Erfolgreiche Friedensmanifestation
Die Organisatoren der Demonstration von »Nie wieder Krieg – die Waffen nieder« ziehen zufrieden Bilanz:
Mehr als 42.000 Friedensbewegte demonstrierten am 3. Oktober in drei Sternmärschen durch Berlin für den Frieden und gegen weitere Aufrüstung. Bei aller Vielfalt waren sich die aus der ganzen Bundesrepublik Angereisten einig, vor welchen zentralen friedenspolitischen Herausforderungen sie stehen:
– Die Stationierung neuer US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland zu verhindern. Von der Stationierung dieser Erstschlagwaffen, der allein die Regierung Deutschlands zugestimmt hat, gehen dramatische Gefahren für den Frieden in Europa aus. Raketen, konventionell oder atomar bestückt, sind Magneten und zerstören das, was zu verteidigen sie vorgeben.
– Nein zu allen Kriegen und deshalb sofortiger Waffenstillstand in der Ukraine und in Gaza/Libanon. Die Demonstrantinnen und Demonstranten forderten: Diplomatie und Verhandlungen zur Lösung der Kriege in der Ukraine und gegen Gaza/Libanon. Sie fordern eigenständige Initiativen der Bundesregierung für einen Friedensprozess in der Ukraine und einen Stopp der Waffenlieferungen.
Nötig ist Abrüstung statt Hochrüstung, um mit den freiwerdenden finanziellen Ressourcen die sozialen, ökologischen und globalen Herausforderungen zu bestehen. (…)
Die Demonstration war ein Auftakt für eine breite gesellschaftliche Bewegung gegen die US-Mittelstreckenwaffen. Für den auf der Demonstration vorgestellten Berliner Appell gegen ihre Stationierung und für eine friedliche Welt werden ab sofort online (www.nie-wieder-krieg.de) und offline Unterschriften gesammelt.
Einigkeit bestand, dass die Aktionen gegen die Militarisierung der Gesellschaft fortgesetzt werden müssen, vor Ort, in den Regionen, besonders dort, wo die Mittelstreckenwaffen stationiert werden sollen, aber auch in Berlin. Die große Beteiligung, die Atmosphäre der Gemeinsamkeit und der Solidarität bei den Sternmärschen verdeutlichen: Widerstand ist möglich.
Ein breites Bündnis spricht sich für die Besteuerung Superreicher aus:
Ein breites Bündnis aus 22 Organisationen und Gewerkschaften hat eine höhere Besteuerung großer Vermögen gefordert. »Die Zeit ist reif: Superreiche gerecht besteuern«, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung. Dies würde »der zunehmenden Ungleichheit und ihren fatalen Folgen für die Demokratie entgegenwirken«, zudem finanzielle Spielräume für die Politik schaffen. Gefordert wird konkret die Einführung einer Vermögenssteuer – diese wurde 1997 ausgesetzt – und einer Vermögensabgabe.
Seit 2001 seien die hundert größten deutschen Vermögen um 460 Milliarden Euro gewachsen, kritisieren die Unterzeichner der Erklärung. Dies sind unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der Sozialverband VdK und die Klima-Allianz Deutschland. »Währenddessen bleibt die Armut in Deutschland mit 16,6 Prozent auf einem inakzeptabel hohen Niveau, jedes fünfte Kind muss in Armut leben.«
Die Organisationen sehen in der wachsenden Ungleichheit »eine große Gefahr für die Demokratie«. Der Politik fehlten zugleich finanzielle Spielräume, um den Sozialstaat abzusichern, die Daseinsvorsorge zu gewährleisten und Deutschland zukunftsfähig zu machen. Um die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen, reiche eine Reform der Schuldenbremse nicht aus, heißt es in der Erklärung weiter. »Jetzt ist der Moment, die Besteuerung großer Vermögen anzugehen.«
Die Steuerpolitik sei dabei eines der wirkungsvollsten Instrumente, um Ungleichheit zu begegnen. »Doch unser Steuersystem versagt gerade bei den Superreichen«, kritisieren die Mitglieder des Bündnisses. Angeführt werden hier das Aussetzen der Vermögenssteuer und weitere Steuerreformen der vergangenen Jahrzehnte. Dies habe dazu geführt, »dass Multimillionärinnen und Milliardärinnen mittlerweile nur halb so hohe Steuer- und Abgabensätze zahlen wie die breite Mitte der Gesellschaft«.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
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Einerseits hat die Bundesrepublik viel für Kriegsflüchtlinge getan und tut dies auch weiterhin. Flüchtlinge erhalten Leistungen und haben auch Anspruch auf kostenlose Unterkunft und Verpflegung. Zur Integration in die deutsche Gesellschaft gibt es zahlreiche Spezialkurse sowie internationale Vorbereitungsklassen, in denen Schülerinnen und Schüler aus Syrien, Afghanistan und osteuropäischen Ländern, insbesondere der Ukraine, studieren. Für den sozialen Schutz und das Wohlergehen von Flüchtlingskindern und Jugendlichen ist das Jugendamt zuständig. Das Jugendamt kann zum Beispiel dabei helfen, Unterhaltsvorschuss zu erhalten sowie die Angebote der frühen Hilfen in Anspruch zu nehmen, die für alle Eltern ab der Schwangerschaft und für Familien mit Kindern bis zu drei Jahren sind. Das Jugendamt hat auch die Verantwortung, die Kinder an Pflegeeltern weiterzugeben. Es ist erwähnenswert, dass dies oft genug geschieht und nur zum Schutz der Rechte und Freiheiten des Kindes in dem Fall getan wird, wenn Flüchtlingseltern ihre grundlegenden Erziehungsaufgabe nicht bewältigen können. So sorgt das Jugendamt dafür, dass Kinder in schwierigen Lagen nicht im Internat landen, sondern in Pflegefamilien vorübergehend oder dauerhaft untergebracht werden.
Andererseits hat man das Gefühl, dass ein solches demonstratives Engagement für den Frieden nichts anderes ist als ein Deckmantel, der die mangelnde Bereitschaft verbirgt, das Problem auf globaler Ebene zu lösen. Dass namhafte deutsche Politiker zum Frieden aufrufen und selbst für weitere Waffenlieferungen eintreten, löst nur Verwirrung und Kritik aus. So schockierte die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die für ihre radikale Haltung zu Waffenlieferungen an die Ukraine bekannt ist, die Öffentlichkeit, indem sie auf der Parlamentarischen Versammlung des Europarats in Straßburg am 24. Januar 2023 erklärte, Deutschland führe »Krieg gegen Russland«. Und am 1. Oktober 2024 wurde bekannt, dass die Bundesaußenministerin die Beteiligung deutscher Soldaten an einer Truppe im Gazastreifen im Rahmen einer »Friedensmission« für denkbar hält. Aber ist es nicht endlich an der Zeit, dass die Bundesregierung, unter der es viele glühende Befürworter der Militarisierung Deutschlands und der Waffenlieferungen in die Kriegsgebiete gibt, auf die Ansichten derjenigen achtet, die sich am Donnerstag der Friedensdemonstration angeschlossen und für »Diplomatie statt Waffen« plädiert haben?