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Aus: Ausgabe vom 25.09.2024, Seite 8 / Ansichten

Empörungsgrund des Tages: Rote Farbe

Von Nick Brauns
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Roter Farbklecks an einer Wand (Symbolbild)

Eine Farbattacke auf das Wohnhaus von Berlins Kultursenator Joe Chialo sorgte am Dienstag weiter für Empörung. Unbekannte hatten am Vortag die Fassade mit roter Farbe beschmiert und »Genocide Joe / Chialo« gesprüht. Der CDU-Politiker steht in der Kritik palästinasolidarischer Aktivisten, nachdem er die Förderung des Kulturzentrums »Oyoun« beenden ließ, weil dort eine Trauerfeier einer jüdischen Friedensgruppe für die Opfer des Gazakrieges stattgefunden hatte.

Die Farbaktion war am Dienstag Thema im Senat. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sieht »jede Grenze« überschritten und kündigte ein entschiedenes Vorgehen gegen diejenigen an, »die Menschen aus politischen Gründen angreifen, Angst schüren wollen oder glauben, auf unseren Berliner Straßen internationale Konflikte austragen zu müssen«. Das von Wegner gerade mit dem Verweis, ein Genozid »findet nicht statt, Punkt« verteidigte Hissen israelischer Fahnen vor städtischen Gebäuden fällt offenbar ebensowenig unter diese Aufzählung wie die Hetzjagd von Polizisten auf ein elfjähriges palästinensisches Kind bei einer Demonstration.

Auch CDU-Chef Friedrich Merz, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grüne), der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein und PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel verurteilten den Farbanschlag.

Rot eingefärbt wurde am Sonntag auch im brandenburgischen Beeskow eine Hausfassade. Die Attacke mit Schweineblut galt einer Flüchtlingsunterkunft, auf deren Gelände zwei Schweineköpfe geworfen wurden. Vergleichbare Empörung wie im Falle Chialos blieb nach diesem rassistischen und muslimfeindlichen Akt aus. Und schon gar nicht sorgt das Blut palästinensischer Kinder, das die Ruinen Gazas rot färbt, für einen Aufschrei in der deutschen Politik.

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