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Aus: Ausgabe vom 11.09.2024, Seite 6 / Ausland
Gazakrieg

BBC am proisraelischen Pranger

Bericht wirft britischer Rundfunkanstalt Einseitigkeit zugunsten Palästinas vor
Von Dieter Reinisch
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Protest gegen die Art der Berichterstattung der BBC am 16. Oktober 2023 in London

Über 1.500 Mal soll die britische BBC die eigenen Richtlinien in der Berichterstattung zum aktuellen Krieg im Nahen Osten gebrochen haben. Eine Untersuchung, über die zuerst am Wochenende in der konservativen Tageszeitung Telegraph berichtet wurde, listet auf 100 Seiten »Verfehlungen« auf. Nun soll eine Untersuchungskommission eingesetzt werden, doch die BBC wies gegenüber der Zeitung alle Vorwürfe zurück.

Der Bericht nutzte künstliche Intelligenz (KI), um die Berichte der BBC über den Gazakrieg auszuwerten. Die Recherche wurde unentgeltlich von der Anwaltskanzlei Asserson Law Offices durchgeführt, die nach Angaben des Telegraph die größte internationale Kanzlei Israels ist und Niederlassungen in Großbritannien und den USA hat. Schon seit Anfang der 2000er Jahre kämpfe Trevor Asserson »gegen die Voreingenommenheit der BBC«. Ein Insider, der an dem Projekt arbeitete, sagte dem Magazin The Spectator: »Es gibt einige ernsthafte Leute, die entschlossen sind, die BBC in dieser Sache nicht aus der Verantwortung zu nehmen.« Es gäbe ein »systemisches Problem« bei der öffentlichen Rundfunkanstalt, war zu vernehmen: Die »Kampagne gegen die BBC sei erst am Anfang.«

Der Bericht will demnach eine »besorgniserregende« antiisraelische Einseitigkeit ausgemacht haben. Behauptet wird, einige Korrespondenten hätten die Aktivitäten der Hamas entschuldigt und heruntergespielt, während von der BBC – besonders der arabische Dienst steht hier im Fokus – eingesetzte Mitarbeiter mit der Gruppe sympathisierten. Israel sei in dem untersuchten Zeitraum (vier Monate nach dem 7. Oktober 2023) in der Berichterstattung viermal häufiger mit dem Begriff »Kriegsverbrechen« und mehr als 14 Mal häufiger mit dem Begriff »Völkermord« in Verbindung gebracht worden als die Hamas. Insgesamt habe es 1.553 Verstöße gegen redaktionelle Richtlinien »zu Unparteilichkeit, Fairness und Wahrheitsfindung« gegeben.

Ein BBC-Sprecher erklärte, das Unternehmen werde die Untersuchung »sorgfältig prüfen«, bestritt jedoch Vorwürfe der Einseitigkeit und stellte die Arbeitsweise der Forscher in Frage. Für die Untersuchung, an der Anwälte und Datenwissenschaftler beteiligt waren, wurde mit Hilfe künstlicher Intelligenz ein Datensatz von 8,1 Millionen Wörtern der BBC-Ausgaben (Fernsehen, Radio, Podcasts, soziale Netzwerke, Onlinenachrichten) analysiert. »Wir haben ernsthafte Zweifel an der Methodik dieses Berichts, insbesondere an seiner starken Abhängigkeit von KI zur Analyse der Unparteilichkeit und seiner Interpretation der redaktionellen Richtlinien der BBC«, so der Sprecher. Und weiter: »Wir glauben nicht, dass die Berichterstattung allein durch das Zählen bestimmter Wörter ohne Kontext beurteilt werden kann.«

Positiv aufgegriffen wurde der Bericht von verschiedenen jüdischen und proisraelischen Organisationen. So erklärte etwa Laurence Julius, stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Nationalversammlung, die BBC habe kläglich versagt, »und das nährt eine israelfeindliche und antisemitische Erzählung in ihrem gesamten Netzwerk. Das muss sich ändern«. Er forderte eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe. Die »Kampagne gegen Antisemitismus« fühlt sich durch die »empirischen Daten« bestätigt und ist der Meinung, »die ideologische Voreingenommenheit der BBC« sei jetzt »beschämend deutlich« geworden.

Andere Untersuchungen aus den vergangenen Monaten ergaben jedoch ein entgegengesetztes Bild: Mike Berry (Cardiff University) und Greg Philo (Glasgow University) legten dar, dass israelischen Argumenten mehr Bedeutung beigemessen wurde als palästinensischen. Ihre Studie der Berichterstattung von BBC One in den ersten vier Wochen nach dem 7. Oktober ergab, dass die Journalisten des Senders 52 Mal »Mord« oder damit in Zusammenhang stehende Wörter verwendeten, um israelische Todesfälle zu bezeichnen. Für die palästinensische Seite wurden solche Wörter nicht verwendet. Im März entschuldigte sich die BBC im Parlament für ihre antipalästinensische Berichterstattung. »Es ist eine außergewöhnlich schwierige Geschichte, über die wir berichten müssen, und wir bemühen uns, unparteiisch darüber zu berichten und dem Publikum Klarheit zu verschaffen, aber das ist bei einer Geschichte, die stark polarisiert ist, sehr schwierig«, sagte BBC-Direktor Richard Burgess damals.

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