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Aus: Ausgabe vom 23.10.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Herbslohnrunde in Österreich

Gewerkschaften fordern weniger

In Österreich hat die Herbstlohnrunde begonnen
Von Dieter Reinisch, Wien
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Die Verhandlungen für Beschäftigte der Sozialwirtschaft in Österreich haben begonnen

Diese Woche beginnt in Österreich die wichtigste Verhandlungsphase für Löhne im Land. Im vergangenen Jahr dauerte diese Lohnrunde in vielen Branchen sehr lange und war unüblich kämpferisch: Sogar mehrtägige Warnstreiks und andere Arbeitskampfmaßnahmen setzten die in Österreich typischerweise kampfunwilligen Gewerkschaften ein. Dieses Jahr werden die Verhandlungen wohl ruhiger verlaufen.

Am Dienstag begannen die Beratungen der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ). Sie gelten für Beschäftigte in der österreichischen Sozial- und Gesundheitsbranche und damit inklusive Satzung für mehr als 110.000 Personen. Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) fordert 6,1 Prozent mehr Gehalt und eine 35-Stunden-Woche. 2023 waren die Verhandlungen besonders kämpferisch. Schlussendlich erkämpfte die Gewerkschaft ein Lohnplus von 9,2 Prozent bei einer Inflation von 8,7 Prozent. »Die österreichische Wirtschaft insgesamt wäre ohne die Sozialwirtschaft nicht denkbar und eine Gesellschaft ohne Gesundheits- und Sozialberufe würde nicht funktionieren, denn diese tragen zum sozialen Frieden wesentlich bei«, so die GPA in einer Aussendung vor Verhandlungsbeginn.

Auch in den Branchen Eisenbahn, Straße, Handel und Reinigung wird ab diesem Mittwoch verhandelt. Die Gewerkschaft Vida erklärte dazu in einer Aussendung, die Herbstlohnrunden starteten »unter dem Eindruck eines Arbeitskräftebedarfs, der sich quer durch alle Branchen zieht«. Die Inflation sei zwar langsam zurückgegangen, »jedoch bedeutet das nicht, dass das Leben für die Arbeitnehmer billiger geworden wäre«. Die Einmalzahlungen der vergangenen Jahre seien durch die Teuerungen bereits verpufft, die auch die Inflation weiter angetrieben hätten. Vida vertritt rund 224.500 Beschäftigte.

Bei den Metallern sind die Gespräche bereits zu Ende. Die Gewerkschaften hatten sich 2023 mit den Unternehmen in Grundsätzen auf einen Zweijahresabschluss geeinigt. Die jeweiligen Vertreter machten den Kollektivabschluss für dieses Jahr am vergangenen Freitag publik: Die Lohn- und Gehaltserhöhungen ab November 2024 hatten die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA mit den insgesamt sechs Fachverbänden bzw. Berufsgruppen der Metall- und Bergbauindustrie vereinbart. Die Löhne und Gehälter steigen um 4,8 Prozent, was die rollierende Inflation plus ein Prozent bedeutet.

Die Lehrlingseinkommen werden im Schnitt um rund 5,4 Prozent erhöht. Zulagen und Aufwandsentschädigungen um 3,8 Prozent. Zulagen für Nachtarbeit bzw. für die 3. Schicht erhöhen sich um 8,16 Prozent. Das neue Mindestgrundgehalt liegt damit bei 2.518,43 Euro.

Trotz Inflation bei mittlerweile 3,5 Prozent dürften die Abschlüsse in diesem Jahr ähnlich schwach ausfallen. Aber Österreich befindet sich in der längsten Rezession seit 1945 und dürfte auch 2025 das dritte Jahr in Folge nicht aus ihr herauskommen. Die Wirtschaftsinstitute fordern Kürzungen, die Unternehmervertreter setzen dies wiederum als Argument in den Verhandlungen ein.

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