Trend setzt sich fort
Von Susanne KnütterAufschwung war gestern. Jetzt ist wieder alles wie gehabt. Der Abwärtstrend der Exportnation Deutschland setzt sich fort. Nach einem Plus im August sank die Industrieproduktion im September wieder und stärker als von Marktbeobachtern erwartet. Das Statistische Bundesamt meldete am Donnerstag ein Minus von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Verglichen mit dem September 2023 betrug der Rückgang sogar 4,6 Prozent. Wesentliche Ursache ist der neuerliche Produktionsrückgang in der Autoindustrie. Hier sanken die Herstellungszahlen um 7,8 Prozent, wie aus Präzisierungen des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgeht. Auch die für den »Wirtschaftsstandort Deutschland« ebenso bedeutende Chemieindustrie stellte im September 4,3 Prozent weniger her.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer zeigte sich alarmiert: Mit den ebenfalls gesunkenen Exporten im selben Monat gebe es auch keine Impulse aus dem Ausland für die inländische Konjunktur, erklärte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes lagen die Septemberausfuhren mit einem Gesamtwert von 128,2 Milliarden Euro um 1,7 Prozent unter dem Niveau vom Vormonat August. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es ein Minus von 0,2 Prozent. Und die Bilanz der vergangenen neun Monate zeigt ebenfalls nach unten.
Die Importe legten unterdessen im September auf 111,3 Milliarden Euro zu – das ist ein Plus sowohl im Vergleich zum Vormonat (plus 2,1 Prozent) als auch zum Vorjahresmonat (plus 1,3 Prozent). In den neun Monaten von Januar bis September summierten sich die Einfuhren nach Deutschland auf 988,6 Milliarden Euro, was allerdings 4,2 Prozent weniger waren als vor Jahresfrist.
Ausdruck der insgesamt schlechten konjunkturellen Lage ist auch die Zahl der Insolvenzen. Hier gab es einen sprunghaften Anstieg im Oktober, wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle am Donnerstag mitteilte. Mit 1.530 Insolvenzen ist das laut IWH-Insolvenztrend der höchste Wert in einem Oktober seit 20 Jahren. Besonders betroffen waren unternehmensnahe Dienstleistungen, Baugewerbe und Handel.
»Die derzeitige Insolvenzwelle ist das Ergebnis eines perfekten Sturms aus langanhaltender konjunktureller Schwäche und drastisch gestiegenen Kosten«, sagte der Leiter der Insolvenzforschung am IWH, Steffen Müller. Hinzu kämen Nachholeffekte aus der Pandemie, als Firmen durch staatliche Hilfsprogramme gestützt wurden. Dadurch seien Insolvenzen hinausgezögert worden. Im Vergleich zum Durchschnitt der Oktoberwerte 2016 bis 2019, also vor der Coronapandemie, liegen die Insolvenzen in diesem Oktober 66 Prozent höher.
Einziger Trost: Trotz der hohen Zahl an Insolvenzen seien vergleichsweise wenige Arbeitsplätze betroffen gewesen, lediglich knapp 11.000. Im Vormonat September sei die Zahl der betroffenen Beschäftigten gut doppelt so hoch gewesen. Der Grund: Im letzten Monat gingen keine großen Firmen pleite.
Wirtschaftsverbände nehmen die sinkende Wettbewerbsfähigkeit der Außenhandelsnation zum Anlass, um ihre Forderungen an die Politik zu erneuern. Treier von der DIHK forderte eine »bessere Wirtschaftspolitik«. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) forderte eine »Wirtschaftswende«. Im Blick hatte er dabei auch drohende höhere Importzölle durch die neue US-Regierung. Nach wie vor sind die USA der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Waren. Der Maschinenbauverband veranstaltete am Donnerstag einen Transformationskongress unter dem Motto »Engineering Zeitenwende – Strategien für die Transformation unseres Wirtschaftsstandorts«. Dabei geht es etwa um weniger Bürokratie, die etwa bei der Kontrolle von Mindeststandards entlang von Lieferketten anfällt, um Subventionen bei Energiekosten, auch Protektionismus dürfte eine Rolle spielen. Vor allem geht es aber um billigere Arbeitskosten.
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