Die Wahl ist gerettet
Von Dusan DeakLeider werde man die anstehenden Neuwahlen nach Beendigung des Ampelexperiments nicht zügig vorziehen können, warnte kürzlich Bundeswahlleiterin Ruth Brand. Begründung: Es gäbe nicht genügend Klopapier. Äh, nein anderes! Es gäbe nicht genug Papier, um gleichzeitig ausreichend Wahlzettel und Weihnachtsgeschenkpapier zu drucken. Glücklicherweise könnten aber wirtschaftlich stärkere und allgemein fortschrittlichere Nachbarstaaten einspringen – was Polen und Tschechien auch umgehend taten.
Nicht genug Klopapier gab es bekanntlich in der Coronazeit, als sich die Menschen hierzulande entschlossen, ihr Erspartes in Toilettenartikel anzulegen und jede deutsche Familie ca. fünf Europaletten Klopapier als Notvorrat hortete. Aber auch für diese Art Notfälle gab und gibt es Alternativen, wie uns die Generation unserer Großeltern in der Nachkriegszeit vormachte. So eignen sich zum Beispiel auch alte Zeitschriften und Zeitungen (außer diese natürlich, die sollten Sie lesen), zum Hinternabwischen. Besser dazu geeignet als frischgedruckte Wahlzettel sind alte Spiegel-Ausgaben allemal.
Aber warum denn so kompliziert? Man könnte die Ressourcenknappheit auch einfach umgehen, indem man auf das Berliner Bundes- und Landtagswahlmodel von September 2021 zurückgreift und das Ergebnis der vorgezogenen Neuwahlen einfach Pi mal Daumen bestimmt. Oder noch besser: den Vorschlag der damaligen SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi von 2014 aufgreift und die vorgezogene Bundestagswahl an den Kassen von Aldi und Edeka abhält. Nach dem Bezahlen und Verköstigen eines Sixpacks Schultenbräu schnell noch den neuen Bundestag bestimmen – wieso nicht? Die Wahl, ob man sich Ende des Monats vom kümmerlichen Restlohn lieber einen Nordseekrabbensalat (aktueller Preis 8,99 Euro bei Edeka, 3,99 Euro Vor-Ampel-Preis) oder eine Flasche Olivenöl (aktuell 8,79 Euro bei Aldi Nord, 3,49 Euro Vor-Ampel-Preis) leistet, ist auf jeden Fall bedeutend schwerer.
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