair war und die Angeklagten schuldig, und gewiss dachte jeder ausländische Beobachter, von denen es etliche gab, vorwiegend Diplomaten, das Gleiche. … Ich hörte einen von ihnen sagen: Natürlich sind sie schuldig. Aber wir müssen das aus Propagandagründen abstreiten.« J. E. Davies, USA-Botschafter in Moskau, Prozess gegen Radek und andere 1937: »Objektive Betrachtung … ließ mich (jedoch) widerstrebend zu dem Schluss kommen, der Staat habe tatsächlich seine Anklage bewiesen (…). Ich habe mit vielen, ja fast allen Mitgliedern des hiesigen Diplomatischen Korps gesprochen, und mit vielleicht einer einzigen Ausnahme waren alle der Auffassung, die Verhandlungen hätten deutlich das Vorhandensein eines politischen Geheimplanes und einer Verschwörung zum Zweck der Beseitigung der Regierung bewiesen«. Bis auf einen Militärgerichtsprozess waren die Prozesse öffentlich. Um diese eigentlich positive Tatsache ins Negative zu drehen, hat man im Westen den Begriff »Schauprozess« erfunden, den auch Sie gebraucht haben.
          • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (10. September 2024 um 13:35 Uhr)
            Der Begriff »Schauprozesse« wurde nicht erfunden, da es Schauprozesse waren. Die »Geständnisse« waren durch Folter erzwungene Selbstbezichtigungen, was durch Dokumente und Zeugenaussagen belegt ist. Nach Stalins Tod wurden dann – über viele Jahre verteilt – und zwar wohlgemerkt durch die Kommunisten der KPdSU unzählige Hingerichtete bzw. in Straflagern überlebende Opfer des Stalinterrors offiziell rehabilitiert. Merkwürdig: Sie oder Herr Gossweiler wollen Kommunisten sein, schenken aber dem britischen Kronanwalt bzw. dem US-Botschafter, die einer fertig fabrizierten Theatervorstellung im Gerichtssaal beiwohnten, mehr Glauben, als den sowjetischen Kommunisten, die später, natürlich schweren Herzens aber nach Vorliegen aller Beweise, u. a. von Stalin durchgesehenen und abgezeichneten Todeslisten, diese Untaten, die im Namen ihrer Partei begangen wurden, aufklärten. Natürlich hatten Briten und die USA ein Interesse daran, dass Stalin damit fortfährt, 80 Prozent der gesamten Führung und Armeespitze zu enthaupten. Das Resultat sah man dann unmittelbar nach dem 22. Juni 1941 beim anfänglichen Chaos einer kopflosen Armee, welche sich erst lange nach dem Deutschen Überfall unter einer neuen Leitung allmählich und dann mehr und mehr dem Sieg zustrebend wieder sammelte. Aufgeklärt wurde der Stalinterror nicht vom Westen, sondern von den Kommunisten der UdSSR, aber auch nur teilweise. Denn Chrustschow, der Initiator dieser Enthüllungen, wollte da lediglich lautstark davon ablenken, dass er zuvor als Parteichef der Ukraine an diesem Terror selbst beteiligt gewesen war. Und natürlich nutzt der Westen bis heute den Stalinterror propagandistisch aus, um den Sozialismus zu diskreditieren. Doch das ist leider eine Spätfolge der Machtübernahme durch Stalin, vor der Lenin vergeblich gewarnt hatte.
            • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (12. September 2024 um 11:04 Uhr)
              »Aufgeklärt wurde der Stalinterror nicht vom Westen, sondern von den Kommunisten der UdSSR«. Es ist schon aufschlussreich, wenn Sie die Revisionisten vom Schlage Chruschtschow oder des Zerstörers der Sowjetunion, Gorbatschow, als »Kommunisten der UdSSR« bezeichnen. Bezeichnend, dass die volle Rehabilitierung der in den Moskauer Prozessen Verurteilten ausgerechnet in die Amtszeit des Zerstörers der Sowjetunion fiel. Was die trotzkistischen Verschwörer der 30er Jahre nicht geschafft haben, setzte Gorbatschow 50 Jahre später um. Er hat aus den damaligen »Fehlern« gelernt und sich, vor allem noch in der Anfangszeit, mit kommunistischen Phrasen getarnt und damit die ganze Gesellschaft getäuscht. Gorbatschow auf einem Vortrag in Ankara im Oktober 1999: »Mein Lebensziel war die Zerschlagung des Kommunismus«. Dazu Egon Krenz, der »Gorbi« lange Zeit nicht durchschaut hatte: »Da ich diese Aussage für unglaublich hielt, fragte ich schriftlich bei ihm an, ob das Zitat korrekt sei. Eine Antwort erhielt ich nicht. Da gilt wohl die alte Weisheit: Keine Antwort ist auch eine Antwort« (nd-aktuell.de 27.12.2021) Es ergibt eigentlich keinen Sinn, da noch weiter zu diskutieren. Ihre ganzen »Argumente« aus dem Wörterbuch des Antikommunismus kann man so oder so ähnlich auch in der Wikipedia lesen. Wikipedia ist eine durchaus brauchbare Quelle, wenn es nicht um Politik geht. Politisch steht die »Die freie Enzyklopädie« (Selbstdarstellung) streng an der Seite der NATO.
              • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (12. September 2024 um 12:34 Uhr)
                »Es ist schon aufschlussreich, wenn Sie die Revisionisten vom Schlage Chruschtschow oder des Zerstörers der Sowjetunion, Gorbatschow, als «Kommunisten der UdSSR» bezeichnen.« Zu Gorbatschow habe ich mich überhaupt nicht geäußert und teile in dem Fall ihre Meinung. Die Rehabilitierung der Stalin-Opfer, die ungerechtfertigt hingerichtet oder inhaftiert wurden, nahm nicht Chruschtschow allein wahr. Dazu hätte er wohl 500 Jahre oder noch länger leben müssen. Die Rehabilitierung der Opfer wurden von einem ganzen Parteiapparat, von Historikern, Sachverständigen, Gerichten – also von zahlreichen Mitgliedern der KPdSU vorgenommen. Wenn sie denen absprechen, Kommunisten gewesen zu sein, nur weil sie spät den Opfern Gerechtigkeit zollten, schlicht der Spur der Wahrheit folgten, dann ist das einfach nur traurig. Der Ausgangspunkt der Diskussion war, ob Gerhart Hauptmann »weg« muss, weil er Opportunist war. Mein Argument war – nein. Das würde ja dann auch andere große Schriftsteller oder Komponisten, ja sogar ganze kommunistische Parteiführungen und große Teile ihrer Mitglieder betreffen. Dafür nannte ich als Beispiel die Schauprozesse 1937 in der UdSSR. Damals kamen gerade die weg, die keine oder in geringerem Maße Opportunisten waren. Ihr Anfangszitat »Giftmischer Fred B. hat wieder zugeschlagen« hätte da übrigens sehr gut in die »Beweisführung« des Staatsanwaltes hineingepasst. Außerdem staune ich, dass solche Beleidigungen in junge Welt abgedruckt werden. Eine letzte Frage an Sie: Wenn diese Prozesse rechtens waren, warum wurden dann zwei NKWD-Chefs, welche die Schauprozesse und Massenhinrichtungen organisiert hatten, ebenfalls hingerichtet? Ihrer werten Meinung nach handelten die doch vollkommen richtig. Die Schuld wurde auf sie abgewälzt, denn im Volk und sogar bei den Inhaftierten herrschte teilweise noch die naive Meinung: »Von all dem kann Stalin unmöglich etwas wissen.«
                • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (13. September 2024 um 12:24 Uhr)
                  »Außerdem staune ich, dass solche Beleidigungen in junge Welt abgedruckt werden«. Das wurde übrigens in der jW (noch) nicht gedruckt. Ich habe auch nur zitiert aus dem Artikel von Helmut Loeven: »Wo bleiben die Massen? Wir nehmen jeden«. Wer anderen »Geschichtsfälschung« oder »Leugnung historischer Tatsachen« unterstellt, sollte sich mit solchen Vorwürfen etwas zurückhalten. »Die Rehabilitierung der Opfer wurden von einem ganzen Parteiapparat, von Historikern, Sachverständigen, Gerichten – also von zahlreichen Mitgliedern der KPdSU vorgenommen. Dass dieser «Parteiapparat» von Gorbatschow auf Linie gebracht wurde, verschweigen Sie. Gorbatschow in Ankara im Oktober 1999: «Mein Lebensziel war die Zerschlagung des Kommunismus … Am meisten konnte ich dafür in den höchsten Funktionen tun. Ich musste die gesamte Führung der UdSSR entfernen. Ich musste auch die Führung in den sozialistischen Staaten beseitigen» Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass in den höchsten Stellen noch Kommunisten das Sagen hatten. Beispiel: Ab 1988 war Alexander Jakowlew (eines der «Trojanische Pferde in der KPdSU», UZ vom 8. Oktober 2021) Vorsitzender der Kommission zur «Rehabilitierung der Opfer». Er galt als Vordenker und Architekt der Perestroika. Unter dem Säufer Jelzin wurde Jakowlew Leiter des staatlichen Fernsehsenders ORT, den er dann teilprivatisiert hat. Aber damit sollten wir es belassen.
