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Aus: Ausgabe vom 08.11.2024, Seite 11 / Feuilleton
Alltag

Müllabfuhrmittel: Graue Tonne

Von Marc Hieronimus
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Die Woche fängt gut an: Müllabfuhr im Anmarsch

Montag morgen leeren sie die graue Tonne. So befreit fängt die Woche gleich gut an, entschlackt, erleichtert, gereinigt. Das Verschwinden des Mülls fühlt sich noch besser an als das Leeressen lang herumgestandener Marmeladengläser, es ist der Stuhlgang des Gewissens, die Leerung der grauen mehr noch als die der blauen oder gelben Tonne, ahnt man doch bei denen, dass der ganze Müllvermeidungs- und Wiederverwertungszirkus ein gigantischer Fremd- und vor allem Selbstbetrug ist. Denkt wirklich jemand, eine Maschine oder irgendein Hilfsarbeiter spült Quarkbehälter aus und popelt das Metall von Bonbonpapierchen? Wundert sich irgendwer ernsthaft, dass trotz Wattestäbchen- und Plastikdeckelverbot der gelbe Sack nicht kleiner wird?

Kaum vorstellbar jedenfalls, dass es das Müllabfuhrmittel nicht immer schon gegeben hat. In Köln hat man neben den Fundamenten eisenzeitlicher Häuser rätselhafte Gruben voller zerbrochener Keramik entdeckt. Wahrscheinlich kam der Lehm für die Backsteine aus der Grube, das nutzlose Loch hat man dann nach und nach mit Abfall gefüllt, und das zerschlagene Geschirr ist das einzige, was nicht verrottet ist. Nicht nur die Natur, auch die Kultur duldet eben keine Leere. Wie lang mag so ein Haushalt gebraucht haben, um eine Kuhle zu füllen, wenn außer den Scherben alles zu Kompost wurde?

Heute verfüllen wir in viel größerem Maßstab: Kieslöcher, Salzstöcke, Tagebaue heben wir erst aus, dann machen wir sie mit Plastikabfall wieder dicht. Oder mit Atommüll, wie in Büren (Frankreich). Der ist aus den Augen, aber bleibt im Sinn, er muss nämlich noch ein paar Jahrtausende gewartet werden. 1969 fragte der frühe Umweltschützer Pierre Fournier auf der Titelseite von Hara-Kiri anlässlich der Mondlandung »Was werden wir auf dem Mond machen?« und zeichnete einen hockenden Astronauten mit heruntergelassenem Raumanzug. Will sagen: Jetzt versauen wir auch den, oder vielmehr die, auf französisch. Ach, wenn, was wir der Nachwelt hinterlassen, doch nur Scherben und Scheiße wären!

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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