Auch Magie ist harte Arbeit
Von Gabriele DamtewWie aufregend und (teilweise) schön Drittligafußball sein kann, zeigte am vergangenen Sonntag die Partie zwischen Dynamo Dresden und Rot-Weiss Essen. Noch nie hatten die Gäste in der Dynamo-Hochburg gewinnen können – diesmal ließen sie schnell aufblitzen, dass sie ins Rudolf-Harbig-Stadion gereist waren, um das zu ändern. Die erste Druckphase von Dynamo meisterte die kluge Defensive von RWE ohne Mühe, zu vorhersehbar waren die Anstrengungen des Teams aus der Sachsenmetropole. Ein systemisches Problem, wie es scheint. Erst am Wochenende zuvor hatte sich Dresden im Sachsenpokal mit einer Niederlage (1:3) gegen den Viertligisten Chemnitz bis auf die Knochen blamiert.
Erste Großchancen hat ausgerechnet Ahmet Arslan, der letzte Saison noch als Leihgabe die Dresdener Offensive belebt hatte – aber nichts da, Elbflorenz ist nicht mehr sein Pflaster. Besser zeigt sich das Team aus dem Ruhrpott im Kontern. Eric Voufack spielt kühn auf Ramien Safi, der noch am Dresdner Schlussmann Tim Schreiber scheitert. Dessen Abpraller bringt Manuel Wintzheimer eiskalt im Tor unter. Nach Wiederanpfiff sind die Dynamos im Furor, angeheizt von ihren sangesfreudigen Fans. Niklas Hauptmann setzt sich gegen den jungen Julian Eitschberger (20 Jahre) durch und schießt vorbei an Essens Torwart direkt ins Glück. Während sich Stefan Kutschke auf der Bank (nicht in der Startelf) für seinen Vertreter mit der Kapitänbinde freut und das Stadion ausrastet, rast der eben noch unglückselige Eitschberger mit jugendlichem Übermut aufs Tor der Sachsen zu. Ein Knaller zur erneuten Führung macht seinen Fehler wieder gut.
Dresden spielt trotzdem wie verwandelt, will zaubernd den Ball ins Tor tragen. Aber auch Magie ist harte Arbeit. Kutschke kommt rein, also die Brechstange. Eine Ecke nach der anderen, Tobias Kraulich, früher RWE (Erfurt), heute RWE (Essen), hält den Laden zusammen. Dann sprintet Dresdens Joker Jonas Sterner einfach los und kontert Kraulich und Co. aus, unhaltbar – 2:2. Noch zwölf Minuten, Essen will gewinnen. Wieder ein Konter, Kraulich steckt traumwandlerisch auf den eingewechselten Kelsey Meisel, der ebenso leicht ins Tor serviert. 3:2. Essens erster Sieg in Dresden? Die vier Minuten Nachspielzeit helfen Dresden gar nüscht. RWE verschleppt gekonnt das Spiel, dann offensichtlich: 90 plus fünf. Der Schiri lässt autoritär seine Smartwatch in der goldenen Herbstsonne blitzen. Die Sekunden ticken runter, für wen denn jetzt, fragt sich der gemeine Fan? Und schreit: Dy-Na-Mo! Dy-Na-Mo! Das eingezäunte kleine rot-weiße Völkchen auf den Rängen ist nicht mehr zu hören, schwenkt nur wie verrückt die Fähnchen. Dresdner Rentner, die seit dem Mauerfall nichts mehr wundert, überlegen, zum Parkplatz zu gehen, is äh vorbei. 90 plus sechs, jetzt geht es nur mit der Brechstange, langer Ball von Sterner in die Box, genau auf Kutschkes Hinterkopf. Tor! 3:3. Abpfiff. Puh! Dresden verteidigt Platz zwei.
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