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Aus: Ausgabe vom 31.10.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Kampf ums Klima

Ziel ist ein dekarbonisiertes Brasilien

Zahlungsverpflichtungen zum Klimaschutz als rote Linie für Länder des Südens. Ein Gespräch mit Stela Herschmann
Von Wolfgang Pomrehn
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Sandbänke am Solimões, einem der größten Nebenflüsse des Río Amazonas, während der Dürre im September 2024

Was ist das Observatório do Clima?

Ein Netzwerk aus 120 brasilianischen Organisationen. Darunter sind NGOs, Umweltgruppen, Forschungsinstitute, soziale Bewegungen, Vertretungen der Indigenen und auch ein Netzwerk von Quilombos. Letztere sind Gemeinschaftsdörfer von Afrobrasilianern, in denen deren Vorfahren einst Widerstand gegen die Sklavenhaltergesellschaft geleistet hatten. Unser Ziel ist ein egalitäreres, dekarbonisiertes Brasilien, also eines, dessen Wirtschaft nicht das globale Klima mit Treibhausgasen schädigt.

Macht sich der Klimawandel in Brasilien schon bemerkbar?

Wir hatten dieses Jahr im Süden große Überschwemmungen von historischen Ausmaßen, die nur wenige Monate nach ähnlich dramatischen Regenfällen in der gleichen Region kamen – zwei Jahrhundertfluten kurz nacheinander. Vor allem die zweite hat massive Zerstörungen angerichtet. Gleichzeitig erleben wir im Amazonasbecken die schlimmste je dort beobachtete Dürre, ebenfalls bereits im zweiten Jahr in Folge.

Was erwarten Sie von der Regierung in Brasília?

Natürlich ist es unter der neuen Regierung deutlich besser als unter ihren rechten Vorgängern. Sie hat dem Klimaschutz Priorität eingeräumt, treibt aber auch die Förderung von Erdöl weiter voran. Die Regierung muss sich entscheiden: Entweder Ausbeutung der fossilen Brennstoffe oder Klimaschutzvorreiter. Immerhin ist Brasilien weltweit der sechstgrößte Emittent von Treibhausgasen und trägt daher eine Verantwortung.

Wie ist die Menschenrechtssituation? Gibt es noch immer Morde an Umweltschützern und Indigenen, die ihren Wald verteidigen?

Einerseits besser als unter der vorherigen Regierung. Es gibt keine Anreize der Regierung mehr für diese Gewalt. Im Gegenteil. Es wird versucht, die Indigenen zu verteidigen und die Gewalttäter aus ihren Territorien zu vertreiben. Andererseits ist das aber noch nicht genug. Jede Woche müssen wir von Gewalttaten lesen. Vertreter der Indigenen sind enttäuscht von der Regierung und erwarten mehr Schutz. Brasilien ist inzwischen sehr konservativ und polarisiert. Der Einfluss jener Kräfte, die das Land der Indigenen für die Ausbeutung von Bodenschätzen wie Gold öffnen wollen, ist groß.

Was erwarten Sie von der diesjährigen UN-Klimakonferenz, die am 11. November in Baku beginnt?

In diesem Jahr wird es vor allem um die sogenannten Klimafinanzen gehen, um Gelder für Anpassung an den Klimawandel und für klimafreundliche Entwicklung. Wir erwarten sehr harte Verhandlungen. Schon wegen des schlechten, kriegerischen Umfeldes.

Was sind die strittigen Punkte?

Es geht um ein neues Ziel, das heißt darum, wie viel jährlich gezahlt wird und wer zahlt. Eigentlich ist klar, dass die alten Industrieländer für die »Klimafinanzen« aufkommen sollen. So steht es in der Pariser Klimaübereinkunft, und so entspricht es dem Geist der Klimarahmenkonvention. Doch die Industrieländer machen viel Druck, dass auch China zahlen soll. Doch das ist für viele Länder des Südens eine rote Linie, weil es die Logik der Konvention verändern würde.

Die mit der Formel der »gemeinsamen aber unterschiedlichen Verantwortung« festhält, dass die Industriestaaten vorangehen müssen und die größere Verantwortung tragen.

Richtig. Es geht nicht wirklich darum, ob China sich beteiligt. Beijing zahlt tatsächlich schon auf freiwilliger Basis für Anpassungsmaßnahmen in anderen Ländern. Es geht darum, dass bindende Verpflichtungen für ein Entwicklungsland nicht akzeptabel sind.

Stela Herschmann arbeitet in Rio de Janeiro für das Observatório do Clima

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