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Aus: Ausgabe vom 11.11.2024, Seite 8 / Ansichten

Küchenphilosoph des Tages: Robert Habeck

Von Daniel Bratanovic
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Sorgt sich um die Volksseele: Robert Habeck

Am Freitag saß er »bei Freunden in der Küche« und sprach. Gemessen, salbungsvoll, wie ein protestantischer Pastor bei der Seelsorge. Und das war wohl auch die Prätention: Seelsorge ums deutsche Volk. Robert Habeck sprach neun Minuten, sie fühlten sich viel, viel länger an. Baute nicht Küchentische, sondern Sätze wie »baue ich Küchentischgespräche in meinen Alltag ein« und »vielleicht komme ich ja auf Ideen, die ich sonst nie hätte«. Bloß nicht, möchte man ausrufen. Was aber sollte das Ganze? Es war eine Bewerbungsrede. Robert Habeck will Kanzler der Deutschen werden und lud sich an deren Küchentische ein, um, wie er vorgab, zuzuhören.

Einen Tag später war er dann tatsächlich irgendwie Pastor, sprach in der Schinkel-Kirche des Schlosses Neuhardenberg, wurde philosophisch. Anders als Hegels Eule der Minerva, die erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug beginnt, möchte Habeck viel früher aufsteigen und auch möglichst hoch. Die Botschaft dieser Negation Hegels ist schlicht: Ich bin ein Mann der Tat angesichts der großen Herausforderungen, vor denen das Land, ach was, die Welt steht. Er weiß nämlich, was die Stunde geschlagen hat: »Die grundlegende Auseinandersetzung unserer Zeit ist die zwischen autoritärer Macht und den liberalen Demokratien.« Licht gegen Schatten oder so ähnlich.

Am Sonntag dann das Interview beim Deutschlandfunk. Eine halbe Stunde lang konnte er, weitgehend ungestört von lästigen Fragen eines Journalisten, seine Sicht auf den Koalitionsbruch und die Rolle der Nation in der Welt vortragen. Sein Befund: »Deutschland führt nicht ausreichend.«

Angesichts kümmerlicher Umfragewerte seiner Partei mag man sich fragen, ob der Kanzlerschaftsanspruch nicht reichlich vermessen ist. Doch berücksichtigt, dass beinahe die Hälfte der deutschen Medienmacher den Grünen nahesteht, kann sich das ja noch ändern: Habeck steigt auf, getragen von den warmen Lüften der Hauptstadtpresse.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Gunter J. aus Spremberg (11. November 2024 um 13:28 Uhr)
    In unnachahmlicher Art großer deutscher Politbarden, wie Merz, Strack-Zimmermann, Baerbock, Pistorius, Klingbeil oder Nouripour, ist Herrn Habeck der lange offen gebliebene Beweis der Dunning-Kruger-Theorie, mit seinem Anspruch nach größeren Herausforderungen und der Absicht Bundeskanzler zu werden, geglückt! Danke Herr Habeck, Sie haben viel für die Wirtschaft Deutschlands erreicht. Der Rest sollte nun ein Kinderspiel sein. Inhalt dieser Theorie: Viele Menschen sind vom Dunning-Kruger-Effekt betroffen – ohne es zu wissen. Denn sie wissen nicht, dass sie nichts wissen: Gerade inkompetente Menschen überschätzen sich Analysen zufolge oft. Zwei Psychologen gaben dem Effekt einen Namen.
  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (10. November 2024 um 21:17 Uhr)
    Du hast keine Chance, also nutze sie! Dass Robert Habeck als Kanzlerkandidat der Grünen antritt, ist eigentlich kaum eine Nachricht wert. Zudem handelt es sich um eine Kandidatur ohne echte Erfolgsaussichten. Habeck folgt hier einem alten Spruch: »Du hast keine Chance, also nutze sie!« Sein größtes Problem besteht darin, dass er weniger als Klimaschützer, sondern in erster Linie als Wirtschaftsminister wahrgenommen wird. In einer sich verschärfenden Wirtschaftskrise nimmt ihm das nahezu jede Siegchance. Zudem strahlt Habeck kaum noch den Charme des politischen Neulings aus; in der gescheiterten Ampelkoalition ist er vielmehr zu dem geworden, was seinem eigenen Selbstbild widerspricht: ein Politiker, der verbraucht und ausgebrannt wirkt. Es bleibt daher fraglich, ob Habeck als »ergrauter Grüner« die Partei mit seiner Kandidatur aus dem Umfragetief holen kann. Oder ob in der zurückliegenden Regierungskoalition nicht zu viel von seinem einstigen Glanz abgeblättert ist.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (10. November 2024 um 20:37 Uhr)
    Beim Vergleich von Vogelanalogien dünkt mir, der Aasgeier, der von warmen Lüften getragen wird, passt am besten zum Robi. Die hygienischen Fähigkeiten teilt er nicht (»Geier: Die Bio-Bestatter«, https://www.nationalgeographic.de/tiere/geier-die-bio-bestatter). Eule? Welches Licht hätte er denn, das er unter den Scheffel stellen könnte? Früh aufsteigen wie die Lerche? Na ja, vielleicht, aber dann kommt die Bruchlandung. Deutschland führt nicht ausreichend? Brauchen wir deshalb das Robi-Purgatorium? Oder eher als Emetikum?

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