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Aus: Ausgabe vom 13.09.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Israelische Kriegführung

Eine »Operation« nach der anderen

Israel führt mit Unterbrechungen seit mehr als 15 Jahren Krieg gegen Gaza. Tausende Palästinenser getötet
Von Knut Mellenthin
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Es wird nicht die letzte »Operation« Israels im Gazastreifen bleiben: Zerstörte Häuser in Khan Junis (4.9.2024)

Die »Operation geschmolzenes Blei« gilt als erster Gazakrieg. Sie begann mit israelischen Luftangriffen am 27. Dezember 2008 und endete am 18. Januar 2009 mit einer Feuereinstellung, die zuerst von den israelischen Streitkräften (IDF) erklärt wurde und der sich dann die Hamas anschloss. Seit dem 3. Januar 2008 operierten Bodentruppen der IDF im Gazastreifen, vor allem in dicht besiedelten Teilen der Stadt Gaza. Während der dreiwöchigen Kriegführung wurden bis zu 1.400 Palästinenser und 13 Israelis getötet.

Die israelische »Operation Säule der Verteidigung«, auch als »Operation Wolkensäule« bezeichnet, begann am 14. November 2012 mit der gezielten Tötung des Leiters der Hamas-Militärkräfte im Gazastreifen durch einen Luftschlag und dauerte acht Tage. In dieser Zeit griff die Luftwaffe nach eigenen Angaben rund 1.500 »terroristische« Ziele an, die vor Beginn des Einsatzes identifiziert worden waren. Im Gegensatz zu dieser Darstellung wurden in einem Bericht des Hohen Kommissariats der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) auch israelische Luftangriffe auf Gebäude und Einrichtungen der palästinensischen Verwaltung des Gazastreifens wie Polizeistationen, Ministerien »und andere de-facto-Regierungseinrichtungen« erwähnt, die ihrer Natur nach als zivil zu betrachten seien. Während der israelischen Militäroffensive seien 174 Palästinenser getötet worden, darunter vermutlich 101 Zivilpersonen, darunter 33 Kinder und 13 Frauen, hieß es im selben OHCR-Bericht. Auf israelischer Seite wurden sechs Menschen getötet.

Die »Operation starker Fels«, die auch unter anderen Namen wie dem englischen »Operation Protective Edge« bekannt ist, wurde von den IDF am 8. Juli 2014 ausgelöst, nachdem im besetzten Westjordanland drei israelische Teenager entführt und ermordet worden waren, angeblich von einer mit der Hamas verbundenen Gruppe. Die israelischen Bodenoperationen, die am 17. Juli begannen, endeten am 5. August 2014; am 26. August trat ein Waffenstillstand in Kraft. Zwischen 2.100 und 2.300 Palästinenser wurden getötet, fast 11.000 weitere verletzt. Die IDF verloren 67 Soldaten, außerdem wurden fünf israelische Zivilisten getötet.

Eine weitere Militäroffensive gegen den Gazastreifen begann am 10. Mai 2021 und endete am 21. Mai mit einem Waffenstillstand. Auslöser waren Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischer Polizei in Jerusalem, die mit Protesten gegen die Vertreibung von sechs Familien aus ihren Wohnungen im Stadtteil Scheich Dscharrah in Ostjerusalem begannen. Während der Luftangriffe zerstörten die Israelis 40 Schulen, vier Krankenhäuser und 18 Wohngebäude, darunter vier Hochhäuser. Insgesamt wurden während dieses israelischen Feldzugs mindestens 256 Palästinenser, darunter 66 Kinder, getötet. Auf israelischer Seite wurden 13 Menschen, darunter zwei Kinder, getötet.

Der Krieg, den Israel seit dem 7. Oktober 2023 gegen die Palästinenser führt, unterscheidet sich in der Zahl der Opfer und in seiner Dauer auffallend stark von allen früheren Militäroffensiven. Sein erklärtes Ziel ist die »Auslöschung« und »Ausrottung« der Hamas. In der Praxis wird es bei einem außergewöhnlich blutigen und zerstörerischen »Rasenmähen« bleiben, dem weitere folgen werden.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in André M. aus Berlin (13. September 2024 um 10:37 Uhr)
    Auch hier gilt, was für die Ukraine gilt: Ohne massive militärische, finanzielle und logistische Unterstützung der USA und der NATO-Staaten wäre Israel nicht in der Lage, diese militärischen Operationen mit eingeschlossenem Massenmord zu begehen. Die Aussagen von Blinken sind nichts als Nebelbomben zur Beschwichtigung des Südens. Das Dilemma sehe ich auch darin, dass Israel, wenn es so weiter macht, in 10 bis 15 Jahren nicht mehr existieren wird.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (13. September 2024 um 11:57 Uhr)
      Bitte kein Antisemitismus, André M.!

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