Panknin, Martens, Hegen
Von Jegor JublimovImmerhin seit 1968 ist der vielseitige Schauspieler Jörg Panknin zu Gast auf dem Bildschirm. Er spielte bald konfliktbeladene Söhne, wie 1976 in »Lasset die Kindlein« oder einfühlsame Väter (»Nicki«, 1980), oft Arbeiter (»Lachtauben weinen nicht«, 1979), aber auch Lehrer (»Moritz in der Litfaßsäule«,1983). Dass er serientauglich ist, bewies er schon in »Barfuß ins Bett« (1988–1990) und »Flugstaffel Meineke« (1990) im DFF und hat seither immer wieder Gastauftritte absolviert, ob im »Tatort« ober bei »SOKO Wismar«. Am Freitag wird er 80, und wir hoffen, seinen Charakterkopf noch oft in neuen Produktionen zu sehen.
Panknin hat am Theater auch Heiteres gespielt, aber auch ein Stück von Curt Goetz? Der war ein früher deutscher Boulevardautor, der den Vergleich mit Wilde, Shaw und Coward nicht scheuen musste, und spielte in seinen Stücken selbst die Hauptrollen. 1923 stand er in Wien mit der Österreicherin Valérie von Martens in dem Stück »Ingeborg« auf der Bühne. Sie heirateten im selben Jahr. Bis an sein Lebensende 1960 blieben sie zusammen, sie schrieb auch nach seinem Tode amüsant weiter. So berichtete sie, dass für die Behörden ein Ehefähigkeitszeugnis von der Polizei beigebracht werden sollte. »Er schrieb kurzerhand zurück, er dächte, dass nur er selber in der Lage wäre, meine Ehefähigkeit zu bezeugen und dieses erst nach der Eheschließung, welcher Aufforderung er dann gern und eingehend nachkommen würde, wozu er aber seinerseits erst die Eheerlaubnis benötige, um die Ehe schließen zu können.«
Als viele ihrer Kollegen und Freunde in der Nazizeit Deutschland verlassen mussten, ging das Ehepaar unter dem Vorwand, sich in Hollywood weiterzubilden, in die USA, wo Valérie allerdings mit Hühnerzucht Geld verdiente. Beiden gelang es, Eier mit zwei Dottern zu produzieren, wofür sie sehr bewundert wurden. Nach dem Krieg konnten sie in der BRD, Österreich und der Schweiz noch einige Theater- und Filmerfolge feiern. Der Geburtstag von Valérie von Martens, die 1986 starb, jährte sich am Montag zum 130. Mal.
Als die Altstofferfassung in der DDR noch nicht SERO hieß, gab es ein Maskottchen, das Rumpelmännchen. Entworfen hatte es der Zeichner Johannes Hegenbart, der ab 1955 unter dem Namen Hannes Hegen berühmt wurde. Er begründete im Verlag Neues Leben die Comiczeitschrift Mosaik mit den Digedags, drei Gnomen, und ab 1960 erschien die Monatszeitschrift im Verlag Junge Welt. Das Rumpelmännchen verwendeten zu Hegens Unmut inzwischen andere Zeichner, weshalb er sich die Rechte an den Digedags und anderen von ihm entwickelten Figuren sicherte. Als er 1975 nicht mehr weitermachen wollte, nahm er seine Figuren mit, weshalb im Mosaik-Kollektiv die Abrafaxe geschaffen wurden, die noch heute monatliche Abenteuer erleben. Als Hegen am Freitag vor zehn Jahren im 90. Lebensjahr starb, hatte er seinen Nachlass bereits dem Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig übergeben. Dort kann man Originale und mancherlei von Hannes Hegen regelmäßig bestaunen.
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