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Aus: Ausgabe vom 14.09.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Beijing Xiangshan Forum

Geschäftsmäßiges Jammern

Lobbyisten beklagen Rückgang europäischer Profite in China
Von Jörg Kronauer
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Eingang für die Delegation der EU zur Konferenz in Beijing (14.10.2023)

Reden ist Silber, Klagen ist Gold: Das scheint seit Jahren die unumstößliche Maxime der European Chamber of Commerce in China zu sein. Als sie am Mittwoch in Beijing offiziell ihr »European Business in China – Position Paper 2024/2025« präsentierte, malte sie die Lage europäischer Unternehmen in der Volksrepublik grau in dunkelgrau. Noch nie sei das Vertrauen ihrer Mitgliedsfirmen in die Rahmenbedingungen des China-Geschäfts so düster gewesen wie heute. Kaum jemand hege noch die Hoffnung, die Regierung in Beijing werde die nötigen Reformen veranlassen, um die Situation zu verbessern. Die Neuinvestitionen aus Europa in der Volksrepublik gingen schon deutlich zurück. Womöglich sei damit nun eine entscheidende Negativwende des europäischen China-Geschäfts erreicht.

Was ist da los – steht das China-Geschäft europäischer Unternehmen tatsächlich vor dem Kollaps? Nun, die Papiere, die die European Chamber regelmäßig publiziert, lesen sich seit Jahren wie Reiseberichte aus dem Land der Trübsal. Nun müssen sie das in gewisser Weise auch. Schließlich ist die European Chamber simpel eine Lobbyorganisation, deren Aufgabe darin besteht, in Beijing auf Maßnahmen im Interesse ihrer mehr als 1.700 Mitgliedsfirmen zu drängen. Dass das von öffentlichem Gemecker über die aktuelle Lage begleitet wird, gehört zum Handwerk. Entsprechend listete die European Chamber eine lange Liste an Beschwerden auf. Chinas Wirtschaft wachse zu langsam etwa. Immer noch seien ausländische Unternehmen inländischen nicht komplett gleichgestellt. Nach wie vor wachse der private Konsum nicht so kräftig, wie er eigentlich könnte, und auch das zum Beispiel von der EU diagnostizierte Problem mit den Überkapazitäten sei nicht gelöst. Völlig zu schweigen davon, dass die chinesische Regierung weiterhin stark auf die nationale Sicherheit fokussiere.

Nimmt man sich das Positionspapier der European Chamber genauer vor, ergibt sich ein differenzierteres Bild. So sind zum einen chinesische Unternehmen im Laufe der Jahre technologisch und qualitativ erheblich besser geworden. Das verschärft den Wettbewerb mit europäischen Konkurrenten und drückt deren Profite. Zwei Drittel ihrer Mitgliedsfirmen geben an, dass ihre Profite in China den globalen Durchschnitt nicht mehr übertreffen, heißt es in dem Positionspapier – und man ahne deutlich, dass sich die Konkurrenzlage kaum zugunsten der europäischen Unternehmen wenden werde. Nun, das mag sein.

Die Folgen des westlichen Wirtschaftskriegs gegen die Volksrepublik kommen hinzu – und sie sind umfangreicher und drastischer, als das, was die European Chamber beklagt: Beijing habe diverse neue Sicherheitsbestimmungen etwa zum Schutz gegen Spionage verhängt, die Unternehmern aus Europa nun das Leben immer schwerer machten. China ist vor allem dazu übergegangen, seine Lieferketten möglichst umfassend ins Inland zu verlagern, um gegen Sanktionen gefeit zu sein. Das haben nunmehr auch diverse Unternehmen aus Europa mit ihren chinesischen Standorten getan. Weil damit zu rechnen ist, dass die westlichen Staaten ihre Sanktionspolitik fortsetzen, halten sich Unternehmen aus Europa mit Neuinvestitionen in China zurück. Im ersten Halbjahr 2024 sanken diese um 29,1 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Man sehe »eine strategische Verschiebung« dahingehend, dass auch europäische Firmen ihr China-Geschäft gegen äußere Risiken, etwa Sanktionen, abschotteten, bestätigte Jens Eskelund, der Präsident der European Chamber. Davon, dass sie die Volksrepublik in Scharen verließen, könne aber keine Rede sein. »Das zukünftige Potential Chinas« als Hightechstandort und auch als Absatzmarkt stelle niemand in Frage.

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