COP, die 29.
Von Wolfgang PomrehnEs wird mal wieder übers Klima verhandelt. Ein bisschen. In Baku beginnt am heutigen Montag die diesjährige 29. Klimakonferenz. Gastland Aserbaidschan lebt vor allem vom Export von Erdöl und Erdgas, die mehr als 90 Prozent seiner Ausfuhren ausmachen. Entsprechend verwundert es kaum, dass das Interesse der Regierung an Klimaschutz nicht besonders ausgeprägt ist. Elnur Sultanov, Chefunterhändler Aserbaidschans auf der Konferenz und als deren Vorsitzender eigentlich in besonderer Weise für deren Erfolg verantwortlich, wurde vom britischen Sender BBC dabei ertappt, wie er seine Position dazu nutzte, um Geldgeber für die Erschließung neuer Erdgasfelder einzuwerben. Sultanov ist stellvertretender Energieminister seines Landes und sitzt im Vorstand des staatlichen Ölkonzerns SOCAR. Aufgefallen war sein Verhalten durch eine Aktion der Menschenrechtsgruppe Global Witness, deren Vertreter vorgetäuscht hatten, eine Hongkonger Investmentfirma zu vertreten.
Auch andere Regierungen scheinen die Verhandlungen nicht allzu ernst zu nehmen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigt an, nicht nach Baku zu fahren. Fehlen werden dort unter anderem auch die Präsidenten der USA, Frankreichs, Brasiliens; Russlands, Chinas und der EU-Kommission. Die Staaten werden allerdings meist auf der Ministerebene vertreten sein. Papua-Neuguinea hatte derweil, wie berichtet, aus ganz anderen Gründen angekündigt, keine Vertreter zu schicken: Man habe genug leere Versprechungen gehört. Während in Papua-Neuguinea Menschen an den Folgen des Klimawandels sterben – erst im Mai waren dort weit über tausend Menschen nach außergewöhnlich starken Niederschlägen von Schlamm- und Geröllawinen begraben worden – habe sein Land bisher keinen Cent aus dem Topf für Anpassungsmaßnahmen gesehen, so Papua-Neuguineas Außenminister Justin Tkatchenko Ende Oktober. Verantwortlich seien Bürokratie und windige Kriterien, die von den reichen Ländern aufgestellt würden.
Der besagte Topf, die sogenannten Klimafinanzen, wird in Baku der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung sein. Die Industriestaaten hatten schon 2009 in Kopenhagen versprochen, einen Fonds für die Entwicklung erneuerbarer Energien sowie für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in den Ländern des Südens aufzulegen. Seit 2020 sollen eigentlich jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt werden, eine Summe, die erst 2023 aufgebracht wurde, wobei Kritiker anmerken, dass auch das erst mit allerlei Rechentricks und Umbuchungen zustande kam. Es ist zum Beispiel beliebt, Posten, die bisher als Entwicklungshilfe galten, nun diesem Anpassungstopf zuzurechnen.
Inzwischen ist längst klar, dass 100 Milliarden US-Dollar jährlich nicht mehr für Anpassungsmaßnahmen ausreichen. Viele Länder brauchen mehr Küstenschutz, besser ausgestattete Wetterdienste, Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft, Regenrückhaltung und vieles mehr. Dass die Mittel erhöht werden müssen, ist bereits beschlossene Sache, der Streit geht allerdings um die Höhe. Die Entwicklungsländer fordern inzwischen Billionenbeträge.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert unterdessen, auf den Verhandlungen in Baku die Minderung der Methanemissionen zum Thema zu machen. Methan ist wichtigster Bestandteil von Erd- wie auch Biogas und entweicht bei Förderung/Produktion und Transport. Messungen der DUH hatten in den letzten Monaten deutlich erhöhte Methankonzentrationen in der Nachbarschaft eines schwimmenden Flüssiggasterminals sowie von Biogasanlagen festgestellt. Das Problem dabei: Methan ist ein wesentlich effektiveres Treibhausgas als Kohlendioxid, tritt jedoch in geringeren Mengen auf. Da es nur eine Halbwertzeit von zehn Jahren hat, bevor es in der Atmosphäre abgebaut wird, ist es eigentlich ein guter Hebel, um den Klimawandel relativ rasch einzugrenzen. 158 Staaten, darunter auch Deutschland, haben sich im sogenannten Global Methane Pledge verpflichtet, bis 2030 die Methanemissionen um 30 Prozent zu senken. Passiert ist allerdings bisher wenig, die atmosphärische Konzentration steigt unvermindert weiter an.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (10. November 2024 um 22:50 Uhr)Methan als Treibhausgas ist 28mal so wirksam wie CO2 - bezogen auf 100 Jahre, bezogen auf 20 Jahre ist es 84mal wirksamer (IPCC AR5). Die gegenwärtige Entwicklung der Methankonzentration in der Erdatmosphäre findet man hier: https://www.umweltbundesamt.de/bild/methan-konzentration-in-der-atmosphaere-monats . Besonders durch unkonventionelles Fracking (»baby drill«) und die LNG-Transportkette wird Methan freigesetzt. Übrigens: Laut UBA wurde in Deutschland die Methanemission zwischen 1990 und 2022 von 4772 Tausend Tonnen auf 1626 Tausend Tonnen, also fast ein Drittel, reduziert (https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland/methan-emissionen).
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