Teure Immobilien, hohe Mieten
Von Oliver RastEs geht aufwärts, mal wieder: Für Immobilienjongleure und Großvermieter. Denn Käufer von Wohnungen und Häusern müssen vergleichsweise mehr hinblättern. Bewohner von Mietwohnungen noch mehr blechen. Das zeigen die am Montag vorgelegten Zahlen für das dritte Quartal des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP). Der Verband veröffentlicht vierteljährlich auf Basis von Transaktionen Miet- und Preisindizes zu Wohn- und Gewerbeimmobilienmärkten. Und er vertritt die wichtigsten Immobilienfinanzierer, darunter Deutsche Bank, Commerzbank, Sparkassen und Landesbanken.
Zum Zahlenwerk: Im dritten Quartal stiegen die Wohnimmobilienpreise im Schnitt um 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Die Preise für Büro- und Einzelhandelsimmobilien, also Gewerbeimmobilien, fielen hingegen um 4,7 Prozent im Vorjahresvergleich. Vom zweiten bis dritten Quartal dieses Jahres »verzeichneten Gewerbeobjekte in Summe allerdings einen Preisanstieg in Höhe von 0,7 Prozent«, so der VDP. Aber noch sei es zu früh, »nach historischen Preiseinbrüchen von einem beginnenden nachhaltigen Aufschwung am Immobilienmarkt zu sprechen«, wurde VDP-Hauptgeschäftsführer, Jens Tolckmitt, in der Mitteilung zitiert.
Einen Trend erkennt auch Christian Osthus. »Durch die positive Kaufkraftentwicklung, die steigenden Mieten und den günstigen Zinstrend ist es für potentielle Kaufinteressierte wieder attraktiv, nach Objekten Ausschau zu halten«, sagte der Geschäftsführer des Immobilienverbands Deutschland (IVD) am Montag gegenüber jW. IVD-Mitgliedsunternehmen spürten das an einem wachsenden Interesse. In Ballungsräumen blieben Immobilien aufgrund des Nachfrageüberhangs wertstabil oder leicht steigend, erwartet der Leiter Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik von »Haus und Grund«, Matthias zu Eicken, am Montag gegenüber jW. In jenen Regionen sei der Erwerb von Wohneigentum oft nur für einkommensstarke Haushalte realisierbar. Wird es weitere Kostensprünge geben? Das Zinsniveau deute eher auf moderate Preissteigerungen, so zu Eicken. »Trotz Wohnraummangel in gefragten Lagen ist keine Preisrally zu erwarten.« Dafür müssten die Zinsen für Immobilienkredite drastisch sinken und damit sei zur Zeit nicht zu rechnen.
Und die Mieten? Bei Neuverträgen (Angebotsmieten) in Mehrfamilienhäusern zogen die Kosten für Wohnraum auf Jahressicht im Bundesschnitt um 5,6 Prozent an, auf das Berichtsquartal bezogen um 0,7 Prozent. Rendite mit der Miete funktioniert für Vermieter weiterhin richtig gut. Im Jahresvergleich ein Plus von 5,3 Prozent. »Dies war allerdings der geringste Renditeanstieg seit dem dritten Quartal 2022«, errechneten die Analysten vom VDP.
Mieterorganisationen, was meinen die? Die Mietpreisspirale müsse dringend gebremst werden, forderte Ulrike Hamann-Onnertz, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins, am Montag im jW-Gespräch. »Umso deutlicher erwarten wir jetzt von der Bundesregierung, die Mietpreisbremse noch in dieser Legislatur zu verlängern.« In dieser, die jäh enden dürfte? Die dramatische Lage der Mieterinnen und Mieter auf dem Wohnungsmarkt dulde keinen Aufschub, die potentielle Vertrauensfrage von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) müsse sich hinter die Sachthemen einordnen, betonte Hamann-Onnertz.
Schärfer reagierte Rainer Balcerowiak gleichentags auf jW-Anfrage. »Die aktuellen Zahlen des VDP belegen erneut, dass der spekulationsgetriebene Immobilienmarkt immer weiter befeuert wird, wozu auch der weiterhin rückläufige Neubau beiträgt«, befand der Pressesprecher der Berliner Mietergemeinschaft. Die Zeche dafür zahlten: die Mieter. Nur mit durchgreifenden Regulierungen bei Mieten im Bestand und einem umfangreichen öffentlichen Wohnungsbauprogramm für dauerhaft preis- und belegungsgebundene Wohnungen könnte dieser verheerenden Entwicklung Einhalt geboten werden, hofft Balcerowiak.
Trotz launischer Trends, momentaner Stimmungen – eins bleibt: die akute Krise auf dem Mietwohnungsmarkt.
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