Glückwünsche an »meinen Freund«
Von Thomas BergerEr bemühte sich gar nicht erst, seine Freude über den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl zu kaschieren. Von »meinem Freund« war die Rede, als Indiens Premier Narendra Modi über X Donald Trump zu dessen »historischem Wahlsieg« gratulierte. Er freue sich darauf, »unsere Zusammenarbeit zur Stärkung der indisch-amerikanischen ›umfassenden globalen und strategischen Partnerschaft‹ weiter zu vertiefen«, ließ Modi den Mann, der im Januar erneut ins Weiße Haus einziehen wird, und die eigenen Landsleute wissen. Technologie, Verteidigungspolitik, den Energiesektor und die Raumfahrt nannte er in einem weiteren X-Post als Bereiche, in denen eine intensivere Kooperation besonders gewünscht sei.
Tatsächlich ist es alles andere als ein Geheimnis, dass die beiden politischen Alphatiere in Trumps erster Amtszeit besonders gut miteinander auskamen. Indien sei zwischen 2017 und 2021 »von einem strategischen zu einem unverzichtbaren Partner« der USA aufgestiegen, konstatierte rückblickend der Indian Express. Und in der Times of India erklärte der frühere Außenstaatssekretär Harsh Vardhan Shringla, das Comeback des Rechtsaußenrepublikaners als US-Präsident sei aus indischer Sicht begrüßenswert: »Modi hat in der Vergangenheit gut mit Trump gearbeitet, und dieser hat ein gutes Verhältnis zu Modi.« Das Wirtschaftsblatt Mint beruhigte, indische Studenten in den USA – stolze 3,37 Millionen – hätten von Trumps Kampfansage an »illegale Migranten« nichts zu befürchten. Ebensowenig die vielen Facharbeiter aus Indien, die ja ein gesichertes Visum hätten.
Im Nachbarland Pakistan schreibt The Express Tribune mit Blick auf »Trump 2.0« von »unsicheren Aussichten«. Gleich aus beiden politischen Lagern hatte der Wahlsieger umgehend Glückwünsche erhalten. Nicht nur Premier Shehbaz Sharif wünschte sich in ähnlichem Tonfall wie Modi ebenfalls eine Vertiefung der bilateralen Beziehungen. Auch Oppositionsführer Imran Khan gratulierte aus dem Gefängnis im eigenen Namen wie dem seiner Partei PTI. Als »großen Freund« hatte Trump ihn bezeichnet, als er Khan, Premier ab 2018, dereinst in Washington empfing. Von einem insgesamt besonders guten Verhältnis konnte aber selbst damals nicht die Rede sein: Trump habe den pakistanischen Regierungschef nur als eine Art Mittler zu den Taliban gebraucht, um den US-Truppenabzug aus Afghanistan möglichst störungsfrei einzuleiten, analysiert Touqir Hussain, ein früherer Botschafter, nüchtern in Dawn. Angesichts der zentralen Rolle, die dem großen Nachbarn Indien in Washingtons Indopazifikstrategie zukomme, werde Trump die Beziehungen zum für ihn jetzt unwichtiger gewordenen Pakistan vornehmlich dem Außenamt überlassen, mutmaßt er. Trumps Angebot von 2019, im Kaschmirkonflikt mit Indien zu vermitteln, dürfe man nicht ernst nehmen.
Von einer »unerschütterlichen Allianz, bewährt in Krieg und Frieden«, sprach der rechtskonservative philippinische Präsident Ferdinand Marcos Jr. in seiner Gratulation. Tatsächlich war der katholische Inselstaat, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine US-Kolonie, nicht nur im Kalten Krieg der wichtigste Bündnispartner der USA in Südostasien, sondern er nimmt auch heute eine Schlüsselstellung bei neuen Militärpakten gegen China ein. Regelrecht etwas neidisch dürfte Marcos auf seinen Amtskollegen Prabowo Subianto sein. Der ebenfalls rechte Exmilitär, erst Ende Oktober als neuer indonesischer Präsident vereidigt, ist gerade auf zweiwöchiger USA-Reise – und könnte dabei laut jüngsten Meldungen schon vor dessen offiziellem Amtsantritt erstmals mit Trump zusammentreffen.
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