                  • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (16. September 2024 um 11:02 Uhr)
                    »Dass dieser «Parteiapparat» von Gorbatschow auf Linie gebracht wurde, verschweigen Sie.« Das liegt daran, dass ich gern beim Thema bleibe. Die Schauprozesse waren 50 Jahre früher unter Stalin. Vom Zentralkomitee der Bolschewiki unter Lenin wurden fast alle hingerichtet. Falls nein, belehren Sie mich eines Besseren. Da hatte Gorbatschow ein halbes Jahrhundert später nicht mehr allzu viel zu tun im Sinne von »Austauschen« der revolutionären Garde und ihrer Anhänger. Die Rehabilitierungen begannen dann sofort nach Stalins Tod am 5.03.1953 selbst durch den Henker Beria, der nun selbst um seine Haut fürchtete (vergeblich). Die große Rehabilierungswelle setzte unter Chruschtschow in den 1960er Jahren ein. Er war zuvor allerdings ein Mittäter und wollte damit ablenken. Das war 25 Jahre vor Gorbatschow. Aber auch das war immerhin noch eine kommunistische Partei. Es ist zwecklos zu bestreiten, dass Kommunisten die Taten begangen haben (Massenhinrichtungen Schuldloser), dass Kommunisten sich duckten und opportunistisch dazu schwiegen, dass aber auch Kommunisten dann diese Taten aufklärten und selbstkritisch dazu standen. Stalins Persönlichkeit und auch später die KPdSU hatte diese zwei Gesichter. Damit werden die Erfolge, welche die UdSSR auf vielen Gebieten unter seiner Leitung erzielte, nicht geschmälert. Napoleon begann auch als Revolutionär und endete als Massenmörder. Dennoch setzte er in Frankreich bzw. im besetzten Deutschland z. B. im Bildungs- und Rechtssystem positive Veränderungen durch.
                    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (16. September 2024 um 14:02 Uhr)
                      »Es ist zwecklos zu bestreiten, dass Kommunisten die Taten begangen haben«. Sie reiten sich mit Ihren abenteuerlichen Verrenkungen immer tiefer hinein. Jetzt sind Kommunisten die Täter, in vorherigen Beiträgen waren sie die Opfer. Kommunisten werden hier als Menschen dargestellt, die sich gegenseitig umbringen. Mehr Antikommunismus geht wohl nicht mehr! Sie sollten die Kommentare vor dem Absenden sorgfältig prüfen, dann passieren auch nicht die vielen Widersprüche. Weil Sie mit immer neuen »Enthüllungen« aufwarten und unbedingt das letzte Wort haben müssen, ist dies meine letzte Antwort. Nebenbei bemerkt zum Thema Verrenkungen und Gelenkigkeit: Zum Artikel »Egon kommt!« vom 13.09.2024 haben Sie in einer Antwort an Herrn Hidy das Zitat von Gorbatschow »Mein Lebensziel war die Zerschlagung des Kommunismus« gebracht. Von wem abgeschrieben? Von Kurt Gossweiler, von dem Sie wie in dieser Diskussion gezeigt, meilenweit weit entfernt sind, jedenfalls nicht.
                      • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (16. September 2024 um 15:35 Uhr)
                        » Kommunisten werden hier als Menschen dargestellt, die sich gegenseitig umbringen.« Nicht umbringen, sondern umbrachten, zur Stalinzeit. Unter den Opfern waren auch viele kommunistische Emigranten aus Deutschland, die vor Hitler nach Moskau geflohen waren. Das ist alles durch Zeugen, Dokumente, Lebenserinnerungen überlebender Emigranten geschildert. Sie werden da unter Veröffentlichungen namhafter Kommunisten einiges finden, was Sie aufklärt. Diese Widersprüche, dass in der UdSSR unter der Beschuldigung »Feind des Volkes« Kommunisten Kommunisten umbrachten, müssen sie innerhalb der kommunistischen Bewegung suchen, nicht bei mir. Ich war nie Mitglied einer Partei, aber auch nie Antikommunist – im Gegenteil. Wenn Stalin nicht nahezu die gesamte Führung der Bolschewiki aus der Zeit unter Lenin und der Roten Armee hätte umbringen lassen, hätten außerdem im nachfolgenden Zweiten Weltkrieg viele Opfer vermieden werden können.

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