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Aus: Ausgabe vom 14.10.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Flugzeugbau

Boeing streicht 17.000 Stellen

Technische Mängel und Lieferverzögerungen: Flugzeugbauer schreibt fünf Milliarden US-Dollar ab. Tarifangebot vorerst vom Tisch
Von Alex Favalli
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Der Arbeitskampf ist nicht vorbei: Streikende Boeing-Arbeiter in Seattle (19.9.2024)

Boeing steckt in einer Krise und plant den Abbau von rund zehn Prozent seiner Belegschaft. Das heißt, etwa 17.000 Stellen sollen gestrichen werden. CEO Kelly Ortberg erklärte am 12. Oktober, es sei notwendig, den Konzern an die »finanzielle Realität anzupassen«. Betroffen sind Beschäftigte weltweit.

»Unser Unternehmen befindet sich in einer schwierigen Lage, und die Herausforderungen, denen wir uns gemeinsam stellen müssen, können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden«, so Ortberg in einer internen Nachricht am Freitag. »Neben der Bewältigung des aktuellen Umfelds erfordert die Wiederherstellung unseres Unternehmens harte Entscheidungen, und wir werden strukturelle Veränderungen vornehmen müssen, um sicherzustellen, dass wir wettbewerbsfähig bleiben und unseren Kunden langfristig etwas bieten können.«

Die Ankündigung kommt inmitten eines anhaltenden Streiks der größten US-Gewerkschaft IAM, die rund 33.000 Arbeiter vertritt und seit Mitte September die Produktion in Boeing-Werken, insbesondere rund um Seattle, lahmgelegt hat. Das betrifft auch die Fertigung der Flugzeugmodelle 737 und 777, die bereits seit längerem von Lieferverzögerungen betroffen sind.

In der Tarifauseinandersetzung mit den Arbeitern an der US-Westküste hatte Boeing zuletzt ein Angebot von 30 Prozent Gehaltserhöhung über vier Jahre gemacht, das die Gewerkschaft als unzureichend ablehnte. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung von 40 Prozent und die Wiedereinführung einer leistungsorientierten Rente, die vor einem Jahrzehnt gestrichen worden war. Boeing zog sein Angebot daraufhin zurück.

Nach Angaben von Stephanie Pope, CEO der Boeing-Verkehrsflugzeugsparte, endeten die vom Staat vermittelten Gespräche letzte Woche, ohne dass wesentliche Differenzen ausgeräumt werden konnten. Die Gewerkschaft hätte »nicht verhandelbare Forderungen gestellt, die weit über das hinausgehen, was akzeptiert werden kann, wenn wir als Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben wollen«, sagte sie in einer Erklärung an die Beschäftigten am 8. Oktober.

Der Streik und die damit verbundenen Produktionsausfälle kosten Boeing nach Schätzungen der Ratingagentur Standard & Poor’s rund eine Milliarde US-Dollar pro Monat. Bereits 2008 führte ein ähnlich langer Streik zu Verlusten von etwa zwei Milliarden Dollar. Das verschärft den Druck auf Boeing, dem seit Jahren technische Pannen, Qualitätsmängel und chronische Lieferverzögerungen zu schaffen machen. Der Konzern musste zuletzt Abschreibungen in Höhe von fünf Milliarden Dollar vornehmen, wovon drei Milliarden auf den Bereich Verkehrsflugzeuge entfallen.

Besonders die Verzögerungen beim Langstreckenjet 777X tragen zu finanziellen Schwierigkeiten bei. Die Auslieferung des Modells verzögert sich bis 2026, während die Frachtversion erst 2028 bereitstehen soll. Darüber hinaus wurde die Produktion der 767-Frachtvariante für 2027 eingestellt. Für das dritte Quartal 2024 rechnet Boeing nun mit einem Umsatz von 17,8 Milliarden Dollar, fast eine Milliarde weniger als erwartet, sowie einem Verlust von etwa zehn Dollar pro Aktie. Der Aktienkurs des Konzerns fiel nach dieser Prognose um 2,3 Prozent.

»Wir wissen, dass diese Entscheidungen für Sie, Ihre Familien und unser Team schwierig sein werden, und ich wünschte aufrichtig, wir könnten sie vermeiden«, schrieb Ortberg in dem Memo an die Beschäftigten. »Die Lage unseres Unternehmens und unsere zukünftige Erholung erfordern jedoch harte Maßnahmen.« Mutmaßlich aber nicht für alle. Zwischen 2010 und 2019 hatte der Konzern rund 68 Milliarden Dollar Dividenden an seine Aktionäre ausgezahlt. Die Boeing-Arbeiter hingegen hatten im vergangenen Jahrzehnt mehrere Nullrunden akzeptiert.

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