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Aus: Ausgabe vom 31.10.2024, Seite 16 / Sport
Boxen

Miteinander kämpfen

Feier des feministischen Kampfsports: Am vergangenen Sonnabend fand in Leipzig die Olga-Benario-Gala statt
Von Yaro Allisat

Seit mehreren Jahren gewinnt der Kampfsport von Frauen, Lesben, Inter, Nicht-Binären, Trans* und Agender Personen (­FLINTA*) an Bedeutung. Am vergangenen Sonnabend fand im soziokulturellen Zentrum Conne Island in Leipzig die Olga-Benario-Gala zu Ehren der von den Nazis ermordeten jüdischen Kommunistin statt. Auf dem Programm: ausschließlich FLINTA*-Kämpfe in den Disziplinen Boxen, Thaiboxen und Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ).

Rund 250 Zuschauende, ebenso viele Kämpfende, Unterstützende und Organisatorinnen sind vor Ort, angereist sind die Kämpfenden von Klubs in ganz Deutschland für die 17 ­Matches. Organisiert wurde die Gala vom 8 ­Weapons Gym e. V. in Leipzig, in Kooperation mit dem Boxclub Klein-Paris e. V. Innerhalb von zwei Wochen waren die Tickets ausverkauft.

Das Conne Island ist voll besetzt, die Stimmung bestens: Das Matchmaking ist perfekt, kein Kampf endet mit einem K. o. Die Kämpfe sind spannend, da das Niveau der Kämpfenden gut zueinander passt. Es geht um das Feiern von Stärke. Wenn Kämpfende wieder aufstehen, wird laut geklatscht. Kämpfen bedeutet ein Miteinander, kein Gegeneinander. So können Kämpfende wachsen – wenn sie lernen, ihre Grenzen zu erkennen, um sie dann aktiv zu überschreiten. Kampfsport ist auch bei dieser Gala eine Sache gegenseitigen Respekts. Achtsamkeit und Offenheit sollen laut Organisatorinnen im Mittelpunkt stehen.

»Ich denke, dass wir vor allem das Bedürfnis von Sichtbarkeit von ­FLINTA*s im Kampfsport ansprechen«, so eine der Organisatorinnen gegenüber jW. »Es ist als FLINTA oder besonders als trans* Person schwierig, überhaupt Matches zu finden.« Viele Wettkämpfe im Amateurkampfsport sind von Männern dominiert. Auch in den Gyms herrscht oft eine mackerige Atmosphäre, die viele Menschen davon abhält, Kampfsport zu betreiben. »Man wird nicht für voll genommen. Leute trauen einem nicht zu, dass man stark ist. Das sind alles Dinge, die Kämpfer*innen am Wachsen hindern.« Darin sei der Kampfsport nur ein Spiegel einer rückläufigen gesellschaftlichen Tendenz, auch in bezug auf Feminismus.

Zuletzt hatte sich das bei der Debatte um Imane Khelif bei den Olympischen Spielen deutlich gezeigt: Ihre Gegnerin wollte nicht gegen Khelif kämpfen, weil sie inter ist. Die Organisatorinnen: »Wir denken, dass noch 20 oder 30 solcher Shitshows wie um Khelif passieren müssen, bis die Leute checken, dass man Geschlecht und Sport nicht so binär aufteilen kann, dazu braucht es aber auch den gesellschaftlichen Wandel.«

Trans* oder inter Personen sind auch bei der Olga-Benario-Gala unterrepräsentiert. Daran müsse man noch arbeiten – zusammen mit den Menschen, um herauszufinden, wie man feministische Kampfsporträume weiter öffnen könne.

Die Namensgeberin Olga Benario arbeitete für die KPD, war im Naziregime seit 1936 inhaftiert und wurde 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet. Die Gala möchte Benarios Geist der Solidarität und des Widerstands weitertragen, indem sie ­FLINTA* stärkt und ihnen den Raum gibt, Kraft und Mut zu zeigen.

Der Boxclub Klein-Paris veranstaltete zwischen den Kämpfen eine Tombola. Rund 1.000 Euro wurden eingenommen. Das Geld soll der Förderung des Frauen- und Nachwuchsboxens auf Kuba dienen. Dafür reist der Klub in den kommenden Monaten mit einer Delegation nach Kuba. »Es ist unglaublich, wie gut die Frauen in Kuba boxen, obwohl es den Frauenboxsport dort erst seit wenigen Jahren gibt und die Ressourcen aufgrund der Blockade der USA so knapp sind.«

Finanziert wurde die Gala aus Spenden und Ticketverkäufen, Fördermittel gab es keine. Die Organisatorinnen möchten sie gern wieder stattfinden lassen, am liebsten erneut im Conne Island. Es ist zwar ein antideutsch dominierter Ort, auch trans*feindliche Veranstaltungen bekamen dort in der Vergangenheit Räume. Trotzdem wolle man sich nicht in politischen Grabenkämpfen verzetteln, sondern solche Orte erhalten.

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