Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2024
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Aus: Ausgabe vom 14.09.2024, Seite 6 / Ausland
US-Blockade

Konkrete Folgen für Kuba

US-Blockade: Hinter den Zahlen zu materiellem Schaden stehen umfassende Auswirkungen für die Bevölkerung
Von Volker Hermsdorf
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Eine Kirchengruppe unterstützt Kubaner in der Hauptstadt Havanna mit Wasserrationen (12.9.2024)

Die Versorgungslage in Kuba ist so dramatisch wie selten zuvor. Medikamente, Lebensmittel, Treibstoff und Güter des täglichen Bedarfs sind knapp. Vor allem jüngere Menschen verlassen aus Frust darüber ihre Heimat. Es scheint, dass die USA ihrem, am 6. April 1960 von Staatssekretär Lester D. Mallory in einem Memorandum formulierten Ziel, nähergekommen sind – »mittels Enttäuschung und Unzufriedenheit aufgrund wirtschaftlicher Mängel und Elend … das Wirtschaftsleben zu schwächen und Kuba Geld und Versorgung zu rauben, um Hunger, Verzweiflung und den Sturz der Regierung hervorzurufen«.

Seit Jahren bestätigt die UN-Vollversammlung nahezu einstimmig, dass die Herausforderungen der kubanischen Realität einfacher zu lösen wären, wenn das Land über die erheblichen Ressourcen verfügen könnte, die ihm durch die US-Blockade vorenthalten werden. Schätzungen zufolge wäre das Bruttoinlandsprodukt der Insel ohne US-Sanktionen im vergangenen Jahr um rund acht Prozent gewachsen, während es tatsächlich um 1,9 Prozent gesunken ist. »Die Schwierigkeiten der kubanischen Gesellschaft sind nicht ausschließlich auf die Blockade zurückzuführen, aber ich behaupte, dass die US-Sanktionen die Hauptursache für viele Probleme der Haushalte in Kuba, der Familien, der Einzelpersonen und der kubanischen Wirtschaft sind«, sagte Außenminister Bruno Rodríguez am Donnerstag (Ortszeit) bei der Präsentation des aktuellen Berichts über die Folgen der Blockade, der den materiellen Schaden auf fünf Milliarden US-Dollar beziffert.

Die mörderischen Auswirkungen werden an konkreten Beispielen deutlich, die die Tageszeitung Granma veröffentlichte. Danach entsprechen 25 Tage Blockade einem Betrag von etwa 339 Millionen US-Dollar, womit der Grundbedarf des Landes an Medikamenten für ein Jahr gedeckt werden könnte. Neun Tage US-Sanktionen kosten Kuba so viel Geld, wie für die Einfuhr von medizinischen Verbrauchsgütern und Reagenzien für das Gesundheitssystem für ein Jahr erforderlich ist (129 Millionen Dollar). Und 21 Stunden Blockade entsprechen den Kosten für die Beschaffung des Insulins, das zur Deckung des Jahresbedarfs benötigt wird (zwölf Millionen Dollar).

Auch die Probleme der Nahrungsmittelversorgung werden durch die Blockade verschärft. Vier Monate entsprechen dem Betrag, mit dem die Bevölkerung ein Jahr lang mit dem standardisierten Familienwarenkorb versorgt werden kann (1,6 Milliarden Dollar). 18 Tage entsprechen den jährlichen Kosten für die Instandhaltung (ohne Brennstoff und Investitionen) des nationalen Stromnetzes (250 Millionen Dollar). Das für alle Bürger seit dem Sieg der Revolution kostenlose Bildungssystem ist ebenfalls betroffen. 38 Stunden Blockade entsprechen der Summe, die es braucht, dessen Bedarf für ein Jahr zu decken (21,8 Millionen Dollar). Die wenigen Beispiele machen deutlich, wieviel besser es der kubanischen Bevölkerung gehen könnte, wenn die USA das Votum der Weltgemeinschaft nicht länger missachten würden.

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