Lin gegen Lin, Wang gegen Wang
Von René HamannAm Ende sind es wieder die Chinesen. Neben dieser Binse hatte das WTT-Champions-Turnier in Frankfurt am Main einiges zu bieten. Sonntag war Schluss, es war das vorletzte Turnier der World Series 2024. Am 20. November startet in Kitakyushu, Japan, das Finale der besten Tischtennisprofis.
Superlative, Rekorde, Bizarrieren gab es in Frankfurt zu erleben. Der Sieger bei den Herren, Lin Shidong aus China, 19jährige Noch-Nummer-zwei der Welt, hat fünf der sechs letzten Turniere der erst vier Jahre alten Serie gewonnen. Lediglich in Montpellier siegte Felix Lebrun, nachdem er Lin im Halbfinale mit 4:0 von der Platte geputzt hatte.
Lebrun, Europas Shootingstar, verlor in Frankfurt erstmals gegen seinen schwedischen Kontrahenten Truls Möregårdh – mit 2:4. Möregårdh war danach ausgepowert und unterlag seinem Kumpel und Doppelpartner Anton Källberg im Halbfinale ebenfalls mit 2:4. Källberg, der sich im Finale tapfer gegen Lin gewehrt hatte, mit 1:4 freilich deutlich unterlag, holte auch einen Rekord – als erster Schwede in einem World-Series-Finale. Immerhin.
Mit Möregårdh und Källberg gab es zuvor ein schwedisches Halbfinale, derweil sich auf der anderen Seite zwei Lins duellierten: Lin Shidong gegen Lin Yun-ju aus Taiwan. Im Finale der Damen blieben die chinesischen Wangs unter sich. Wang Manyu schlug Wang Yidi mit 4:2. War zu erwarten gewesen, die Nummer eins gewann gegen die Nummer zwei. Beste Europäerin war die auch nominell beste Europäerin, die Rumänin Bernadette Szőcs. Sie unterlag im Achtelfinale, genau wie Landsfrau Elizabeta Samara und die junge Prithika Pavade aus Frankreich, die allmählich wieder Fahrt aufnimmt. Anders als die anderen beiden holte Szőcs immerhin einen Satz. Danach blieben die Asiatinnen unter sich.
Trotz des Sieges von Lin Shidong sieht man bei den Männern, dass die Abstände zwischen den Weltbesten kleiner geworden sind. Lebrun und Möregårdh sind aber noch nicht konstant stark genug, das Feld zu dominieren. Anders gesagt, China gibt seine Vormachtstellung nicht auf, ohne heftige Gegenwehr zu leisten. Wie auch immer, Anton Källberg war es diesmal vergönnt, das Finale zu bestreiten. Bei der EM in Linz hatte er keine Chance gegen Partner Möregårdh gehabt.
Gegen Ende des Finales reichte Lin eine ruhige Phase im Schlusssatz – Deckel drauf. Källberg musste nach 0:3 und seinem ersten gewonnenen Satz stärker ins Risiko gehen, wurde anfälliger für Fehler. Lin kontrollierte das Risiko. Nach 6:6 stand es bald 10:6, am Ende reichte es zum 11:7 für Lin. In der Weltrangliste kratzt der Sieger nun am Thron von Wang Chuqin, dessen Form sich im harten Sinkflug befindet. Er hatte in Frankfurt früh die Segel streichen müssen im Achtelfinale gegen Källberg.
Die Deutschen enttäuschten bei ihrem Heimturnier. Benedikt Duda gegen Lin Shidong: chancenlos. Ebenso Annett Kaufmann und Nina Mittelham bei den Damen. Aus in Runde eins. Lichtblick war Ricardo Walther, der überraschend das Viertelfinale erreichte.
Hochprofessionell war das Setting in der Frankfurter Halle. Aber im Netz sieht Tischtennis ohnehin seit einiger Zeit perfekt aus. Gute Show, packende Spiele. Die Zuschauer merken allmählich, dass da was herangewachsen ist. Höhepunkt und Abschluss findet das Jahr 2024 beim WTT-Finale in Japan. Die Besten werden dabei sein. Die World Series 2025 dürften noch etwas fetter werden, genaueres gibt der Tischtennisweltverband in Kürze bekannt.
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